Jörg Ernst Brück lebt und arbeitet auf Hephata-Gut Halbersdorf
SPANGENBERG. „Das künstlerische Arbeiten gibt mir Halt und meinem Leben Sinn“, sagt Jörg Ernst Brück. Und dies nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie. Seit 2003 lebt und arbeitet der 55-Jährige in der Sozialen Rehabilitation der Hephata Diakonie auf dem Gut Halbersdorf bei Spangenberg.
In der Tagesstruktur für chronisch mehrfach beeinträchtigte, abhängigkeitskranke Menschen arbeitet Jörg Ernst Brück in der Hauswirtschaft – seit seiner Krebsdiagnose im Juni dieses Jahres jedoch nur noch eingeschränkt. So ist er für die Reinigung des Wohnbereichs im ehemaligen Melkerhaus zuständig. In seiner Freizeit indes ist Brück künstlerisch tätig. Auf Gut Halbersdorf gelang es ihm, seine Kreativität auszuschöpfen – lange Zeit war sie von seiner Alkoholsucht ertränkt. Eine ganze Galerie an Bildern aus Holzbrand ist seitdem entstanden.
„Wenn mir ein Motiv gefällt, erstarkt die Lust, es zu malen“, sagt Jörg Ernst Brück. Ob Zeitschriften, Zeitungen oder Drucke – Motive findet der 55-Jährige überall. Entsprechend vielfältig ist sein Repertoire. James Dean, Peter Maffay, Keith Richards: Namen, die jeder kennt. Für Jörg Ernst Brück sind es mehr als Idole. Ihre Konterfeis bieten die Vorlage für seine Bilder.
Dabei gehen Motiv und Maltechnik eine wunderbare Symbiose ein – passt doch das oft eher raue Image wie von „Schimanski“-Darsteller Götz George oder Rocksänger Udo Lindenberg auffallend gut zur filigranen, jedoch auf rauem Untergrund gearbeiteten Holzbrandtechnik. Jörg Ernst Brück verwendet Pappelholz für seine Arbeiten. Dabei schafft er es auf verblüffende Weise, den Figuren trotz der eher groben Arbeitstechnik feine, authentische Gesichtszüge zu geben.
Besonders Udo Lindenberg hat es ihm angetan, ihn hat er in Holzbrand wie auch als mit Acrylfarbe kolorierte Skulptur aus Brotteig – Brücks weitere künstlerische Technik – festgehalten. „Udo ist cool, seine Texte sind aus dem Leben gegriffen und er macht sein Ding und lässt sich nicht beirren“, schwärmt Jörg Brück. Wenn er kreativ arbeitet, hört Brück dazu auch Musik, und nicht selten die Songs von Udo Lindenberg.
Dabei sind es nicht nur Film- und Rockidole, die ihn kreativ herausfordern. Auch Beethoven, Stargeiger David Garrett und die Nachbildung des Alten Meisters gehört zu seinem Bild-Repertoire. Eine Nachbildung des 1622 von dem niederländischen Künstler Gerrit van Honthorst geschaffenen Ölbilds zeigt „Die Anbetung Christi“ – unverwechselbar. Die zum Teil großformatigen Porträts und Stillleben, unter ihnen auch Pferdebilder, das Motorrad von James Dean oder die Gitarre von Keith Richards, sind durch freihändiges Brennen mit einem Lötkolben oder Holzbrennstift auf Pappelholz entstanden.
Die filigrane Fingerfertigkeit, die sich in seinen Arbeiten zeigt, hat er sich schon früh angeeignet. „Ich habe mir viel bei meinem Vater abgeguckt, der als Schlosser und Elektriker gerne zu Hause an Radios und Fernsehern bastelte“, so Brück. Nach der Trennung seiner Eltern sei er bei seinem Vater aufgewachsen, jedoch schon früh auf sich allein gestellt gewesen.„Ich habe mir meine Hosen genäht und meine Schuhe geklebt“, erinnert sich Brück. Er erlernte das Handwerk des Kachelofenbaus, doch die Folgen eines Autounfalls machten ihn berufsunfähig, zum Epileptiker ohne Führerschein. Alkoholprobleme kamen hinzu. „Das kreative Arbeiten hält mich von der Sucht ab“, ist Brück überzeugt. (pm)
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