Rekordergebnis für Hospiz Schwalm-Eder und Ahrweiler
SCHWALMSTADT. Es ist nicht die Größe, die entscheidet, wie viel Größe jemand hat. Größe haben alle Sängerinnen und Sänger, Musikerinnen und Musiker gezeigt, die am Samstagabend genau in der Lücke zwischen zwei Regenwetterlagen – ohne Gage aber mit viel Leidenschaft – für die Hospizarbeit im Schwalm-Eder-Kreis aufgetreten sind.
Dass das Hospiz in Gilserberg nicht allein Hilfe benötigt, machte für die Veranstalter Dennis Krause deutlich, als er Christine-Ann Raesch auf die Bühne holte, deren kostenlosen Aufbau der Event-Service Zimmer ermöglicht hat. Die Hospiz-Koordinatorin für den Kirchenkreis Schwalm-Eder hatte am Morgen noch mit dem Hospiz in Bad Neuenahr-Ahrweiler telefoniert. Ihre Kollegin dort, Pfarrerin Ulrike Dobrowolny, wusste zu erzählen, dass die 12 Gäste im Hospiz komplett nach Remagen und Andernach evakuiert wurden, weil kein Strom mehr fließt, die Versorgung unterbrochen, das Büro zerstört und überhaupt alles heftiger ist, als die Fernsehbilder zeigen. Überall ist Schlamm und es stinkt.
Was sagt man Menschen, die den Tod gesehen haben?
An der Ahr lernen die Hospiz-Mitarbeiter gerade, wie man mit Traumata umgeht. Keiner von ihnen wusste und weiß, was man zu Menschen sagt, die jemanden in den Futen haben sterben sehen oder zu der Familie, deren Tochter noch schnell mit dem Hund rauswollte, bevor die Flut minutenschnell kam und weder sie noch der Hund seitdem wieder gesehen wurden… Hospizarbeit ist normalerweise anders.
Dafür gibt es wenig Worte. Die fehlten übrigens am Anfang auch Vanessa Schreiner, als nicht alle Playbacks liefen und sie ihr Programm etwas kürzen musste. Das Musiker auch spontan mit der Gitarre – selbst bei Titeln, die man nicht jeden Tag spielt – aushelfen können, wenn eine MP3 nicht so will, wie die Sängerin, hat den Auftakt gerettet. So begleitete Samuel Mühling – mit Akkorden vom Tablet – bei Julis „Wir beide“, das Vanessa gefühlvoll für ihre „Beste Freundin“ sang. Vanessa Schreiner ist mit sechs Auftritten in sechs Jahren so etwas wie das Gesicht der Benefiz-Veranstaltung geworden. Und wer es hören wollte oder nicht, bekam es musikalisch in aller Deutlichkeit gesagt: Vanessa mag keine Schokolade… … sie will lieber einen Mann!
Eine Voice of Germany singt eine Rhapsodie
Apropos Mann: Es gehört schon etwas Mut dazu, Bohemian Rhapsody von Queen anzustimmen und sich mit dem Godfather of Voice zu messen. Für eine „Voice of Germany“, in diesem Fall Phil Schaller, Finalist der Kids-Version 2021, kein Problem, weil er der Musik auf eine derart selbstverständliche und selbstbewusste Art begegnet, die man bei einem 15-jährigen nicht unbedingt erwartet. Der Kleinste war gestern Abend der Größte. Mit angegriffener Stimme transponiert der „Unshäuser Junge“ mal eben die Stücke ein bisschen tiefer, begleitet sich selbst am Piano und spricht mit dem Publikum, wie jemand, der nie etwas anderes tut. „I don’t want to die“ hat Freddy Mercury in den Text geschrieben, fast zwei Jahrzehnte bevor er selbst die Ansprache eines Hospiz-Dienstes hätte gebrauchen können.
„Da müsste Musik sein“ singt Vincent Weiß über eine romantische Begegnung mit einer geliebten Person und das war – in der Phil-Schaller-Version – irgendwie so etwas, wie das Motto des Abends. Da müsste Musik sein, für Menschen, die man nicht allein lassen will.
FourInHands, das sind Hannes Riebeling, Samuel Mühling, Alina Burkhard und Paula Saiz, überzeugten mit einem eigenen Stil, der auch weniger bekannten Titeln, ein wohlklingendes Gewand verlieh und außerdem viel Gefühl gab. Dafür stand auch das Lied „Das Gefühl“ von Annett Louisan: „Irgendwann kneift es mich!“. Danny Ziegert und seine Liebe für Musicals sind in der Schwalm bekannt. Wenn er singt, dürfen Lieder wie „Für Sarah“ (Tanz der Vampire) und – im Duett mit Vanessa Schreiner – „Liebe ist alles“ (Elisabeth – die Legende einer Heiligen) nicht fehlen, die so oder so unter die Haut gehen: „Liebe duldet alles, deshalb kennt sie keine Schuld!“
Bombastischer Abschluss mit bombastischem Ergebnis
N-GIN feat. Katha, alias Katharina Völker drehten kurz vor 22:00 Uhr dann noch einmal richtig auf. Katharinas Stimme ist kraftvoll und unterstützt von Gino di Grazia, alias Gino Dee, alias der singende UPS-Paketbote und „,Verlorener‘ Sohn Mannheims“, wird das ganze Arrangement auch eindrucksvoll. „Losing My Religion“ von R.E.M. haben die wenigsten schon einmal in einer solch druckvoll arrangierten Version gehört. Lebt das Original doch eigentlich von seiner akustischen Einfachheit. Mit etwas Verzerrer in Jürgen Rudolphs Gitarre und wummerndem Bass von Andreas Schüler, wird daraus eine Hymne. Und wenn der Bassist bei „Every Breath You Take“ das Mikrofon übernimmt und stimmlich tatsächlich ein wenig, wie Bass-Kollege Sting klingt, dann entspringt an solch einem Abend aus einer Hymne auch eine Botschaft. Die musikalische Qualität des Quintetts ist in der Tat beeindruckend und bei „Zombie“ oder „What’s Up“ wurde Katharinas Stimme von einem Klangteppich in den Ziegenhainer Abend getragen.
Getoppt wurde das am Ende nur noch durch das Allstar-Finale und das Spendenergebnis. Viele Unternehmen haben die Veranstaltung unterstützt. Das Gartencenter Meckelburg mit Pflanzen für die Bühne, die Stadt Schwalmstadt mit kostenlosem Strom und Paradeplatz, der Sicherheitsdienst Prosecure mit kostenlosem Service, die Brauerei Haaß mit der Biertisch-Bestuhlung und natürlich das Restaurant La Copa. Vor allem aber haben die mehr als 200 Gäste mit 3070 € an der Eintrittskasse sowie zusätzlich noch einmal 1600 € an Spenden für ein Rekordergebnis von 4670 € für die Hospizarbeit in Schwalm-Eder und Bad Neuenahr-Ahrweiler gesorgt, und damit den Künstlerinnen und Künstlern Dank, vor allem aber den betroffenen Mitmenschen Mitgefühl gezeigt. (Text: Rainer Sander/Bilder: Alexander Wittke)
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