Wilhelm Lehmanns Landschaftsbeschreibungen im Hirschgarten
BORKEN-NASSENERFURTH. Zu eine Lesung im Schloss hatten Schauspielerin Bettina Hauenschild und Regisseur Otto Kukla am letzten August-Sonntag eingeladen. Sie bewohnen mit Anderen gemeinsam das alte Wasserschloss Hirschgarten im Borkener Stadtteil Nassenerfurth und beleben die altehrwürdige Anlage mit Veranstaltungen und Vorträgen.
Hier hat Frau Hauenschild auch einen wunderbaren Heilkräutergarten angelegt und ein Buch über gesunde Ernährung mit Heilkräutern veröffentlicht. Der Garten im Schloss ist nach dem Vorbild mittelalterlicher Klostergärten entstanden. Ein Produktionsgarten liegt außerhalb der Schlossmauern. Die Anlage lädt dazu ein, Pflanzen und Kräuter erkunden, dafür werden auch Führungen zu festen Terminen angeboten. Immer sonntags – zum Schlosscafé von 14:00 bis 18:00 Uhr – ist in den warmen Monaten der Besuch in einem bewirteten Zelt möglich. Ob die Innenräume im Herbst genutzt werden können, wissen die Schlossbewohner noch nicht.
Nach dem Café las Bettina Hauenschild aus dem „Bukolischen Tagebuch“ – dem Tagebuch eines Hirten – von Wilhelm Lehmann (1882-1968). Dem Autor wurde in der Weimarer Republik der Kleist-Preis für seine Romane, Erzählungen und Lyrik verliehen. Begleitet wurde sie von Otto Kukla am Harmonium.
Nur die harten kommen in den Garten
„Nur die harten kommen in den Garten“, stellte die Schauspielerin und Autorin angesichts der rauen Temperaturen und der folglich geringen Besucherschar fest. Geplant war der Abend eigentlich mit Fackeln auf der Wiese. Unter dem Zeltdach war es zwar nicht kuschelig warm, aber doch ausgesprochen gemütlich.
Wilhelm Lehmann, konnte Frau Hauenschild berichten, war bekannt für wunderbare Landschaftsbeschreibungen. Im 1. Weltkrieg ist er 2-mal desertiert. Später wollte er unter den Nazis als Lehrer seinen Status nicht verlieren und ist gegen jede Überzeugung in die Partei eingetreten. Die Geschichten, so Bettina Hauenschild führen weg von den lauten Weltbewegungen, hin zu den eigenen Wahrheiten, zum scheinbar Unbedeutenden. Mit leidenschaftlicher Poesie beschreibt Lehmann Insekten und Vogelschwärme. Dazu gesellt sich das leise Klappern der Pedale des Harmoniums. In die Klänge gesprochen verraten die Worte Lehmanns: „Schöpfung geschieht jeden Tag!“
Von Quallen bis Nacktschnecken – von Schafgarbe bis Rosen
Man sieht die Vögel fliegen, wenn man dem Wechsel zwischen dem fast gesungenen „Spiiie“ und den ähnlich klingenden hohen, leicht unsauberen Tönen, auf dem Harmonium lauscht. Man muss nicht wissen, was Schafgarben, Wicken, Kohlweißlinge, Stachelbeerspanner, Pantoffelblumen, Wollraupenspinner der Glasbeerenglucke, Goldruten, Wasserfedern und Glockenblumen sind. Man versteht die Worte von Lehmann auch so, weil sie unweigerlich Bilder in der Fantasie formen.
Und manches ist auch einfach ausgesprochen logisch: Nacktschnecken beispielsweise, stehen der Erde am nächsten. Und vieles passt perfekt zusammen: Schnecke und Erde, Qualle und Wasser und beides stört doch nicht, weil es dahin gehört. Was stört ist höchstens der Mensch, der die Natur nicht versteht. Und manche Wortspiele waren damals wie heute aktuell, wie die Rosen und das Rasen, eine Fantasie von Rosen an den Straßen…
„An den Pflanzen klebt das Blut des abgestorbenen Sommers…“ So lautet ein Satz des Autors, der in wenigen Wochen wieder Wirklichkeit wird. (Rainer Sander)
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