Broschüre von Rainer Sander + Paavo Blåfield veröffentlicht
BAUNATAL. Das Coronavirus hat in den letzten 20 Monaten Gutes und Schlechtes in uns hervorgebracht. Wir haben uns während der Pandemie untereinander geholfen und einige haben dafür fast den Bundestag in Berlin gestürmt.
Es gab und wird vermutlich in den nächsten Monaten und Jahren noch viel Licht und Schatten bei der Bewältigung von Corona geben, jedenfalls, bis wir gelernt haben, ein Leben mit dem Virus zu finden und die Politik das „wenn – dann“ überwindet.
Nicht losgelöst vom „wenn – dann“ war auch der Öffnung im April 2021 in Baunatal, die durch die Bundesnotbremse nach elf Tagen schlagartig ein Ende fand.
„Wenn wir uns alle einschränken, dann wird es besser. Hat nicht so ganz geklappt! Wir müssen allmählich begreifen, dass wir mit einer Realität umgehen müssen, die wir so nicht erwartet haben“.
Rainer Sander
„Wenn wir Disziplin üben und uns alle einschränken, dann wird es besser“, hieß es in der ersten Welle. Hat nicht so ganz geklappt! „Wenn wir jetzt noch ein bisschen durchhalten, bis der Impfstoff da ist, dann wird es wirklich besser!“ Das waren die Worte vor der Bundesnotbremse. Auch das hat nicht so, wie versprochen funktioniert. Wenn wir durch geimpft sind, haben wir Herdenimmunität und dann wird es wie vorher.“ Auch das hat am Ende nicht gestimmt. Jetzt fehlt das wenn, jetzt wird Druck erzeugt. „Wir müssen allmählich begreifen, dass wir mit einer Realität umgehen müssen, die wir so nicht erwartet haben“, so formulierte Autor Rainer Sander sein Resümee zum Baunataler Modell, das aufgezeigt hat, wie es geht mit testen und Kontrolle eine Situation zu beherrschen, die sonst außer Kontrolle zu geraten scheint.
Die Broschüre, ein knapp 100-seitiges Buch, stellten Bürgermeisterin Silke Engler, Baunatals Stadtmanager Dirk Wuschko, Autor Rainer Sander und Fotograf Paavo Blåfield am Dienstag in der Baunataler Stadthalle vor. Das Buch zeigt das Pilotprojekt der Öffnung von Handel und Gastronomie auf. In dem Buch „11 Tage im April“ ist es Autor Rainer Sander gelungen, die Zeit vor, während und nach der Modell-Öffnung zu reflektieren. Er lässt die Protagonisten der Zeit in seinen emphatischen Interviews zu Wort kommen. Vor Sander haben sich viele Menschen geöffnet und von ihren Erfahrungen und Hoffnungen berichtet.
Der Fotograf Paavo Blåfield untermauert die Empathie der Interwies mit seinen Bildern und sorgt für den ebenso gelungenen visuellen Einblick der interviewten Menschen Baunatals, die, wie Blåfield sagt, nach einer Weile gar nicht mehr gemerkt haben, dass die Kamera ständig dabei ist.
„Ein gutes Projekt, bei dem wir versucht haben, viel unter einen Hut zu bringen“.
Silke Engler
Für Bürgermeisterin Silke Engler war es wichtig, nicht nur die nackten Zahlen in einer sachlichen, behördlichen Dokumentation darzustellen, sondern die Beteiligten, Betroffenen und Beobachter zu Wort kommen zu lassen. Auch dass auf diese Weise besser verstanden wird, welche Gedanken überhaupt zu diesem Schritt bewogen haben und was es für alle Beteiligten bedeutet hat. Die scheidende Bürgermeisterin betont immer wieder die Stadtgemeinschaft in Baunatal. Genau die hat in den „11 Tagen im April funktioniert“.
„Alle haben gewusst, dass es kein wirtschaftlicher Erfolg sein wird“
Dirk Wuschko
Stadtmanager Dirk Wuschko erinnerte daran, dass das Modell im Grunde schon vorher begonnen habe. Ohne die funktionierenden Strukturen in Baunatal, wäre es unmöglich gewesen die Öffnung mit fast 100 Prozent der möglichen Betriebe und mit solch kurzer Vorlaufzeit umzusetzen. Dabei habe jeder gewusst, dass hier nicht der wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund steht, sondern das Bewusstsein dafür, dass etwas geht.
Ob Landesregierung, Polizei, Ordnungsdienst, Gesundheitsamt, Wirtschaftsgemeinschaft, Stadtmarketing, Gastronomie, Einzelhandel, Rentner, Erwerbstätige und Schüler, die die City nutzen, in der erschienenen Buchbroschüre kommen alle in ihren eigenen Worten vor und äußern sich zu ihrer ganz persönlichen Wirklichkeit, sodass eine völlig neue Sicht nicht nur auf die „11 Tage im April“ entsteht, sondern auch auf die Zeit davor und das, was sich jetzt vollzieht.
Vergleich mit Modellstädten wie Rostock oder Tübingen gewagt
In dem Buch kommen aber unter anderem auch Rostock Bürgermeister Claus Ruhe Madsen und Tübingens Stadtoberhaupt Boris Palmer zu Wort, die während der Pandemie teils unterschiedliche Wege beschreiten aber das identische Ziel verfolgen. Sie wollen möglichst das städtische Gemeinwesen nicht herunterfahren – genauso wie Baunatals Bürgermeisterin Silke Engler im gesetzlichen Rahmen des Modellversuchs.
Das Baunataler Modell zeigt, dass es einen dritten Weg gibt, zwischen laissez faire und maximalem Lockdown. Zum einen, weil die Daten nicht belegen, dass es in einem kontrollierten Testrahmen zu negativen Verläufen kommt, zum anderen, weil die Stimmungslage sich spürbar aufhellt. Und das Baunataler Modell ist das einzige, dass auf diese Weise dokumentiert wird und das Projekt in den Kontext zu anderen Modellen stellt.
Das Buch erscheint in einer Auflage von 1.000 Exemplaren und wird vom Wittich Verlag herausgegeben (ISBN978-3-00-069576-6). Für 12,80 Euro ist es bei der Stadt Baunatal, im Stadtmarketing-Büro, einigen Geschäften und bei Amazon erhältlich. Zudem ist noch ein E-Book geplant. (wal)
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