Passende Kochrezepte werden mitgeliefert
SCHWALMSTADT. In Allendorf/Landsburg gibt es gleich vier landwirtschaftliche Betriebe, die sich ein familiäres und nachhaltiges Wirtschaften auf die Fahne geschrieben haben und nun gemeinsam für ihre Ziele und Produkte eintreten.
„Gemeinsam kann man mehr erreichen“, sagen die jungen Allendörfer Landwirte, die ihren Beruf mit Leidenschaft und Herzblut ausüben. „Landwirtschaft ist nicht einfach nur ein Job. Ich möchte bewusst das Erbe meiner Vorfahren fortführen und weiterentwickeln“, sagt beispielsweise die 22-jährige Lea Schmitt, die gerade ihr erstes selbst angebautes Gemüse in Allendorf verkauft und weiß, was es heißt, unzählige Reihen Karotten und Zwiebeln händisch zu hacken, zu ernten und für den Verkauf vorzubereiten.Auch auf dem Hof Ziegler wird unlängst das Rindfleisch der eigenen Nachzucht über Familienfleischkisten direkt vermarktet und Kartoffeln warten am kleinen Verkaufsstand an der Dorfstraße auf Kundschaft.
„Durch den engen Kontakt zu den Kunden erfährt Landwirtschaft doch wieder eine Art von Wertschätzung“, so der 43jährige Thomas Ziegler, der täglich seine Kühe über die Dorfstraßen auf die Weiden treibt. Gleich nebenan wohnt Allendorfs Eierproduzent Sebastian Otto. Der Agrartechniker hegte schon zur Grundschulzeit seine eigenen Hühner am Hof, wo bis heute Ackerbau betrieben wird und der Weizen für die Hühner wächst. Die Liebe zum Federvieh hat den 33-jährigen selbst zwei Hühnermobile bauen lassen, sodass heute 300 glückliche Hennen über die Wiesen Allendorfs flitzen, nach Würmern picken oder im Sand scharren. „Eine artgerechte Haltung und ein effizientes Arbeiten war mir wichtig. Beim Eigenbau der Hühnermobile konnte ich all meine Ideen verwirklichen“, so der Agrartechniker, der gemeinsam mit Nils Weber, dem vierten Landwirt im Bunde, die Technikerschule besucht hat. Das Herz des 27jährigen gehört den Schweinen. Nils Weber hält 200 Schweine, unter anderem auch die alte Schweinerasse Duroc, auf Stroh und füttert sie mit Schrot aus eigenem Anbau. Der Weber’sche Hof, der auch landwirtschaftliche Lohndienstleistungen anbietet, beliefert Metzger der Region.
„Das Regionale muss einfach wieder mehr ins Bewusstsein rücken“, sagen die Allendörfer Bauern, die mit ihren Produkten in der Direktvermarktung zu einem kleinen Einkaufsbummel im Dorf einladen. „Unser Dorf hat gewissermaßen eine Shopping-Meile“, sagt Lea Schmitt, die an der 200 Meter langen Dorfstraße in ihrem Verkaufshäuschen Gemüse der Saison anbietet. Wenige Meter weiter dann die Weber’schen Schweineställe und das Kartoffelwägelchen der Zieglers, bevor man an Otto’s Hof Eier, Nudeln oder auch Suppenhühner erstehen kann. Rindfleisch und Weidehähnchengibt es an den Direktvermarktertagen der Zieglers auf Vorbestellung.
Um all die Produkte miteinander in Verbindung zu bringen, haben sich die jungen Landwirte etwas einfallen lassen: mit wöchentlichen Rezeptvorschlägen, für die die Landwirte einen eigenen Sammelordner entworfen haben, soll die Lust am Kochen der heimischen Produkte geweckt werden. Mit „Landliebe im Kochtopf“ haben die vier ihre Idee überschrieben. Einmal pro Woche werden an jedem Hof verschiedene neue Rezeptkarten zum Mitnehmen ausliegen. Lediglich für den Sammelordner wird ein Kostenbeitrag von 5 Euro erhoben. „Nicht jeder kann heutzutage mehr einen Sonntagsbraten oder ein Suppenhuhn automatisch zubereiten. Das ist über die Generationen hinweg schon etwas Wissen verloren gegangen“, sagt Regina Ziegler-Dörhöfer.
Die vier Landwirtschaftsfamilien freuen sich, wenn Kunden den Kontakt zu den Höfen suchen, mal die Nase in den Stall stecken und dabei Fragen zur Landwirtschaft stellen. „Da gibt es doch immer wieder jede Menge Missverständnisse“, hat Nils Weber festgestellt. Am Hof Ziegler schauen regelmäßig Kindergruppen und Schulklassen im Rahmen des Angebotes „Bauernhof als Klassenzimmer“ vorbei und lernen beispielsweise, dass die Milch eben nicht aus dem Tetrapack kommt. (wal)