GIEßEN. „Die Einsatzzahlen der vier hessischen Luftrettungszentren gingen im Jahr 2020 deutlich zurück“, berichtet Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich anlässlich der Vorlage des Jahresberichts. Insgesamt wurden die Hubschrauber der Luftrettung in Frankfurt, Fulda, Gießen und Kassel zu 5.044 Einsätzen alarmiert.
Im Vorjahr waren es noch 5.334 Einsätze, zu denen die hessischen Luftrettungszentren alarmiert worden waren. Somit ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang der Gesamteinsatzzahlen von rund 5,45 Prozent. Als Grund wird angenommen, dass es vor allem wegen der Corona-Auswirkungen weniger Verkehr und deshalb auch weniger schwere Unfälle gegeben hat. „Die Luftrettung garantiert eine bestmögliche medizinische Notfallversorgung der Bevölkerung“, betont Regierungspräsident Dr. Ullrich. Vor allem auch für die ländlichen Gebiete seien die Retter aus der Luft nicht mehr wegzudenken. „Wir sind stolz auf die mitwirkenden Menschen und ihre geleistete Arbeit im vergangenen Jahr.“
„Bei der Zahl der Patienten haben sich ebenfalls weitere Abweichungen ergeben“, wie die zuständige Abteilungsleiterin Claudia Coburger-Becker berichtet. Ähnlich wie in der Bodenrettung hatte die COVID 19-Pandemie auch Auswirkungen auf die Luftrettung. Es wurden insgesamt 4.626 Patienten versorgt, was gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von rund zwei Prozent entspricht (2019: 4.722). Zum Vergleich: 2018 wurde noch ein Rückgang von sechs Prozent registriert. Bei den Patienten stand, wie in der Vergangenheit, medizinisch die Trauma-Versorgung etwa durch schwere Unfälle deutlich im Vordergrund, gefolgt von Herz/Kreislauf-Beschwerden sowie Krankheiten mit neurologischer Ursache.
Bei den Primäreinsätzen sank die Einsatzzahl um rund vier Prozent von 3.724 (2019) auf 3.571 Einsätze im Vorjahr. Die Sekundäreinsätze, wie die Patientenverlegungen bezeichnet werden, sind dagegen stabil geblieben. So liegen die Zahlen in diesem Bereich fast unverändert zum Vorjahr bei 1.100 Einsätzen (2019 = 1.124). Dies könnte sich durch die zusätzlichen COVID 19 Transporten erklären lassen.
Von den 984 von hessischen Luftrettungsmitteln erbrachten Sekundäreinsätzen hatten 232 Einsätze einen Ausgangsort außerhalb von Hessen, was einen Anteil von rund einem Viertel (23,5 Prozent) entspricht. Diese haben im Vergleich zum Vorjahr zugenommen (21 Prozent). In Hessen wurden im vergangenen Jahr 116 Sekundäreinsätze durch außerhessische Luftrettungsmittel erbracht. Dies entspricht annähernd den Daten aus 2019 (122). Positiv zu vermerken ist, dass die Anzahl der Fehleinsätze im Vergleich zum Vorjahr deutlich von 595 auf 470 gesunken ist. Dies entspricht einer Reduzierung von rund 21 Prozent.
Die Anzahl der eingesetzten Piloten hat sich von 41 Personen im Vorjahr auf 44 in 2020 leicht erhöht. Die Anzahl der eingesetzten Notärzte ist weiter rückläufig. Hier hat sich die Anzahl von 119 im Vorjahr auf 112 in 2020 verringert. Mit Blick auf den Aspekt der Einsatzerfahrung und zur Qualitätssicherung ist dieser Trend zu begrüßen. Im Bereich der TC-HEMS, also der in der Luftrettung tätigen Rettungsassistenten bzw. Notfallsanitäter, bleibt die Anzahl der Einsatzkräfte unverändert bei 62 Personen. Dazu sagt Abteilungsleiterin Coburger-Becker: „Ab dem Jahr 2025 dürfen in der Luftrettung nur noch Notfallsanitäter eingesetzt werden. Der Anstieg der höherwertigen Qualifikation von zuletzt 66 auf nun 95 Prozent innerhalb eines Jahres ist erwähnenswert.“
Die Luftrettung muss in Hessen an insgesamt 1.571.520 Minuten vorgehalten werden. Davon fielen 25.242 Minuten aus. Dies entspricht 1,6 Prozent der Vorhaltezeit. Fast ausschließlich (rund 96 Prozent) handelte es sich dabei um witterungsbedingte Ausfälle, was im üblichen Rahmen liegt. Erneut sind die unter der Verwaltung des RP Gießen stehenden Stationen für Zivilschutzhubschrauber (ZSH) in Frankfurt und Kassel die günstigsten Anbieter in Hessen gewesen. Auch im bundesweiten Vergleich zählen diese beiden Luftrettungsmittel zu den günstigsten Rettungshubschraubern.
Auch zu den Standorten gibt es einen neuen Stand: Die Sanierung des Dachlandeplatzes in Frankfurt am Main ist im vergangenen Jahr abgeschlossen worden. Dadurch konnte der Rettungshubschrauber „Christoph 2“ wieder von seinem Interimsstandort in Friedrichsdorf (Burgholzhausen) an seinen ursprünglichen Standort an die Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Frankfurt am Main zurückverlegt werden. (wal/pm)
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