KASSEL. Nena! Hey! Ich muss zugeben, ich bin massiv vorbelastet. Als Nena noch Gabriela Susanne Kerner hieß und bei der Band The Stripes englischen New Wave gesungen hat, habe ich mal als DJ im Treibhaus in Zierenberg vergeblich auf einen vereinbarten Auftritt der Stripes gewartet. „Ecstasy“ hieß damals die aktuelle Single. Frau Kerner hatte sich genau in diesen Tagen entschieden, Nena zu heißen und „Nur geträumt“ zu singen. Der Rest ist bekannt…
Meine Sympathie wollte seitdem einfach nie zurückkehren. Aber jetzt lobt sie Kassel. Unser Kassel! „Danke Kassel,“ hat sie gesagt. Wie niedlich! Und schon sind wir bei den ganz Schlauen, die mit 20.000 Kumpels endlich „ihre Jana aus Kassel“ besucht haben und nun Stück für Stück „kleinere Städte“ in Deutschland erobern wollen. Haben sie gesagt. Dann wissen wir schon mal, wo die Querdenkerszene Kassel und Nordhessen einordnet. In den niedrigsten Niederungen der Provinz. Genau dort, wo die Partei die RECHTE vor weniger als zwei Jahren meinte, kurz nach dem Mord an Walter Lübcke, das Land „aufrollen“ zu können.
Passen Paradiesvögel und Individualisten in jedes System?
Wenn ich Aufmärsche, Proteste und Parteien betrachte, die gerne eine andere Rechts-, Staatsform oder Grundordnung hätten, dann wünsche ich mir für diejenigen, bei denen das Zuspruch – offen oder klammheimlich – findet, sie würden wenigstens kurz das erleben, was sie fordern. Es hat auf der ganzen Welt – und auch hierzulande – noch nie eine „nicht konstitutionell-demokratische Rechtsform“ oder Diktatur gegeben, die mit irgendwelchen „schrillen Vögeln“ etwas anzufangen gewusst hätte. Was wäre, wenn diejenigen regieren, die sich die Protestierenden, verzweifelten Wutbürger, Nationalisten, Reichsbürger und Corona-Ausgebrannten wünschen?
Bisher waren in allen diesen Nicht-demokratischen-Regierungen oder auch solchen, die den Namen „Demokratisch“ wenigstens im Namen führen, die ausgeprägten „Individualisten“, „Querdenker“ und solche, die in der „Starken Hand“ den Ersatz für intelligentes Handeln gesehen haben, die ersten, die in (Zwangs-) Arbeitslagern, GULAGS und psychiatrischen Anstalten verschwunden sind.
Ich habe mich stets gerne selbst als Querdenker gefühlt – was die eine Hälfte der Kommentare unter meinen Kolumnen auch lebhaft beweist (die andere Hälfte auch, was aber Ansichtssache ist…) – entdecke allerdings, dass ich mich – leider – mit dem Begriff inzwischen zunehmend unwohl fühle.
Meinungen müssen nicht jedem gefallen
Liebe selbst ernannte Querdenker, Ihr habt recht, wenn Ihr kritisch mit der Pandemie und allem, was damit zusammenhängt, umgeht. Ihr habt auch recht, wenn Ihr Eure Meinung geäußert. Es ist ja Eure Meinung und sie muss weder mir noch der Mehrheit gefallen! Schön, dass Ihr die Freiheit habt! Ihr habt nicht recht, wenn ihr sie zur Mehrheitsmeinung erklärt und – im besten Trumpschen Sinne – auch eigene Wahrheiten verbreitet. Es gibt Corona, es ist eine tödliche Krankheit und sie verbreitet sich wunderbar weltweit. Es gibt weltweit auch keine Regierung und nicht mal einen Diktator, der sie leugnet. Auch Trump und Bolsonaro haben das nicht getan. Sie glauben nur, dass sie verschwindet, wenn man wegschaut. So, wie Kinder glauben, dass man sie nicht mehr sieht, wenn sie selbst die Augen schließen.
Jetzt gibt es zwei Szenarien und vermutlich eine Wahrheit irgendwo dazwischen. Das schönste Szenario ist, wenn Donald Trump doch irgendwann Recht behalten würde und das Virus auf wundersamerweise verschwindet, weil es sich einfach alles anders überlegt. Die andere Variante ist, dass immer neue Mutationen auftauchen und irgendwann die Impfstoffe allesamt unwirksam werden, neu entwickelt werden müssen und wir für den Rest unseres Lebens (und das ist bei vielen von uns noch ziemlich lang) die Stiefel schnüren und vor dem Virus weglaufen müssen.
Der, die, das – Nachdenken doch besser als Querdenken?
Wenn man sich die Extreme mal isoliert betrachtet, fällt einem schnell etwas auf. Die Variante eins ist die schönste, ist aber vielleicht nicht die wahrscheinlichste. Die zweite Variante würde einen Strategiewechsel erfordern, sie würde nämlich bedeuten, dass es sinnlos ist, wegzulaufen und zu glauben, dass es irgendeinen Sieg in irgendeinem Krieg gegen irgendein Virus gibt.
Es gibt diese wunderschöne Geschichte von drei Männer:innen, sagen wir mal einer Querdenkerin, einem Politiker und einem Virologen, die in Afrika durch die Savanne schlendern und plötzlich einer Löw:in gegenüberstehen. Während das Querdenker:in und der Virolog:in vor Schreck das tun, was am wahrscheinlichsten ist, nämlich: nicht lange nachdenken, sondern gemeinsam losrennen, hockt sich die Politiker:in seelenruhig hin, holt ein paar Jogging-Schuhe aus dem Rucksack und zieht sie in aller Gelassenheit an. Auf die Frage, ob sie so verrückt sei, zu glauben, dass sie damit schaffe vor dem Löwen davonzulaufen, antwortet sie in aller Seelenruhe: „das ist nicht die Frage! Ich muss nur schneller sein als eine:r von euch beiden…“
Die Allegorie wird in Management-Seminaren gerne benutzt, um Führungsstrategien zu entwickeln. Im Moment laufen die Querdenker in die eine Richtung davon, nur um nicht zu sehen, was wirklich ist und die Virologen in die andere Richtung, in dem Glauben, dass die Welt am Ende so gut ist und so vernetzt funktioniert, dass man zum ersten Mal überhaupt (hat nämlich noch nie funktioniert) vor einem Virus davonlaufen und es besiegen könnte. Und in diesem Moment wäre es gut, genau solche Politiker zu haben, die eben nicht kopflos losstürzen, sondern auf eine Lösung zusteuern. Die muss nicht darin bestehen, den einen oder anderen zu opfern.
Alles macht etwas…
Ich sage noch einmal, dass ich gerne gelegentlich Querdenker bin. Ich war beispielsweise schon immer kritisch beim Impfen (woran sich nichts geändert hat) und bekomme auch den Lockdown, wie er praktiziert wird gedanklich nicht wirklich klar. Ich hatte nämlich noch nie in meinem Leben das Gefühl, dass mich jemand beschützen muss und ich das jederzeit selbst entscheiden kann. Gleichwohl kann ich damit allerdings gut leben und meinetwegen auch, wenn es für immer so ist. Über Dinge, die ich nicht ändern kann, muss ich mich nicht aufregen. Ich war aber immer der festen Überzeugung, dass man keine Medizin nimmt, wenn man nicht krank ist, weil – wie wir das bei der zuletzt „pingeligen Analyse“ von Nebenwirkungen plötzlich auch „gewahr werden“ (wie der Nordhesse sagt) – es nichts gibt, was im Körper nicht auch irgendetwas bewirkt.
Das ist tatsächlich auch mit unserer Ernährung so und das ist auch mit unserem Verhalten so. Wem bewusst ist, dass ALLES was wir essen, trinken und tun oder eben nicht tun und zu uns nehmen, am Ende über unseren Gesundheitszustand und das Immunsystem entscheidet, kommt vielleicht schnell dahinter, dass diese Eigenverantwortung niemand abnehmen kann. Wer sich totsäuft oder -spritzt kann nicht auf staatlichen Schutz vor sich selbst hoffen. Und wer mit zwei Litern Cola am Tag, einer Tafel Schokolade zum Abend, dem Whisky in der Cola und der Chipstüte in der Hand regungslos vor dem Fernseher seine Freizeit verbringt, dem muss klar sein, dass er damit eben keinen Schutz aufbaut. Dafür bekommt sie vorm Fernseher allerdings auch noch die letzte Schreckensnachricht mit. Das dürfen Menschen aber und für sie bezahlen wir auch alle die Krankenversicherung mit. Dafür müssen wir uns aber nicht den Rest des Lebens einsperren.
Wohin verschieben wir Grenzen?
Außer bei den Pocken (die sich aber völlig anders verhalten als das Corona-Virus) hat bei Viren noch nie eine Strategie zur Ausrottung geführt. Bei den Diskussionen um „ZERO COVID“ und der überdimensionierten Forderung, JEDES Leben zu schützen, frage ich mich schon, wie wir denn mit der nächsten Grippe-Epidemie umgehen wollen, wenn dabei die Inzidenzzahlen ebenfalls über 50 liegen und ebenfalls Menschen sterben. Im Moment bekomme ich allerdings nicht mal den Schnupfen – den ich bräuchte, um mein Immunsystem aufzubauen – weil wir so steril leben…
Ein bisschen mehr Aufrichtigkeit wäre jetzt ein schöner Weg. Die gesetzlichen Krankenkassen sprechen diese Woche in einer Pressemitteilung von einem coronabebedingten Mehraufwand in Höhe von 16 bis 19 Milliarden Euro für 2021. Das können wir locker über 10 Prozent höhere Krankenkassenbeiträge bezahlen oder aber über Steuern. Läuft beides aufs Gleiche hinaus. Die 200, 300 oder 500 (?) Milliarden, die der ganze Spuk am Ende kostet, können wir sicher auch bezahlen, wenn wir das auf 10 oder 15 Jahre verteilen. Blöd wird’s, wenn der gleiche Betrag jedes Jahr neu dazu kommt, weil aus irgendeinem Land der Welt eine neue Pandemie rüberschwappt…
Eine Verabredung wäre gut…
Wir sollten hier und jetzt miteinander verabreden, 10 Jahre lang 10 Prozent mehr Steuern und Sozialversicherungen zu bezahlen. Die ganz Pfiffigen werden jetzt sagen, dass endlich eine Sondersteuer fällig wäre bei den Reichen. Aber was wir damit sowieso schon alles bezahlen sollten… Das geht halt auch nur bei einer Pandemie. Und laut Angela Merkel, sind wir ja schon in der zweiten (von… ?).
Also: Es wird nicht besser! Jedenfalls nicht, solange wir weglaufen und an irgendeinen Sieg glauben. Es gibt Kämpfe, die kann man nicht gewinnen. Das ist doof, wird aber auch nicht klüger, wenn man einfach länger daran glaubt. Ohne Fitnesssport, mit immer weiter vereinsamenden pflegebedürftigen Senioren, mehr Ausgebrannten und Depressiven, mit Schülern, die genau das machen müssen, wovon wir sie bisher aus pädagogischen Gründen immer abhalten wollten, mehr misshandelten Frauen und Kindern und ohne ruinierte Kleinunternehmen, die trotz Milliarden nicht mehr zu retten sind, wird es erst recht nicht hoffnungsvoller.
Ein schönes Wochenende wünscht
Rainer Sander
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7 Kommentare
Die Migranten aus Moria werden nicht heimlich geholt, bis jetzt ca. 1300 von 1500 zugesagten. Unbegleitete Jugendliche und Kinder, ein echter Skandal.
Den Bürgern ist nicht verboten nach Mallorca zu reisen oder warum sind bis Ostern mehr als 530 Flüge von und nach Mallorca geplant und gebucht.
Sporttests sind schon je nach Bundesland unterschiedlich und sollen die körperliche Fitness der Bewerber darstellen. Ja, es gibt auch für Frauen Unterschiede und hat mit der Physiologie zu tun, aber dir das zu erklären……vielleicht, wenn du es schaffst auch schwanger zu werden und Kinder auf die Welt zu bringen. Männer wie du schaffen das mit links sag Bescheid und wir reden weiter
Grundsätzlich hast du dich im Unterholz des Waldes verirrt und da du dummerweise Brotkrümel und keine Steinchen gestreut hast findest du nicht mehr heraus, du Ärmster
Lesen lernen, Andi. Klar kann eine Frau fitter sein als ein Mann, genau darum geht es 😉 deshalb schafft Sie auf Grund ihrer Physiologie nicht das gleiche. Ich mag dir das nicht erklären. Bei der Schwangerschaft ging es nur um deine Gleichberechtigung, verstehst du aber nicht. Der Rest ist ablenkendes Geschwafel. Die Kinder zurück, wohin, zu Eltern die gar nicht mehr gibt, weil es gibt auch nirgends Krieg. Hauptsachen dein Wohlstands-Bauch kann wachsen. Glückwunsch
nena ist eine extrem schwierige persönlichkeit. ich habe sie in den 80iger jahren in berlin kennengelernt. Schade, dass sie heute offensichtlich rechtsradikjal ist. die plattenumsätze sind heute unten.keiner interessiert sich mehr um sie
Die fehlende Gleichberechtigung der Frau kommt zum Großteil aus der Überbetonung der Mutterrolle. Dies hängt eng mit der Kleinfamilie zusammen. Die Emanzipation Frau wird erst gelingen, wenn wir die traditionelle Familie überwinden und zu einer neuen Form des Zusammenlebens finden, nämlich der Kommune. Wir brauchen eine soziale Elternsachaft in der sich alle Mitglieder der Kommune um die Kinder kümmern und nicht nur Vater und Mutter. Das schafft mehr Zeit für die Frauen und vermindert auch den emotionalen Streß, weil man nicht von einem Partner abhängig ist. Außerdem wer schaftt es schon sein ganzes Leben mt dem gleichen Partner zu verbringen und wer will das überhaupt?
ANDI muss es uns nicht eher peinlich sein, dass wir nach über 70 Jahren Grundgesetz in der Praxis den Artikel 3 nicht hinbekommen haben?
Es heisst dort „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin“
Also mit dem was sie hier als Kritik erwähnen, kommt die Politik einem Gesetz nach.
Warum wunder mich nicht, dass Sie und der auch in diesem Thema sehr deutliche FRANK das nicht kapieren.
OK kapieren tun Sie es schon aber wenn man wie Sie latent Querdenker und AfD Soldat ist muss man immer mal sowas raushauen
@Heinrich Schäfer
In dem Punkt muss ich dem Andi doch zustimmen. Viel Geld für etwas, dass wir alle bereits wissen. Da braucht man keinen Katalog zu erstellen.
Natürlich zeigt seine Erkenntnis über gelungene Gleichberechtigung mehr als einen Fehler auf. Da ist sein Denken doch sehr vereinfacht. So glaubt er z.B. anscheinend tatsächlich, dass bei Frauen der berufliche Aufstieg nur an der fehlenden Qualifikation scheitert. Das eigentliche Problem erkennt er nicht.
Was auch störend ist, jede Gelegenheit -so wie hier hat das nichts mit dem Artikel zu tun – wird genutzt, um ein politisches Statement abzugeben.
@Andi, du hast Recht. Lesen bildet und warum fängst du nicht damit an? Es ging gerade um das Thema Gleichstellung und schon wieder das nächste Statement. Da packst du alles rein was geht. Bei der verbrecherischen Regierung bis zur Migration, alles dabei….Genosse Andi 😉
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