Wohnangebot der Hephata-Behindertenhilfe besteht seit zehn Jahren
SCHRECKSBACH. Mitten im Ort zu wohnen und Teil der Gemeinschaft zu sein: Das wünschen sich Menschen mit und ohne Behinderungen gleichermaßen. Unterstützt von der Hephata Diakonie leben in Schrecksbach in einem modernen Neubau 14 Menschen mit Behinderungen. Jetzt feierte das Wohnangebot sein zehnjähriges Bestehen.
Am 1. August 2011 zogen die ersten Klienten in das damals neu gebaute Wohnhaus in der Kasseler Straße in Schrecksbach ein. Sieben von ihnen wohnen bis heute dort, darunter auch Angelika Soldan und Rosemarie Schacht. Längst ist das Wohnhaus eine feste Institution in Schrecksbach geworden – und die Klienten sind im Ort bestens bekannt. „Ich finde es sehr schön, dass ich hier wohne“, sagt Rosemarie Schacht. Die 80-Jährige ist die Koch- und Back-Expertin im Haus. Sie schaut gerne Kochsendungen an und die Gruppe kocht häufig nach ihren Rezepten. Gekocht wird gerne gemeinsam. „Jede und jeder hat so seine Lieblingsaufgaben im Haushalt“, sagt Teamleiterin Annette Stein.
Insgesamt 14 Plätze bietet das Wohnhaus, die alle belegt sind. Wird ein Platz frei, bleibt er nicht lange unbesetzt. Die Anfrage sei hoch, vor allem von Menschen aus der Region. Sechs der Klientinnen, die vor zehn Jahren eingezogen sind, hatten vorher im Haus Bethanien auf dem Hephata-Stammgelände gelebt. „Die Privatsphäre hier im Haus ist natürlich eine ganz andere“, erklärt Kai Wettlaufer, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter der Hephata-Behindertenhilfe. „Die Frauen kannten noch Schlafsäle mit vielen Betten, hier hat jeder ein eigenes Zimmer und kann sich zurückziehen.“
Erst seit wenigen Wochen lebt Beate Geiß in Schrecksbach. Sehr schnell hat sie sich für den Umzug entschieden, nachdem sie das Haus besichtigt hatte. „Ich war für einen Besuch hier, habe mir das Zimmer angesehen und es hat mir gut gefallen“, fasst Beate Geiß zusammen.
„Die Altersstruktur reicht von 18 bis 80“, so Annette Stein. Während die jüngeren Klienten tagsüber in den Hephata-Werkstätten beschäftigt sind, packen die älteren beim Vorbereiten des Mittagessens mit an oder übernehmen andere Aufgaben im Haus. „Ich gehe gerne einkaufen, wenn wir etwas vergessen haben“, fügt Werner Eckhardt hinzu. Praktisch: In der direkten Nachbarschaft zum Wohnhaus gibt es sowohl eine Metzgerei als auch einen kleinen Supermarkt. „In beiden Geschäften geht es familiär zu, das ist für unsere Menschen perfekt, um das selbstständige Einkaufen zu üben“, erklärt Annette Stein.
„Diese Form des Wohnens fördert die sozialen Kompetenzen“, sagt Kai Wettlaufer, stellvertretender Geschäftsbereichsleiter der Hephata-Behindertenhilfe. „Das war anfangs ein Lernprozess, in dem sich alle Beteiligten zurechtfinden mussten.“ Für die Mitarbeitenden des Wohnhauses – insgesamt 13 inklusive Raumpflegerin und Hausmeister – bedeutete das auch die Bewältigung der Aufgabe, das Haus und seine Bewohner im Ort zu integrieren. Schrecksbach habe es ihnen aber sehr leicht gemacht, sagt Annette Stein. So finde der Martinsumzug auf dem Hof des Wohnhauses regelmäßig seinen Abschluss, der Gesangverein singe Ständchen und Klientenund Mitarbeitende besuchen Veranstaltungen im Ort.
Das zehnjährige Bestehen des Hauses konnten sie nicht mit einem größeren Sommerfest feiern – die Coronapandemie machte allen einen Strich durch die Rechnung. Eine kleine, interne Feier mit allen Klienten und Mitarbeitenden gab es dennoch. „Wir haben Kuchen gebacken und waren im Garten“, erinnert sich Werner Eckhardt. „Das war gut.“ (wal)