Impfzentrum Kassel nimmt um 9:00 Uhr Arbeit auf
KASSEL. Anneliese Heine aus Bad Emstal war und ist in vielen Vereinen aktiv. Daher liebt sie den Kontakt zu ihren Mitmenschen. Das allein war schon ein guter Grund, sich sofort um einen Impftermin zu bemühen. Dass sie heute Morgen die erste sein würde, die im Kasseler Impfzentrum mit dem Biontech-Mittel gegen Corona geimpft wird, damit hatte sie nicht gerechnet.
Der ganze Aufwand hat sie überrascht und natürlich auch das Medieninteresse. Aber schwer einen Termin zu bekommen, war es für die 93-Jährige aus dem Ortsteil Sand nicht. Ob sie Angst hätte, wird sie von RTL vor laufender Kamera gefragt: Nein, aber sie hat gehört, dass Virus komme zurück und es war sowieso klar, dass sie sich impfen lässt. Sie hofft nun, dass sich das Leben etwas normalisiert und ein wenig vom Dorfleben in Sand zurückkehrt.
Anneliese Heine geht souverän mit dem Rummel in der Sporthalle am Auepark um, schaut profihaft in jede Kamera und wirkt alles andere als eingeschüchtert oder furchtsam. Sie steht noch mitten im Leben und das soll auch so bleiben. Die ganze Zeit ist Marina Kemmer dabei, die sie beim Gang durch die Impfstraße begleitet. Arzt Maximilian Thiele bereitete die Bad Emstalerin vor, fragte nach relevanten Dingen und erklärte die Impfung. Angelika Beslekoev (Medizinisches Fachpersonal) sorgte dann für den Piecks vor laufenden Kameras, bei dem Frau Heine nicht einmal zuckte.
Morgenröte über der Söhre
Oberbürgermeister Christan Geselle legte Wert darauf, dass die Stadt schon Mitte Dezember impfbereit gewesen wäre, hätte es ausreichend Impfstoff gegeben. Trotzdem sind in Kassel schon 3.000 Menschen geimpft. 5 mobile Impfteams sind – auch heute – in Pflegeeinrichtungen und Kliniken unterwegs. Insgesamt waren zum Start im Impfzentrum über 50 Mitarbeitende in ganz unterschiedlichen Funktionen im Einsatz – darunter zwei Ärzte und vier medizinische Assistentinnen in zunächst zwei Impfstraßen.
Es ist ein bisschen wie die Morgenröte über der Söhre, so bemühte der Oberbürgermeister einen poetischen Vergleich, der die ganze Hoffnung nach einer Verbesserung der Situation und den Beginn zurückkehrender Normalität zum Ausdruck bringt. Zur Hoffnung passt auch die grüne Ausstattung des Impfzentrums, das mit 50 Kabinen in 4 Impfstraßen mehrere Tausend Impfungen pro Tag durchführen kann, wenn es genug Impfstoff dafür gibt. 2.000 Personen haben sich zum Helfen gemeldet, darunter, zur Freude von Christian Geselle, viele ehemalige Mitarbeiter der Stadt. Eingeteilt in Dienstgruppen, ziehen alle am selben Strang, um die Immunisierung in Stadt und Landkreis Kassel voranzutreiben.
Zunächst für ganz Nordhessen
Bereits im Laufe der Woche werde sich die Anzahl der Impfungen im Impfzentrum aber schon fast verdreifachen. Insgesamt wurden für das Impfzentrum der Stadt Kassel zunächst bis 8. Februar 2021 fast 5.000 Termine vergeben.
Mit sechs dieser Zentren wird in Hessen begonnen, ab 9. Februar werden es 28 sein. Das Impfzentrum der Stadt Kassel wird daher zunächst für ganz Nordhessen, also auch für Bewohnerinnen und Bewohner der Landkreise Kassel, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg und Werra-Meißner zuständig sein. Von den angemeldeten Personen kamen am ersten Tag 28 aus der Stadt Kassel, 34 Personen aus dem Landkreis Kassel, 13 Personen aus dem Schwalm-Eder-Kreis, neun Personen aus dem Kreis Waldeck-Frankenberg sowie sechs Personen aus dem Werra-Meißner-Kreis.
Zweite Runde ab 10. Februar
Neben Anneliese Heine waren auch Christel B. (93) aus Kassel, Anneliese Brehm (83) aus Nieste und Edgar Delpho (90) aus Kassel unter den ersten geimpften, die den Medien Rede und Antwort standen. Bis 17 Uhr wolle man 90 Personen der höchsten Prioritätsstufe, die sich über die Anmeldeplattform oder die Servicenummer des Landes Hessen angemeldet haben, impfen. Zusätzlich wurden rund 70 Personen aus dem Rettungs- und Sanitätsdienst heute ebenfalls noch geimpft.
Weniger als eine halbe Stunde dauere bisher ein Impftermin, sagte Torsten Müller, medizinischer Leiter des Impfzentrums der Stadt Kassel. Nach erfolgter Anmeldung im Eingangsbereich und kurzer Wartezeit dauere der eigentliche Impfvorgang mit Aufklärungsgespräch etwa fünf Minuten. Anschließend folge eine kurze Beobachtungsphase von rund 15 Minuten in einem weiteren Wartebereich. So sollen denkbare Unverträglichkeiten gegen das Impfmittel schnell festgestellt werden. (rs)
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