VR Bank HessenLand stabil durch die Corona-Pandemie
ALSFELD | SCHWALMSTADT. Dass sich Geld-, Wertpapiergeschäfte und Kredite leichter digitalisieren lassen als viele andere Branchen, erleichtert es Banken, in der Krise zu bestehen. Bisher jedenfalls steuert die VR Bank HessenLand eG einen stabilen Kurs durch die Pandemie. Bei einem Jahresüberschuss von 2,5 Millionen €uro werden 3 % Dividende in Höhe von 675.000 €uro an die Mitglieder ausgezahlt.
Nach wichtigen Kennzahlen unter den besten 4 Prozent
Das konnten die Vorstände Helmut Euler (Vorstandsvorsitzender) und Ralph Kehl in der diesjährigen Bilanzpressekonferenz verkünden, die zum ersten Mal online stattfand. Die Krisensicherheit drückt sich im hohen Eigenkapital aus, das jetzt bei 210 Millionen €uro liegt und 2020 um 24,7 Millionen €uro beziehungsweise 13,3 % gewachsen ist, „so dass wir vor Unwägbarkeiten im weiteren Verlauf der Pandemie gut gerüstet sind“, erklärte Vorstandsvorsitzender Helmut Euler. Besonders günstig ist die Aufwand-Ertrags-Relation von 53 %. Einen solchen Wert unter 55 % erreichen überhaupt nur 4% aller Genossenschaftsbanken in Deutschland.
Aber auch in der Größe der Bank liegt ein Grund für die Sicherheit. So überschritt das betreute Kundenvolumen erstmals die Marke von drei Milliarden Euro. Zusammen mit anderen Kennzahlen beweist dieser Wert, wie stabil die Genossenschaftsbank für den Raum Vogelsberg, Ostkreis Marburg und Schwalm aufgestellt ist. Das Kreditneugeschäft erreichte mit einem Zuwachs um 16 Millionen €uro auf 227 Millionen €uro (7,6 %) genauso wie das Anlage- und Vorsorgegeschäft historische Bestmarken. Insgesamt hat die Bank Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden €uro zugesagt. Das Wertpapierdienstleistungsgeschäft mit Zertifikaten, Aktien, Renten und Fonds ist sogar um 31,8 % gewachsen, nämlich um 26,1 Millionen €uro auf jetzt 108,2 Millionen €uro.
Bärenstarker Onlinehandel trotz staatlicher Hilfen gegen Pandemie
Das sieht also nicht nach Krise aus, was aber durchaus auch der politischen Unterstützung geschuldet ist. So blieb die Bank beispielsweise bisher von Kunden-Insolvenzen verschont. Helmut Euler und Ralph Kehl erkennen zurzeit keine Anzeichen, dass Betriebe bereits in Schieflage sind, verweisen allerdings auch auf den Umstand, dass allein die VR-Bank Stans Millionen Euro an Krediten über die KfW oder Überbrückungshilfen ausgezahlt sowie 700.000 €uro Zins- und Tilgungsaussetzungen gewährt hat und die Anzeigepflicht bei Insolvenz noch immer ausgesetzt ist. Bei anhaltendem Lockdown könnten Unternehmen durchaus in Probleme geraten.
Interessant ist eine Beobachtung, die die Bank aus ihrer Statistik herauslesen kann. Während die Barabhebungen an Geldautomaten in 2020 um satte 42 Prozent zurückgegangen sind, haben die Abbuchungen von Amazon auf den Kundenkonten um 20 Prozent zugelegt und betrugen im Jahr 2020 beachtliche 17,1 Millionen €uro. Darin nicht enthalten sind Kreditkarten-Abbuchungen, die sicherlich noch einmal genauso hoch liegen. Da Raiffeisenbanken neben den Sparkassen und anderen Banken etwa ein Drittel des Marktes abdecken, dürfte dies nur ein Drittel des Gesamtbetrages sein. Berücksichtigt man die beobachteten Steigerungsraten im Laufe des Jahres und dass Amazon nur die Hälfte des Online Handels abdeckt, ist davon auszugehen, dass jetzt in einem Jahr über 200 Millionen €uro an Kaufkraft aus der Region Vogelsberg, Schwalm und Stadtallendorf abwandern.
9 Millionen Euro Steuern und 240.000 Euro Zuwendungen
Trotzdem leistete die VR-Bank HessenLand einen großen Anteil daran, dass Wirtschaftsgefüge und Gemeinwesen handlungsfähig bleiben. 9 Millionen Euro fließen im Zusammenhang mit Aktivitäten der Bank an direkten und indirekten Steuern (wie Lohn- und Kirchensteuer) in den regionalen Wirtschaftskreislauf. Außerdem finanzierte die VR Bank HessenLand gemeinnützige Zwecke in 2020 mit insgesamt 199.000 €uro Spenden aowie 138.000 €uro Vergaben
Die Entscheidung vor zwei Jahren, die persönlich-digitale Beratung via VR@home einzuführen, hat sich als Erfolgsfaktor erwiesen. Durch technische und organisatorische Veränderungen ist es der VR Bank HessenLand gelungen, dass 70% der Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz völlig flexibel wählen können.
Starke Töchter und ein neues Standbein
Eine starke Raiffeisenbank ist immer gut für die Region. „Sämtliche Tochtergesellschaften der Bank erreichten Umsatz- und Ergebniszuwächse. Die Ertragslage der Bank zeichnet sich, wie in den Vorjahren, durch eine überdurchschnittliche Wirtschaftlichkeit aus. Das Eigenkapital erhöhte sich durch die Zeichnung weiterer Geschäftsanteile der Mitglieder sowie die Gewinnthesaurierung um insgesamt 13% auf 210 Millionen Euro. Mit rund 200 Millionen €uro geplanten Investitionen, von denen die Hälfte bereits realisiert ist, baut die Bank inzwischen als weiteres Standbein ihr Immobilienportfolio aus.
Weiterhin will die Bank mit zukunftsweisenden Standortentscheidungen in Treysa und Stadtallendorf-Neustadt und Homberg ein Zeichen setzen. Die 40.721 Mitglieder sollen auch in diesem Jahr mit einer Dividende von 3% am Unternehmenserfolg beteiligt werden. Im Juli sollen nach Möglichkeit die neuen Räume in Schwalmstadt-Treysa bezogen werden. Am Autobahnanschluss Stadtallendorf entsteht ein reines Beratungszentrum für Stadtallendorf und Neustadt. (rs)