KASSEL. Führungswechsel an der Spitze der Handwerkskammer Kassel: Die 141. Vollversammlung wählte Diplom-Ingenieur Frank Dittmar einstimmig zum neuen Kammerpräsidenten.
Der Bauunternehmer aus Guxhagen folgt auf Heinrich Gringel, der die Geschicke des Handwerks in Nord-, Ost- und Mittelhessen zwölf Jahre lang erfolgreich lenkte. Deshalb ernannte das Handwerkerparlament den Bau-Ingenieur aus Schwalmstadt ebenfalls einstimmig zum Ehrenpräsidenten der Kammer. Zu den ersten Gratulanten zählten Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, und Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Beide wünschten dem neu gewählten Kammerpräsident viel Erfolg im neuen Amt.
Dittmar ist seit 2009 Mitglied der Vollversammlung und des Vorstandes der Kammer und wurde 2019 zu deren Vizepräsidenten gewählt. Neben diesem Engagement setzte er sich lange Zeit speziell für das Bauhandwerk, aber auch für das Handwerk insgesamt im Schwalm-Eder-Kreis ein. So vertrat er lange Jahre als Innungsobermeister und Kreishandwerksmeister die Interessen der Handwerksbetriebe vor Ort. Als Präsident des Verbands baugewerblicher Unternehmer Hessen ist er bis heute auf Landesebene in Frankfurt für die Betriebe im Einsatz und nimmt ihre Interessenvertretung auch im Vorstand des Zentralverbands des deutschen Baugewerbes in Berlin wahr. Bei alledem ist Dittmar immer noch Unternehmer, der voll im Tagesgeschäft steht und daher weiß, wo den Betrieben der Schuh drückt.
Die Interessenvertretung der Handwerksbetriebe kann für ihn nur im Verbund mit den Arbeitnehmervertretern in den Kammergremien sowie mit den Kreishandwerkerschaften und Innungen erfolgreich sein. „Das Handwerk ist immer dann besonders stark, wenn es sich einig ist.“ Als Kammerpräsident ist ihm wichtig, dass die Kammer jederzeit zukunftsfähig aufgestellt ist. „Wir können uns nicht nur in unseren Kammerstrukturen bewegen, während unsere Betriebe in globalen Märkten agieren“, so Dittmar.
Statt als starre Verwaltung sieht er die Kammer als eine lernende Organisation, die flexibel agieren kann. Konkret bedeutet das für ihn, beispielsweise das digitale Angebot auszuweiten. „Nicht als Selbstzweck, sondern um die Arbeitsabläufe in der Kammer schlanker, schneller und digitaler zu machen.“ Denn für ihn steht außer Frage, dass sich die Situation im Handwerk und für das Handwerk auch künftig dynamisch entwickeln wird. Deshalb ist es ihm wichtig, entsprechende Impulse in die Kammer und das Handwerk zu geben. Die Zahl der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk beläuft sich aktuell auf über 18.800.
„Mit Heinrich Gringel stand ein Unternehmer an der Spitze unserer Handwerksorganisation, der sich durch seine zupackende und bodenständige Art sowie durch seine hohe soziale Verantwortung und großes ehrenamtliches Engagement auszeichnet. Mit seiner direkt an den Belangen der Betriebe orientierten Handwerkspolitik war Interessenvertretung für ihn kein Selbstzweck. Für ihn stand immer die unternehmerische Freiheit im Mittelpunkt, die untrennbar mit einer umfassenden unternehmerischen Verantwortung verbunden ist. Er steht damit für die Werte, die das Handwerk seit jeher stark machen“, sagte Dittmar weiter. „Ich übernehme ein gut aufgestelltes Haus mit einem attraktiven Dienstleistungsangebot und einer erfolgreichen Interessenvertretung auf Landes- wie auf Bundesebene. Dafür gilt mein Dank Heinrich Gringel, der die Kammer mit all seiner Erfahrung und all seinem Engagement erfolgreich geführt und gelenkt hat.“
Gringel wurde 1994 in die Vollversammlung gewählt, nachdem er sich bereits viele Jahre in der Bau-Innung Ziegenhain und in der Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder für das Handwerk engagiert hatte. Die Vollversammlung wählte Gringel 1999 in den Vorstand, 2004 zum Vizepräsidenten und 2009 zum Präsidenten. 2016 folgte zudem die Wahl zum Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft der hessischen Handwerkskammern. Jetzt ernannte ihn das Handwerkerparlament zum Ehrenpräsidenten der Kammer.
In seiner zwölfjährigen Amtszeit war einer seiner wesentlichen Schwerpunkte die Bildung, speziell die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte, die für ihn Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg der Handwerksbetriebe ist. Wichtig war ihm dabei eine frühe Förderung, die schon im Kindergarten beginnt. Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs, aber auch aus unternehmerischer Verantwortung, spielte für Gringel auch die Integration von geflüchteten Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund eine Rolle. Im Bereich der Fortbildung war es vor allem die Meisterprämie, für die er sich bis zur Einführung durch die Landesregierung 2018 einsetzte. Das größte Projekt in seiner Amtszeit ist allerdings der Ausbau des Bildungszentrums Kassel zu einem zukunftsfähigen Campus der dualen Bildung. Mit einem Finanzvolumen von über 30 Millionen Euro das umfangreichste Bauprojekte in der Geschichte der Kammer.
Ein weiteres Thema auf Gringels Agenda war die Nachfolgeregelung. Dabei ging es ihm um den Erhalt wertvoller Betriebssubstanz sowie um die Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen und einer guten Nahversorgung im ländlichen Raum. Aus diesem Grund setzte er sich auch für die Stärkung der Kaufkraft und regionaler Wirtschaftskreisläufe sowie für die Versorgung des ländlichen Raums mit Breitband-Internetzugängen ein, ohne die er keine Chance sieht, die ländlichen Regionen zukunftsfähig zu gestalten. Deshalb war für ihn auch eine entscheidende Aufgabe, die Digitalisierung von Handwerksunternehmen und der Handwerksorganisation zu fördern und voranzutreiben.
„Die Staffelübergabe erfolgt nach einer langen, erfolgreich zurückgelegten Wegstrecke von zwölf Jahren, in denen Heinrich Gringel die Handwerkskammer Kassel als Präsident nicht nur geführt, sondern prägende Wegmarken gesetzt und Dinge ganz konkret bewegt hat wie etwa den Ausbau des Bildungszentrums in Kassel“, sagte Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, als Gastredner der Vollversammlung. „Der Nachwuchs im Handwerk hat Heinrich Gringel stets besonders am Herzen gelegen. Für die Ausbildung hat er sich stark gemacht in dem Wissen, dass sie über den weiteren Erfolg des deutschen Handwerks entscheidet. Mit seinem großen Engagement und seiner langjährigen Arbeit als Präsident hat Heinrich Gringel für die Kammer, für das Handwerk und für die Region Zentrales bewirkt und hinterlässt für seinen Nachfolger große Fußspuren.“
Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, der per Video zu der laufenden Veranstaltung zugeschaltet war, dankte Gringel im Namen der gesamten Landesregierung für sein jahrzehntelanges Engagement: „Sie haben nicht nur als Botschafter der Region das nordhessische Handwerk über fast vier Jahrzehnte geprägt, sondern auch das hessische Handwerk insgesamt mit zukunftsorientierten Initiativen bereichert.“ Al-Wazir würdigte Gringels Verdienste um den Ausbau des Bildungszentrums Kassel zu einem der modernsten Bildungszentren Hessens und um die Integration von Zuwanderern und Zuwanderinnen sowie die Berufsausbildung gerade unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie: „Sie sind ein Mann des zielgerichteten Ausgleichs, ein Fairplayer. Für unser Land wünsche ich mir, dass Sie auch nach dem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt vielfältige Impulse aussenden und wir auf Ihr Engagement bauen dürfen.“
In Zukunft an der Seite des neu gewählten Präsidenten steht Rolph Limbacher, der Dittmar als Vizepräsident folgt. Der Friseurmeister aus Marburg wurde 2016 in die Vollversammlung und den Vorstand der Kammer gewählt, engagiert sich aber ebenfalls seit vielen Jahren für sein Gewerk und das Marburger Handwerk insgesamt. So war Limbacher lange Jahre Obermeister der Friseur‐und Kosmetik Innung Marburg sowie Landesinnungsmeister des Landesinnungsverbandes des Friseurhandwerks Hessen. Für das Marburger Handwerk setzte er sich als Kreishandwerksmeister ein und war auch Vorsitzender des Landesverbandes der Kreishandwerkerschaften in Hessen. Das Amt des Kreishandwerksmeisters gab er erst vor wenigen Tagen ab, um sich als Vizepräsident der Kammer zur Wahl zu stellen. (pm)
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