RIMBACH. Sie ist nur wenige Zentimeter groß und liebt matschige Pfützen und trübes Gewässer. Ihr Markenzeichen ist der gelbe Bauch, dem die Gelbbauchunke auch ihren Namen verdankt.
Allerdings ist der Bestand der Lurche in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch geschrumpft. Ein Wiederansiedlungsprojekt in der Fuldaaue bei Rimbach im Vogelsbergkreis soll diesem Artenschwund nun entgegenwirken. Federführend dabei ist die Obere Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums (RP) Gießen, die dafür mit vielen Beteiligten zusammenarbeitet. Einige Wochen nach der Ansiedlung von mehr als 40 Gelbbauchunken steht fest: „Das Pilotprojekt ist schon jetzt ein voller Erfolg“, freut sich Gabriele Nicolay. Gemeinsam mit ihrem Mann Harald Nicolay hat sie die Maßnahme im Auftrag des RP Gießen konzipiert. Die Tiere haben Nachwuchs bekommen – ein deutliches Zeichen dafür, dass sie sich in ihrer neuen Umgebung wohlfühlen.
Der ursprüngliche Lebensraum der Gelbbauchunke sind eigentlich die Auen, die kanalisiert, bebaut und entwässert worden sind und die Lurche deshalb immer weiter verdrängt haben. Inzwischen kommt die hochsensible Art nur noch an wenigen Orten wie Steinbrüchen, Truppenübungsplätzen oder Motocross-Strecken vor. Hier findet die in Hessen streng geschützte und vom Aussterben bedrohte Art einen noch verbliebenen Lebensraum. Selbst an diesen Standorten ist es durch geänderte Bewirtschaftungen oder Betriebsaufgaben zu immer weiteren Verlusten der Unke gekommen.
Das Pilotprojekt zur Wiederansiedlung bedurfte einer mehrjährigen Vorbereitung. „Zunächst mussten geeignete Flächen ausgekundschaftet werden. Dann wurden sie vom Land Hessen und dem Büro Agri-Herp Consult erworben“, berichtet Sebastian Weller von der Oberen Naturschutzbehörde. Die Wahl fiel auf einen Bereich in der Fuldaaue zwischen den beiden Ortschaften Queck und Rimbach. Danach wurde von einer intensiven Mahdnutzung auf eine extensive ökologische Beweidung mit Robustrindern umgestellt. Im Frühjahr 2021 ging es daran, den Lebensraum aufzuwerten. Fünf größere Aufenthaltsgewässer wurden gebaggert und im Umkreis die für die Unke so relevanten Reproduktionsgewässer angelegt. Hinzu kamen sieben größere Steinhaufen, wo sich nicht nur die Gelbbauchunke, sondern auch viele andere Tiere wohlfühlen und Platz zum Überwintern finden.
Als die Tümpel fertig waren, wurden im Mai und Juni insgesamt 44 erwachsene Gelbbauchunken in drei Abschnitten angesiedelt. „Die Lurche stammen aus verbliebenen hessischen Vorkommen, die groß genug waren, um einzelne Tiere als ,Spendertiere‘ zu entnehmen“, erläutert Sebastian Weller. Ende Juni wurden zudem 250 Kaulquappen des Laubfrosches in zwei der großen Tümpel freigesetzt. Die Ansiedlung des Laubfrosches soll in den kommenden Jahren ebenso wie die der Gelbbauchunke ergänzt und damit die Population gestärkt werden. Inzwischen wurden auch Waldeidechsen, Ringelnattern und die inzwischen sehr selten gewordene Bekassine, eine mittelgroße Vogelart mit langem Schnabel, gesichtet – bester Beweis dafür, dass das Konzept des integrierten, multifunktionalen Ansatzes aufgeht.
Eine Schlüsselrolle bei der Sicherung der gewünschten Nachhaltigkeit spielt eine kleine Herde schottischer Hochlandrinder aus Rimbach, deren Besitzer sich in idealer Zusammenarbeit um die gute Beweidung der Projektfläche kümmern. Die Robustrinder liefern in Form ihres Kots beispielsweise die Lebensgrundlage für weitere Arten und verbessern hierdurch das Lebens- und Nahrungsspektrum der Gelbbauchunken.
Von den Aufwertungsmaßnahmen profitieren neben den bereits genannten Arten noch weitere unzählige Arten des Auenlebensraumes: Bis zu vier Weißstörche patrouillieren zeitgleich die Biotopfläche. Die Projektverantwortlichen sehen dies jedoch gelassen. „Wenn die ökologischen Rahmenbedingungen stimmen, dann werden die Störche die Gelbbauchunken und Laubfrösche nicht kritisch dezimieren“, ist sich Heinrich Wacker vom Büro für Landschaftsplanung aus Rotenburg sicher. „Gelbbauchunken scheiden bei Belästigung ein reizendes Sekret aus Hautdrüsen aus. Sie gehören daher nicht zur bevorzugten Nahrung von Vögeln und anderen Prädatoren.“
Das Projektteam ist mit den bisherigen Ergebnissen höchst zufrieden, wie ein Treffen aller Beteiligten vor Ort zeigte. Der Termin diente als Abschluss der ersten Umsetzungsphase in diesem Jahr. Er wurde mit einer Bestandsaufnahme verbunden, bei der sich der Erfolg nochmals sehr deutlich bestätigt hat. Dazu beigetragen haben viele Beteiligte. Die Trägerschaft des Vorhabens liegt bei der Oberen Naturschutzbehörde des RP Gießen. Finanziert wird es vom Land Hessen. Die Baggermaßnahmen organisierten Mitarbeiter des Forstamts Burghaun, insbesondere Jörg Althoff. Gabriele und Harald Nicolay, Inhaber des Büros Agri-Herp Consult, sind die maßgeblichen Ideengeber des Projektes, haben im Auftrag des Regierungspräsidiums bereits im Jahr 2018 das Konzept für die Wiederansiedlung der Gelbbauchunke verfasst und führen mit großem Engagement die Umsiedlungsmaßnahmen durch. Die aus Rimbach stammende Familie Paszkiewicz sorgt für die Beweidung der Flächen und liefert damit einen wichtigen Baustein für die Dauerhaftigkeit des gesamten Vorhabens. Die Ansiedlung des Laubfrosches erfolgt durch das „Büro für Landschaftsplanung“, Heinrich Wacker aus Rotenburg und Matthias Hohmann. Außerdem wird das Projekt durch die Untere Wasser- und Naturschutzbehörde des Vogelsbergkreises, das Amt für den ländlichen Raum des Vogelsbergkreises sowie Vertretern des Regierungspräsidiums Kassel unterstützt. (pm)
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