Neue Spielburg mit zwei Ebenen und eine Rutsche
TREYSA. Hermann-Schuchard-Schule, Raum 60. Das klingt nach dem Ort für den nächsten Elternabend. Oder eine Angabe auf dem Stundenplan. Auf jeden Fall klingt Raum 60 nicht nach Spaß – und doch ist es genau das: eine Spielburg mit zwei Spielebenen, einer Rutsche, einem Bällchenbad. Ein richtiger kleiner Indoor-Spielplatz.
„Wir freuen uns sehr, dass der Raum jetzt wieder so schön ist“, sagt Astrid Meyer-Breither, stellvertretende Leiterin der Hermann-Schuchard-Schule (HSS). Die HSS ist einer von drei Standorten der Hephata-Förderschule in Schwalmstadt-Treysa für mehr als 100 Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen. Möglich wurde die Renovierung nach einem Spendenaufruf Ende 2019 und dank der Tatkraft von Hausmeister Michael Melchior, seines Zeichens Tischlermeister.
Den Raum 60 gibt es schon genauso lange wie das Schulgebäude, das 1975 öffnete. Damals war er ein Sand- und Matschraum. Alle Wände und der Boden trugen Fliesen. In der Mitte gab es einen gemauerten Sandkasten und eine Badewanne. „Es sah aus wie in einem Hallenbad der 70er Jahre“, sagt Meyer-Breither. Später wurde Raum 60 als Fahrradwerkstatt für den AG-Bereich der HSS genutzt. Dann kamen ein Holzbecken mit Plastikkugeln, Eimerdusche und Rutsche in den Raum. „Heute kennt jeder so ein Bällchenbad aus Indoorspielplätzen oder Möbelhäusern. Damals war es auch mit einer Größe von vier Mal vier Metern etwas Besonderes“, so Meyer-Breither.
Seinen pädagogischen Sinn hat das Bällchenbad bis heute nicht verloren: „Das Liegen zwischen den Bällen ermöglicht eine Vorstellung vom eigenen Körper. Viele Kinder können hier nach aufregenden Erlebnissen entspannen“, so Meyer-Breither. Hinzu kommt, dass die bunten Bälle zum Sortieren (Farbwahrnehmung), Werfen und Fangen (Auge-Hand-Koordination) und Rollen auffordern. Dies motiviert auch Kinder mit Behinderungen und eingeschränkten Bewegungsfähigkeiten, sich zu bewegen und wahrzunehmen. „Allerdings hatten die Jahrzehnte der Nutzung an Raum 60 deutliche Spuren hinterlassen. Wir standen vor der Frage: renovieren oder abbauen. Da es aber nach wie vor ein sinnvolles psychomotorisches Bewegungsangebot ist, haben wir uns Ende vergangenen Jahres zum Renovieren des kompletten Raumes entschieden.“
Michael Melchior machte sich an die Arbeit, konnte viele Arbeitsschritte selbst ausführen und kreative Ideen umsetzen. Zunächst gab es Putz und helle Farbe auf die Wandfliesen. An eine Wand kam eine Fototapete mit Meeresblick. Auf den Boden kamen Fallschutzmatten. Bei einer Kindermöbelfirma aus der Region kaufte die HSS das Gerüst der Spielburg zu einem stark reduzierten Preis. Michael Melchior erweiterte es um ein Treppengeländer, ein passendes Holzpodest und eine Rutsche. Danach konstruierte er in Zusammenarbeit mit der Hephata-Schreinerei eine sechzig Zentimeter hohe, zwanzig Zentimeter dicke und insgesamt zwölf Meter lange Holzumrandung für das Bällchenbad. Nach ihrer Konstruktion erhielt diese noch ein Polster, um Sturzverletzungen zu verhindern.
Nun ist Raum 60 fertig. Aus hygienischen Gründen dürfen die Kinder zwar schon rein, aber die Bälle noch nicht in Bällchenbad. Astrid Meyer-Breither: „Die Freude über die Spielburg mit der Rutsche ist trotzdem riesengroß.“ (pm)
Das Bild: Michael Melchior testet schon mal die Rutsche – die Bälle müssen vorerst noch draußen bleiben.