Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes
NIEDENSTEIN. „Worum immer es geht, Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen.“ Das soll Laokoon gesagt haben, als die Bürger Trojas überraschend mit einem hölzernen Pferd von ihren Belagerern beschenkt wurden. Das stand auf Rädern vor dem Tor, also irgendwie so eine Art überdimensioniertes Fahrrad.
In der Stadt Niedenstein hat Bürgermeister Frank Grunewald gestern auch ein Geschenk bekommen, und zwar vom ADFC. Das ist der Verein solcher Radfahrer, die nicht nur nach Feierabend aufs Zweirad steigen, sondern damit zur Arbeit fahren und das Alltagsleben möglichst mit Muskelkraft und Frischluftzufuhr bewältigen, sich aber auch gleichzeitig dafür einsetzen, dass die Radfahr-Infrastruktur stimmt und jeder davon profitieren kann, der gelegentlich oder ständig auf zwei Rädern unterwegs ist.
E-Bike Ladestation eingeweiht
An der frischen Luft trafen sich gestern Abend auch die Vertreter der Niedensteiner Fraktionen aus der Stadtverordnetenversammlung und beschäftigten sich innerhalb weniger Minuten sich gleich zweimal mit dem Thema Zweirad. Vor dem Niedensteiner Hallenbad, in Sichtweite zu Kindertagesstätten und Seniorenzentrum, steht nämlich jetzt eine vierfache E-Bike Ladestation, die – wie das Schwimmbad selbst – auch über die städtischen Fotovoltaikanlagen auf Kindergarten und Schwimmbad gespeist wird. Schon vor zwei Jahren, betonte Bürgermeister Frank Grunewald, habe die Stadt ein Ladestation für Elektrofahrzeuge am Rathaus installiert und das städtische Elektroauto steht – genauso wie jetzt die beiden E-Bikes – auch den Bürgern zur Verfügung. Nun kommen also zwei Fahrräder dazu, die mit Elektromotor-Unterstützung dabei helfen Distanzen und gravierende Höhenunterschiede zu überwinden. Das ist in Niedenstein nicht ganz unwesentlich für den Radverkehr.
Die E-Bikes werden gefördert über das Regionalbudget des Casseler Berglandes, werden tagsüber als Dienst-Fahrräder genutzt, stehen in der Freizeit aber den Bürgern und (Urlaubs-) Gästen der Stadt Niedenstein zur Verfügung.
Ein Konzept, nach dem niemand gefragt hat
Ullrich Horstmann übergab bei diesem Termin das Radverkehrskonzeptes und erklärte, warum es – entgegen allen Gepflogenheiten des ADFC – nichts kostet und niemand den Auftrag erteilt hat. Hintergrund war, dass die Niedensteiner Bürger durch ihre Teilnahme am Fahrradklimatest 2020 die Stadt auf Platz 49 (von 57 teilnehmenden Kommunen unter 20.000 Einwohnern) gebracht haben und durch die Menge das Quorum überschritten haben, um überhaupt eine Bewertung zu erhalten. Die fiel mit 4- (4,3) nicht wirklich positiv aus.
Gleichzeitig nehmen in Niedenstein derzeit 500 Bürger an einem Bürgerbegehren zum Thema Radwege teil und damit erschien es dem ADFC wichtig, etwas zum Prozess beizutragen. Bürgermeister Frank Grunewald und die Vertreter der Fraktionen nahmen das Geschenk gerne an und freuten sich, aus berufenem Munde vom ADFC zu hören, dass das Land Hessen die Parole ausgegeben habe, am Geld solle kein Radweg mehr in Hessen scheitern. Mindestens eine 75-prozentige Förderung, auch einschließlich der Planungskosten, sei die Regel, bei wichtigen Verkehrsverbindungen sogar eine Förderung von 100 % möglich.
Ein Geschenk, das verpflichten soll
Wie im Pferd von Troja steckt in vielen Geschenken eine kleine Falle, so auch in diesem Falle, allerdings keine Todesfalle… Ein Trojaner vielleicht, also ein Virus, das jetzt alle mit dem Gedanken an eine fahrradfreundliche Stadt infizieren könnte.
Jedes Konzept macht natürlich Arbeit in der Umsetzung und kostet dann auch Geld. Frank Grunewald zeichnete ein realistisches Bild, nämlich dass ein solcher Prozess mehrere Jahre dauern kann, was von den Radfachleuten Ullrich Horstmann, Olaf Asmer und Mark Valentin des ADFC durchaus auch bestätigt wurde. Radwege fallen selbst in Zeiten des Klimaschutzes nicht aus den Bäumen, aber ein erster Schritt ist jetzt getan und es gibt eine Grundlage zum Handeln, denn jedem Förderantrag, so Horstmann, muss ein Konzept zugrunde liegen.
Was die Bürger am liebsten hätten?
Mit dem Fahrrad nach Gudensberg, so lautet der größte Wunsch der Bürger aus der Befragung. Auf Platz eins der Prioritätenliste steht für die Rad fahrenden Bürger in Niedenstein die Verbindung nach Gudensberg, also der Lückenschluss zwischen Metze und der Kreisstraße nach Gleichen. Dafür gibt es schon Planungen. Es folgen die Anbindung von Kirchberg über asphaltierte Wirtschaftswege, was ohne große Planung kostengünstig zu realisieren wäre, nach Wichdorf und Metze. Schließlich solle die Beschilderung vorhandener Radwege besser werden, damit ortsfremde, aber auch ortskundige Radfahrer überhaupt wissen, dass es einen Radweg als Alternative zur Straße gibt und wo sie ihn finden. Für die Querverbindungen zu anderen Kommunen ließen sich ebenfalls Wirtschaftswege in Radwege verwandeln, was solche Maßnahmen wesentlich erleichtert. (rs)
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