Hephata-Akademie verabschiedet Leiter Dr. Martin Sander-Gaiser
TREYSA. „Der Neue ist ein Biker“, so lautete 2011 die Meldung, als die neue Leitung der Hephata-Akademie bekannt gemacht wurde. Genau zehn Jahre später verabschiedet sich Dr. Martin Sander-Gaiser in ein Studiensemester und in den anschließenden Ruhestand.
Den Spuren der Mystik möchte er nachforschen – unterwegs mit dem Motorrad und dem Fahrrad, versteht sich. Gelegentlich reiste der 63-Jährige mit dem Rennrad von Habichtswald zur Hephata Akademie an.
Viel bewegt hat sich unter seiner Leitung. Die Hephata-Akademie hat ihre Größe von 200 auf 360 Studierenden fast verdoppelt. Und vor allem hat sich die berufsbegleitende Ausbildung unter Sander-Gaisers Ägide etabliert: Im Mai 2012 startete der erste Kurs. Das gelbe Ortsschild „BGE 1 2012-2015“, das damals als Gag von dem ersten berufsbegleitenden Erzieherkurs neben dem Akademiegebäude aufgestellt wurde, erinnert noch heute daran. „Durch das berufsbegleitende Angebot ist der Campus sehr bereichert worden“, sagt der scheidende Leiter. Zudem wurde die Akademie durch das berufsbegleitende Angebot zukunftsfähig angesichts des demographischen Wandels und der starken Abwanderung junger Menschen in die großen Städte.
Für Sander-Gaiser war die Arbeit in einem Leitungsteam stets wichtig. „Ein guter fachlicher Diskurs bereichert die Qualität von Entscheidungen“, ist er überzeugt. Der Theologe und Pädagoge hat an der Universität Leipzig zum Thema „Lernen mit vernetzten Computern“ habilitiert und später an den Universitäten Kassel, Göttingen und Leipzig gelehrt, bis er 2011 dem Ruf aus Hephata nach Schwalmstadt folgte.
Die Hephata-Fachschule zu einer qualitativ hochwertigen Online-Akademie umzubauen entsprach ihm.
In den Niederlanden hatte er zum Thema „Lernen als Spiel“ promoviert, dort eine Firma für Netzwerktechnik gegründet und schon Anfang der 1990er Jahre ein Buch über Internetnutzung für Theologen geschrieben – lange vor Corona. „Die Weiterentwicklung des Online-Lernens ist ein weiterer, strategischer Schritt zur Sicherung der Zukunft der Akademie“, ist er überzeugt.
Themen wie die Vernetzung mit anderen Hochschulen und die Anerkennung des Abschlusses an der Akademie waren ihm ebenfalls wichtig. „Ein weiteres Ziel der Akademie ist es, zu einer hochschulförmigen, dualen Ausbildungsstruktur zu kommen“, so der Privatdozent.
An die Praxis von Bewegung und gesunder Lebensführung heranzuführen, war Sander-Gaiser in seiner Zeit als Leiter der Akademie ebenfalls wichtig. Dies wie auch die Themen Spiritualität und religiöse Bildung, werde er auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand weiter verfolgen, so der Privatdozent.
Obwohl er selbst von sich behauptet, „kein klassischer Pfarrer“ zu sein, predigte er regelmäßig in der Hephata-Kirche und gestaltete in der Akademie Gottesdienste.
„Die Akademie ist jetzt so, wie sich sie mir immer gewünscht habe“, sagt er zum Abschied. Er selbst gehe lieber wie Beckenbauer und nicht wie Jogi Löw oder Jan Ulrich, so der passionierte Radfahrer, der selbst schon sieben Mal mit dem Mountainbike die Alpen überquert hat.
Und doch schwingt auch etwas Bedauern mit – „dass es mir aufgrund der Vielzahl der Aufgaben nicht gelang, meine eigenen Themen Lernen und Unterrichtsentwicklung besser einzubringen.“
In seiner Freizeit schreibt Sander-Gaiser gern Gedichte in der Tradition der Liebeslyrik des Sufismus (Rumi, Hafiz) – dafür wird er in Zukunft mehr Zeit haben.
Kommissarische Leitung
Martin Sander-Gaiser wird am morgigen Donnerstag, 15. Juli, in einer gottesdienstlichen Feier auf dem Akademie-Campus offiziell verabschiedet. Sein Stellvertreter Philippe-Guy Crosnier de Bellaistre wird vom 1. August bis zu Sander-Gaisers offiziellen Ausscheiden aus dem Amt Ende Januar kommenden Jahres die Akademie kommissarisch leiten. (pm)
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