SCHWALMSTADT. Mit ein wenig Glück, in jedem Fall aber Corona-konform, wird in wenigen Wochen die Schulung von Atemschutzgeräteträgern im Schwalm-Eder-Kreis wieder aufgenommen. Dann im neuen Gebäude des Landkreises „An der Feuerwache“ in Ziegenhain.
Am Dienstag berichteten Landrat Winfried Becker, Kreisbrandinspektorin Tanja Dittmar und Jens Becker, verantwortlich für den Bau, über den Sachstand der Maßnahmen in und an dem Neubau.
Die Kosten liegen bei 2,8 Mio. Euro, veranschlagt waren in den letzten Monaten 2,5 Mio. Euro. Staatssekretär Werner Koch übergab Becker im Mai 2018 einen Förderbescheid des Landes in Höhe von knapp 360.000 Euro. Am Beginn der Baumaßnahme war noch ein Eigenanteil des Landkreises von 1.642.080 Euro vorgesehen.
Der Neubau umfasst zwei getrennte Eingänge und Umkleideräume für die Atemschutzgeräteträger, einen Schulungsraum, Sanitäranlagen, Büros, einen Kraftraum, einen Aufenthaltsraum sowie die Atemschutzstrecke und den dazugehörigen Kontrollraum. Angrenzend entsteht noch eine „Garage“ für den Gerätewagen Atemschutz, der im Sommer an die Stadt Schwalmstadt geliefert werden soll und zum Großteil vom Land und vom Landkreis finanziert wird.
33 Jahre alte „Strecke“
Die alte im Jahr 1988 erbaute Atemschutzstrecke im Keller der Feuerwache in Ziegenhain ist laut Dittmar aus der Zeit der ersten Home-Computer von Texas Instruments. Das neue Gebäude und dessen Ausstattung sind somit ein Quantensprung.
Die Atemschutzstrecke sowie die Software werden komplett von der Firma Dräger geliefert. Zukünftig werden die erfassten Atemschutzgeräteträger über eine Schnittstelle in das „Florix“-System automatisch eingepflegt.
Der Auftrag für die Planung des neuen Gebäudes wurde im Februar 2018 an das Planungsbüro K-Plan in Siegen gegeben. Theoretisch geplant wurde bis September 2019. Beteiligt waren auch sieben ehrenamtliche Kreisausbilder um Jürgen Störmer. Im Oktober 2019 wurden die ersten Ausschreibungen für den Erd- und Rohbau ausgeschrieben. Februar 2020 begann der Aushub der Baugrube, im März wurden die ersten Wände hochgezogen. Fünf Monate später stand der Rohbau. Aufgrund der Witterungsverhältnisse ist die Fertigstellung für Mitte Mai 2021 geplant.
Aktuell versehen 4.845 Freiwillige ihren Dienst in einer der Feuerwehren im Landkreis, darunter etwa 1.800 Atemschutzgeräteträger.
In der alten Anlage fanden 178 Lehrgänge mit rund 3.500 Feuerwehrleuten statt. Derzeit werden sie von 18 Kreisausbildern geschult.
Durch die Übungsstrecke gehen jährlich etwa 1.600 Feuerwehrleute, aufgrund einer fehlenden Strecke in Alsfeld auch noch etwa 500 aus dem Vogelsbergkreis. (wal)
Die bisherige Bilanz der Atemschutzstrecke – „heiter“ zusammengestellt vom Landkreis:
- der „Hammer“ wurde ca. 223.980-mal gezogen; macht ein Gewicht von ca. 9 Millionen Kilogramm oder 33 Airbus A380
- der Mount Everest wurde 24-mal bestiegen – 210.504 Höhenmeter auf der Endlosleiter
- etwa 1.275.280 Meter marschierten die Feuerwehrleute auf dem Laufband
- meist kriechen wurden ca. 872.565 Meter in der Atemschutzstrecke zurückgelegt
- die Frauen und Männer trugen ca. 6.007 Stunden lang rund 111.990 kg Ausrüstung (250 Tage)
- die Lehrgangsteilnehmer verbrachten ca. 1.023.405 Kalorien (entspricht etwa dem Wert von 26 Kilogramm Körperfett)
- ca. 9.356,4 Liter Schweiß flossen
- ca. 11.199 Fragebögen wurden beantwortet
- ca. 19.712.600 Atemluft wurde verbraucht
Ein Teil der verbrauchten Kalorien und der „Wasserverlust“ wurden aber auch wieder aufgenommen.
- 5.398,4 Liter Zitronentee wurden getrunken; Andere Erfrischungsgetränke konnte der Landkreis nicht mehr ermitteln
- etwa 5.000 Schnitzel, 534 Portionen Schweinebraten, ebenso viele Portionen Kasseler, 1.070 Grillsteaks, 202-mal vegetarische Kost und 12.000 belegte Brötchen sorgen für den nötigen Ausgleich
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