In Baunatal beginnt Langzeitmessung – bis Neuental
BAUNATAL. Die A 44 und die A 49 sind keine neuen Straßen aber Verkehrsdichte, Geschwindigkeit und Fahrzeug-Größen haben sich geändert, mit ihnen die Geräuschentwicklung. Dabei, so MdL Manuela Strube bei einem Ortstermin, kommt der Lückenschluss der A 49 erst noch. Erster Stadtrat Daniel Jung war gestern vor Ort zur Installation eines neuen Messgerätes.
Tatsächlich ist Lärmschutz keine Frage der Wahrnehmung oder von Messergebnissen. Beides liegt bei der Planung einer Straße naturgemäß noch gar nicht vor. Lärmschutzkonzepte entstehen immer auf Basis vermuteter Lärmbelastungen, die sich aufgrund physikalischer Gesetze berechnen lassen. Auch diese gehen immer von vermuteten Belastungen aus. Selbst Verkehrsströme werden basierend auf Annahmen und Planzahlen vorausberechnet.
Was ist, wenn die Realität sich anders entwickelt? Auch dann wird nicht gemessen – außer es gibt außergewöhnliche neue Erkenntnisse und Wahrheiten.
Häuser direkt an der Straße
In den Gemarkungen der Stadt Baunatal, insbesondere in Kirchbauna, stehen Häuser derart dicht an der Autobahn, dass man so etwas heute gar nicht mehr zulassen würde. Sie waren aber zuerst da und dann kam die Autobahn. Was mit wenigen Fahrzeugen und einer Bundesstraße begann, wird in wenigen Jahren eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen der Republik überhaupt werden. Das Haus von Familie Ludwig ist ein solches Gebäude, das in der Dörnbergstraße direkt an der A 49 steht. Arno Ludwig erklärt, dass heute mindestens 60 Meter Abstand zwischen Wohnbebauung und Autobahn liegen müssen.
Grundsätzlich gilt immer, dass auch verschärfte Lärmschutzregelungen stets nur für neue Autobahnen gelten, nicht für den Bestand. Damit entwickelt sich entlang der A 49 eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen den bestehenden Abschnitten und den neu entstehenden. Ziel ist es, so Daniel Jung, jetzt mit einem neuen Gutachten, das die Stadt Baunatal zusammen mit anderen Kommunen an der Autobahn – bis zum jetzigen Autobahnende in Neuental -, durch die Universität Kassel erstellen lassen wird, das Land zu neuen offiziellen Messungen zu bewegen und den Lärmschutz entlang der bestehenden Autobahnabschnitte zu verbessern.
Messung live und jederzeit verfügbar
Die Bad Hersfeld Firma „e-sensio“ hat ein multifunktionales Messgerät entwickelt, das zuverlässig, in Echtzeit und gerichtsfest folgende Werte erhebt: Temperatur, UV-Strahlen, Luftdruck, Feuchtigkeit, Helligkeit, Feinstaub und Lärm (in Dezibel und einem dem menschlichen Gehör angepassten Frequenzbereich) gemessen. Das Sensorsystem kann an jedem beliebigen Ort mit Netzanschluss installiert werden. Das Gerät lädt alle zwei Minuten die Messdaten in einer Cloud hoch. Auf die im Internet gespeicherten Daten kann jeder mit den entsprechenden Zugangsdaten zugreifen. Ziel der Firma ist es, ein flächendeckendes Netz aufzubauen.
Die Daten sollen aufzeigen, wo Handlungsbedarf besteht und Akteuren helfen, bessere Entscheidungen im Umweltmanagement zu fällen. Gerichtsfest heißt nicht, dass man damit gegen das Land klagen könnte.
Das Gutachten vor dem Gutachten?
Mit der Installation von zwei Messgeräten in Kirchbauna und Rengershausen und vielen weiteren in den anderen Anrainer-Kommunen, die sich für das Gutachten zusammengetan haben, werden mit diesem eigenen Gutachten nur Begründungen geliefert, mit denen dann die Verkehrsministerien in Wiesbaden und Berlin unter Druck stehen sollten, um ein offizielles neues Gutachten zu erstellen, offiziell zu messen und entsprechende Planungen in Gang zu setzen.
Das klingt nicht nach schnellen Entscheidungen. Das machte auch MdL Manuela Strube klar, denn solch eine Messung wird sechs bis zwölf Monate dauern müssen. Schließlich müssen alle Jahreszeiten erfasst werden, alle unterschiedlich starken Verkehrsbelastungen und Schwankungen. Die Idee, so Strube ist schon seit zwei bis drei Jahren in den Köpfen, jetzt beginnt sie Realität zu werden. Ein weiteres Gerät wird in Rengershausen aufgestellt, bei Ralf Löwer, zugleich Vorsitzender des Bauausschuss in der Stadtverordnetenversammlung. In Rengershausen kommt die Mehrfachbelastung von zwei Autobahnen sowie der ICE- und der Eisenbahnstrecke hinzu.
Rund 2.300 € kostet ein Gerät, 4.600 €, die in Baunatal gut angelegt sein werden. Horst Brixel vom Bauamt der Stadt Baunatal wies noch darauf hin, dass die Langzeitmessung für die Betroffenen auch Einschränkungen bringt. Im Sommer unter dem Gerät grillen ist 2021 nicht drin. Ein bisschen Einschränkung ist aber vertretbar, wenn es um die Absenkung um wenigstens 10 dB(A) (Dezibel) nach unten geht. (rs)
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