nh24-Sonntagsspaziergang durch Söhrewald-Wellerode
SÖHREWALD-WELLERODE. Das Söhrewald das Herz der Söhre ist, verwundert nicht. Dreiviertel von Wellerode sind schließlich auch von Wald umgeben. Von Söhrewald. Wie viel Tradition und Heimat den Dörfern steckt, erlebt man auf einem Spaziergang, beispielsweise durch Wellerode.
Der alte Bergmannsort wurde urkundlich erstmals bereits im Jahr 1351 erwähnt. Das klingt ein wenig nach dem „Herr der Ringe“: Es war nämlich das Jahr in dem die „von Elben“ den Ort an das Kloster Kaufungen verkauften. Es war die Zeit, in der noch ganze Dörfer – samt Einwohner – zwischen Grafschaften und Bistümern getauscht und gehandelt wurden.
Im Jahr 1836 wurde das Braunkohle-Bergwerk Stellberg am heutigen Stellberg- oder Mondsee erschlossen. Ab dem 21. August 1912, mit der Söhrebahn, wurde der Abbau rentabel, weil damit der Transport der geförderten Kohle gesichert war. Ab da konnten auch die umfangreichen Basaltvorkommen abgebaut werden.
15.500-Euro-Kirche und Spaziergänge im Bachbett
Markantestes Gebäude ist die Kirche im alten Ortskern. sie wurde von 1901 bis 1902 nach Bauplänen des Geheimen Oberbaurates Hoßfeld (Berlin) und des Königlichen Baurates Janert (Kassel), errichtet. Bauführer war Baumeister Krebs aus Kassel, Maurermeister Jakob Zinke aus Wellerode hat gebaut. Zwölf spitz zulaufende Fenster zieren die Seitenwände. Die Baukosten betrugen vor über 100 Jahren 31.000 Mark, also etwa 15.500 Euro. Die Kirche wäre heute glücklich, könnte an dafür noch ein Gotteshaus bauen.
Eine Besonderheit und sehenswert ist der renaturierte und hochwassergeschützte Bachlauf des Fahrenbach. Durch eine Förderung wurde der Bachlauf in der Ortsmitte mit Betonquadern begehbar gestaltet. Eine Möglichkeit, die viele Welleröder täglich nutzen und die für Besucher eine kleine Attraktion ist.
Das „Einhaus“ am Fahrenbach
In der Fahrenbachstraße befindet sich auch das ehemalige Haus Neutze. Dieses Bauernhaus ist beispielhaft für das mitteldeutsche „Einhaus“. Ein zweigeschossiges Wohn-Stall-Speichergebäude, das in der Mitte der Traufseite ebenerdig erschlossen wird. Der Grundriss ist dreizonig: In der Mitte befindet sich der zentrale Ern, der Flur mit der Treppe ins Obergeschoss und der Herdstelle im hinteren Teil des Gebäudes. Die eine Seitenzone ist oft mit dem Vorratskeller unterkellert. Darüber – erhöht – befindet sich die Stube. Im Obergeschoss werden die Schlafkammern untergebracht. In der anderen Seitenzone liegt der Wirtschaftsteil mit dem Kuhstall im Erdgeschoss, einem Eingang von außen und im Obergeschoss darüber der Heuboden oder Speicher. Das gesamte Dach diente als Fruchtboden. Das Haus Neutze wurde genau so in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut.
Viel Infrastruktur auf engstem Raum
Im Ortskern findet man viele teilweise sehr schön renovierte Fachwerkhäuser und Vorgärten, die Hingucker sind. Wer sich vom Ortskern entfernt, gelangt – gut ausgeschildert – zum Beispiel zu den wichtigsten Infrastrukturgebäuden von Söhrewald. Der Grundschule, der Gemeindeverwaltung, der Feuerwehr, der Mehrzweckhall, dem Schützenhaus und der Sporthalle. Wer im Sommer durch den Ort schlendert entdeckt außerdem glückliche Kühe mit Auslauf auf der Weide mitten im Ort. Bei unserem Spaziergang vor Corona fanden wir noch überlebensgroße Strohpuppen als Erinnerungen an eine Hochzeit. Nicht nur in Wellerode hofft man, dass Hochzeiten bald wieder gefeiert werden können… (rs)