Frank Grunewald und Karl-Heinz Härtl wollen Kiebitzei retten
NIEDENSTEIN. Ein spannendes Treffen fand vergangene Woche in der Gärtnerei Härtl und auf einer Wiese am Stadtrand von Niedenstein statt. Gärtnermeister Karl-Heinz Härtl beschäftigt sich nicht nur mit der Zucht und dem Verkauf von Pflanzen, sondern ist längst zum Fachmann geworden für botanische Zusammenhänge, Artenschutz und Klimaschutz.
Seit vielen Jahren bereits hat er das Gehen und Kommen von Pflanzen- und Insektenarten beobachtet und seine Erfahrungen aufgezeichnet. Eine besonders seltene Pflanze ist das Kiebitzei, auch Schachbrettblume, genannt.
Die Pflanze braucht Feuchtwiesen im Frühjahr und kann ausschließlich von der Kleinen Sandbiene bestäubt werden. Schon seit 25 Jahren ist die Pflanze auf dem „Rückzug“. Gab es vor Jahren noch Vorkommen in Niedenstein, Neukirchen (Schwalm) und am Singliser See (Borken), so war sie inzwischen nahezu ausgestorben. Mit dem Einbringen von Feld-Drainagen sowie dem Anpflanzen von Hybridpappeln, um Wiesen zu entwässern und den Ertrag von Böden zu erhöhen, mit dem Einsatz von Neonicotinoiden und dem vorübergehenden Verschwinden der Sandbiene (Andrena bicolor), stand die Schachbrettblume in der Region vor dem Aussterben.
Rückkehr ist eine kleine Sensation
Um eine kleine Sensation zu präsentieren und die Stadt um Unterstützung zu bitten, hat er Bürgermeister Frank Grunewald vergangene Woche eingeladen. Dem Gärtnermeister ist es nämlich gelungen die Pflanze in der Gärtnerei zu erhalten und durch Handbestäubung – „wir haben Sandbiene gespielt“ – zu züchten. Das faszinierende aber ist, dass sie inzwischen auch in der Natur seit vier Jahren wieder wächst und ganz offensichtlich die Sandbiene zurückgekehrt ist. Eine kleine Population hat Härtl auf einer Feuchtwiese und an der Straßenböschung gegenüber der Einfahrt zur Gärtnerei entdeckt.
Die Freude darüber, dass ganz offensichtlich Arten zurückkehren können, wenn sich Verhalten und Umwelt verändern, überwiegt inzwischen die Sorge. Gleichwohl mahnt Karl-Heinz Härtl, dass es im Kleinen, also vor der Haustür, wichtig sei, mit einfachen Mitteln die Biodiversität zu erhalten. Dabei fällt es ihm nicht schwer Positionen der Landwirtschaft zu verstehen, schließlich ist er selbst nicht nur Gärtner, sondern auch Unternehmer und weiß, dass wirtschaftliche Realitäten durchaus zu Maßnahmen zwingen, die der Umwelt langfristig Schaden zufügen.
Refugium für mehrere 100 Arten
Dafür sind politische Entscheidungen notwendig. Die werden sicherlich nicht in Niedenstein entschieden, aber Bürgermeister Frank Grunewald hat sich die Schilderungen des Gärtnermeisters in seiner Stadt mit großem Interesse angehört und möchte im Rahmen seiner Möglichkeiten gerne tun, was möglich und notwendig ist. Die Feuchtwiese am Niedensteiner Stadtrand bietet mit seltenen Pflanzen, wie dem Arznei-Schlüsselblümchen, dem Mädesüß und vielen Weichhölzern, die sie umsäumt, etwa 80 Pflanzenarten und 300 Insektenarten Platz einen Lebensraum und erhält damit auch viele Vogelarten. Für Nordhessen eine absolute Besonderheit und Seltenheit.
Dabei hängt viel von der Nutzung einzelner Flächen ab. Bürgermeister Frank Grunewald hält kleine Maßnahmen, wie Tausch von Flächen, um eine artenschonende Nutzung zu ermöglichen, für durchaus sinnvoll und anzustreben. Das wichtigste aber wird sein, zu informieren und Personengruppen mit unterschiedlichen Interessenlagen miteinander ins Gespräch zu bringen. Ein sinnvoller Ansatz, und, so Karl-Heinz Härtl, natürlich wäre es schön, wenn jede Kommune im Schwalm-Eder-Kreis mit seinen Setzlingen versuchen würde, diese seltene Art, die nur noch an einer Stelle im Landkreis, eben in Niedenstein, zu finden ist, durch Verbreitung zu erhalten. (rs)
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