„Kunst möchte ich jedem zugänglich machen, der Lust darauf hat“
HOMBERG/EFZE. „Das Zusammenspiel von chaotischen Strukturen, die von schematischen, grafischen Strukturen umspielt werden“, so beschreibt der Erfurter Künstler Michael Ritzmann (39), auch bekannt als Dr. Molrok, selbst das, was den Betrachter in seinen Werken erwartet. Dabei werden im ehemaligen Schuhhaus Schott/Athletico in der Untergasse in Homberg/Efze für zwei Wochen sowohl seine Skulpturen aus Eisen als auch Gemälde gezeigt. Und das mit voller Absicht.
Skulpturen und Gemälde ergänzen sich, stehen miteinander als Gesamtkunstwerk in Verbindung, ja beziehen sich aufeinander. „Sie stellen eine Interpretation mikro- und makrobiologischer Prozesse dar. Die Skulpturen und die Malerei ahmen körperinterne Prozesse und Zustände nach“, sagt der Künstler. Und in der Tat wirken Ritzmann´s Darstellungen wie aufschäumende Körperflüssigkeiten und Einblicke in den Stoffwechsel eines Körpers. „Das Gegenüberstellen zweier Extreme ist das, was mich reizt. Das Zusammenspiel von Chaotischem, das von grafischer Struktur umspielt wird, ohne das Chaotische einzugrenzen“, sagt Michael Ritzmann.
Und während er so redet, denke ich, hier spricht ein Doktor und referiert über mikrobiologische Prozesse. „Ich bin ein Mensch, der gerne Wissen teilt“, sagt Ritzmann und schaut mich mit seinen intensiven Augen an.
Schon früh als kleiner Junge habe er Kunst gemacht. Mit 14 Jahren begann er seine künstlerische Laufbahn in der Erfurter Graffiti-Szene. Nach dem Abitur habe er sich gegen ein Kunststudium entschieden. „Aus Angst, dass dabei die Muse flöten geht“, wie er sagt.
Er musste sich dann erst ausprobieren, künstlerische Erfahrungen sammeln und auch lernen, wie man von Kunst leben kann. Heute zählt Michael Ritzmann zu den deutschen Künstlern, die sich um Geld keine Sorgen machen müssen. Er ist gefragt. Seine Kunst hat er in Ausstellungen in Berlin, München, Leipzig (Monumenta), Paris und Tokio (Metropolitan Art Museum) präsentiert. Demnächst steht Madrid auf dem Programm. Und er hätte aktuell auch in einer größeren Stadt präsent sein können. Doch das ist Michael Ritzmann nicht das wichtigste: „Kunst möchte ich jedem zugänglich machen, der Lust darauf hat.“
Mit Mitte 30, nachdem er im Kunstbetrieb Fuß gefasst hatte, ging er zurück an die Uni. Er studiert nun in Weimar an der Kunsthochschule bei Professor Björn Dahlem.
Vorgetäuschte und wirkliche Dreidimensionalität gehen in seinen Werken fließend ineinander über. Und er sagt selbst: „Die Wirkung eines Kunstwerkes hängt maßgeblich davon ab, wo es zu sehen ist.“
Die temporäre Ausstellung in einem ehemaligen Schuh- und Sportladen in Homberg (Efze) ist deshalb auch für ihn ein Experiment. Sie wurde am Mittwochabend, dem 22. September 2021 mit einer Vernissage eröffnet. Am Geburtstag von Michael Ritzmann. Er teilt also nicht nur seine Kunst mit uns, sondern auch diesen besonderen Lebenstag. Dafür sei ihm gedankt. (di/pm)
Die Ausstellung ist ein Projekt der FreiRaumStation im Rahmen des Summer of Pioneers. Sie ist geöffnet vom 22. September bis 08. Oktober 2021
im ehem. Schuhhaus Schott
Untergasse 6
34576 Homberg (Efze)
Montags bis samstags 15-19 Uhr
Finissage am 8. Oktober 2021, 19 Uhr Informationen zum Künstler: www.molrok.com
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