TREYSA. „Die Situation macht eine extreme Wendigkeit der Lehrkräfte nötig. Eine Person, eine Verantwortung und ein Unterricht auf vielen verschiedenen Kanälen. Das hatten wir so noch nie“, sagt Rolf Muster, Schulleiter der Hephata-Förderschule in Schwalmstadt-Treysa.
Wie auch, die Corona-Pandemie ist eine Ausnahme, die immer mehr Ausnahme-Situationen begründet. „Die Klassenleitungen haben am vergangenen Donnerstag und Freitag mit all unseren Schülerinnen und Schülern telefoniert und abgesprochen, wie der Unterricht aussehen kann. Wir haben sehr individuelle Lösungen gefunden“, so Muster.
Die Förderschule besuchen 440 Mädchen und Jungen an drei Standorten, von der ersten Klasse bis zu Berufsschulklassen. Die Förderschule ist staatlich anerkannt und in Trägerschaft der Hephata Diakonie. „Da die Lehrtätigkeit jetzt mit mehr Zeitaufwand verbunden ist, haben wir die Ganztagesangebote an den beiden Standorten Hermann-Schuchard-Schule und Ludwig-Braun-Schule ausgesetzt, um die Personaldecke zu entspannen“, sagt Rolf Muster. Der Unterricht sei zudem auf die Kern-Fächer Mathematik, Deutsch, Englisch, Geschichte, Sachkunde und teilweise Sport in der Harthbergkaserne begrenzt.
Die Abschlussklassen der Förderschule, 40 Schülerinnen und Schüler, je nach Schulform zwischen 16 und 21 Jahren alt, nehmen am Präsenzunterricht teil. „Wir tragen Masken im Unterricht. Wir lüften oft, wahren die Distanz und haben nur kleine Klassen mit maximal sechs Schülerinnen und Schülern“, sagt Muster.
Die 80 Mädchen und Jungen der Jahrgänge eins bis sechs haben keine Präsenzpflicht, können aber zum Unterricht in die Schule kommen. Das nehmen bislang neun Kinder in Anspruch. Sie werden von den jeweiligen Klassenleitungen in ihren Ursprungsklassen, notfalls auch alleine, unterrichtet. Die restlichen Schülerinnen und Schüler erhalten analogen oder digitalen Unterricht, manche bekommen auch aufsuchenden Unterricht zu Hause oder Unterricht am Telefon.
„Wir sind digital sehr weit, weiter als viele andere Schulen und haben eigentlich alles, was wir für diese Ausnahmesituation brauchen“, sagt Rolf Muster. Die Förderschule bietet den digitalen Unterricht über eine Bildungsplattform auf einem speziellen Server an, zusammen mit 3.000 anderen Schulen bundesweit. „Die Serverkapazitäten waren am Montag total ausgelastet und unser digitaler Unterricht leider lahmgelegt. Da nutzt dann alle Wendigkeit und Flexibilität nichts.“ Und auch die Netzabdeckung bereitet der Schule Schwierigkeiten. „Für unsere Schülerinnen und Schüler stehen 200 digitale Endgeräte zur Verfügung, die diese nutzen könnten. Effektiv greifen aber nur 70 darauf zurück, weil es zu Hause oft kein W-LAN gibt. Das ist einfach schade und ärgerlich.“ (pm)
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