Volkswagen-Mitarbeiter spenden Geschenke für Beiserhaus
BAUNATAL | KNÜLLWALD. Im Grunde zählt es in Tagen und Zeiten wie jetzt nicht, wie schnell wir als Gesellschaft Kinder aus der Familie nehmen, wenn ihr Wohl dort gefährdet ist; wie gut wir Jugendliche, die sich schwer eingliedern können, betreuen; wie kindgerecht wir Kinder und Jugendliche in Heimen, Wohngruppen oder Betreutem Jugendwohnen unterbringen.
Es verliert auch an Bedeutung, wie perfekt die psychosoziale Begleitung oder wie engmaschig Betreuung und Begleitung sind, wenn Wärme und Geborgenheit fehlen. Weihnachten findet für viele „Heimkinder“ – ein noch immer stigmatisierendes Wort – ohne Mama und Papa statt und wenn doch mit den Eltern, dann haben viele kein Geld oder setzen andere Prioritäten…
Keine anonyme Spende, sondern ein persönliches Geschenk
Jugendhilfe, Heim und Wohngruppe sind häufig nicht die Lösung vieler Problem, sondern können bestenfalls die Symptome einer irgendwie aus der Regel gefallenen Familiensituation lindern. Auch Kinder und Jugendliche können sich anpassen und mit neuen Realitäten arrangieren. Aber Weihnachten ist richtig „Mist“, wenn es keine Geborgenheit gibt. Für Kinder ganz besonders.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von VW Kassel in Baunatal wählen jedes Jahr eine Jugendhilfeeinrichtung im Umland des Volkswagenwerkes aus und erfüllen dort Wünsche. Geschenke verteilen ist schließlich auch etwas Schönes. 250 Jugendliche nach ihren Wünschen zu fragen, 97 Antworten zu verwalten, die Mitarbeiter zu motivieren, Geschenke zu übernehmen, für sie zu spenden, die Geschenke zu verpacken, mit Namen zu versehen und letztlich zu übergeben, ist eine höhere Stufe in der Kunst des weihnachtlichen Schenkens. Dann wird es nämlich persönlich, die Beschenkten sind nicht anonym sondern präsent, haben ein Gesicht und die Geschenke gewinnen an Charakter. Sie verlieren nebenbei jeglichen Almosenanstrich. Um den geht es nämlich auch nicht.
Ausgangspunkt war ein digitaler Weihnachtsbaum
Ein digitaler Weihnachtsbaum war mit allen Wünschen geschmückt. Das Alter der Beschenkten reichte von 6 bis 20. Alle Kinder und Jugendlichen der diakonischen Einrichtung, die seit 175 Kindern ein Zuhause bietet, entsprechend breit auch die Bandbreite der Wünsche. Da kamen Kleidungsstücke vor, aber auch Angelköder. Thermowäsche war dabei und als Spitzenreiter auf der Liste häufiger Wünsche standen 12 Tablets. Natürlich für die Sozialen Medien, aber auch für das digitale Lernen. Auch die Wohngruppen durften Wünsche äußern. Ein Kühlschrank oder eine Korbschaukel gehörten dazu.
Der Gesamtwert aller Geschenke beträgt 7.000 Euro. Eine stolze Summe, wobei es nicht um das Geld geht, wie Betriebsleiter Olaf Korzinovski betonte. Es mache Spaß, soziale Einrichtungen zu unterstützen. Personalchef Dr. Stefan Kreher, diplomierter Pädagoge, findet diese Art der Unterstützung besser als jede Scheckübergabe. Auch für Jens Barkhoff, den Stellvertretenden Leiter der Einrichtung, war der gestrige Termin im Besucherbereich des Werkes ein besonderer Termin. Viele Jugendliche fahren über Weihnachten nicht nach Hause und vor allem die Jüngsten glauben fest an den Weihnachtsmann. Und wenn der nichts bringt…
Olaf Korzinovski sowie Dr. Stefan Kreher selbst aktiv
Er bringt aber etwas und Betriebsleiter Olaf Korzinovski sowie Personalchef Dr. Stefan Kreher ließen es sich nicht nehmen, die Geschenke selbst in zwei VW-Busse einzuladen und damit der Übergabe eine besonders persönliche Note zu verleihen. (rs)