KASSEL|HOMBERG/EFZE. Das nordhessische Dachdecker-Handwerk konnte auf der Jahreshauptversammlung der Dachdecker-Innung Kassel gleich mit drei guten Nachrichten aufwarten:
Zum Ersten ist die Auftragslage trotz Corona nicht rückläufig, sondern teilweise steigend, zum Zweiten konnten die Dachdeckerbetriebe trotz der besonderen Bedingungen fast ebenso viele Lehrlinge für das neue Ausbildungsjahr gewinnen wie im Vorjahr und zum Dritten stieg die Zahl der Innungsmitglieder erstmals auf über 100.
Trotz Corona läuft es in vielen Dachdeckerbetrieben rund. Für Obermeister Horst Wagner (Seigertshausen) ist das aber kein Grund, sich zufrieden zurückzulehnen. Vielmehr sieht er auch im Dachdeckerhandwerk Veränderungen auf die Betriebe und deren Beschäftigte zukommen. „Schon vor Corona waren die Konjunkturaussichten für manche Wirtschaftsbereiche nicht besonders gut. Corona hat diese Entwicklung deutlich verschärft. Das wird auch auf alle anderen Wirtschaftsbereiche abstrahlen“, ist sich Wagner sicher. Kritisch sieht Wagner auch den Glauben, der Staat könne alles mit staatlichen Hilfen, Erhöhung des Mindestlohns und Steuererhöhungen retten. Er mahnte daher zur Vorsicht, auch wenn er für das Dachdeckerhandwerk keine kurzfristigen Marktveränderungen erwartet. Vielmehr sei davon auszugehen, dass bis Mitte 2021 die Auftragslage stabil bleibe.
Ausbildung
Mit 34 neuen Auszubildenden ist das Dachdeckerhandwerk vergleichsweise gut ins neue Ausbildungsjahr gestartet. Gleichwohl konnten nicht alle Ausbildungsplätze besetzt werden. Die Rahmenbedingungen für duale Ausbildung waren 2020 extrem schlecht. Fast alle Bildungsmessen und Berufsorientierungsmaßnahmen mussten wegen Corona abgesagt werden. So entfielen wichtige Informations- und Kontaktmöglichkeiten für Schulabgänger und Betriebe. „Gerade unser Handwerk profitiert besonders von Aktivitäten am Stand. Dabei steht das Mitmachen im Vordergrund und ermöglicht ungezwungene Gespräche“, sagte Lehrlingswart Jörg Halberstadt (Bad Emstal). Dies sei in diesem Jahr nicht möglich gewesen. Auch die Projekttage Bau in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Stufenausbildung Kassel (ASK) und dem Bundesbildungszentrum des Zimmerer- und Ausbaugewerbes (Bubiza) konnten nicht durchgeführt werden.
Meisterkurs
2019 wurde erstmals ein Meistervorbereitungskurs für angehende Dachdeckermeister von der Innung in Kooperation mit dem Bubiza durchgeführt. Auch 2020 konnte, trotz Corona, wieder ein Meisterkurs mit 11 Teilnehmern, darunter 4 Frauen, starten. Damit hat der Dachdeckernachwuchs die Möglichkeit, die Meisterprüfung auch in Kassel abzulegen.
Informationen über freie Praktikums- und Ausbildungsplätze sowie den Meistervorbereitungskurs erhalten Interessierte bei der Dachdecker-Innung Kassel, Homberg, Tel. 05681 9881-0 oder bei der Ausbildungsstätte des Dachdeckerhandwerks, Kassel, Tel. 0561 4755971. www.dachdecker-innung-kassel.de
Wahlen
„Die Dachdecker-Innung Kassel hat nunmehr über 100 Innungsmitglieder“, erklärte Joachim Schaumlöffel (Obervorschütz), der einstimmig zum neuen Obermeister der Dachdecker-Innung Kassel gewählt wurde. Er tritt die Nachfolge von Horst Wagner an, der zum Ehrenobermeister gewählt wurde. Zu stellvertretenden Obermeistern wurden Heiko Rudolph (Kassel) und Peter Bärwald (Ahnatal) gewählt. Lehrlingswart bleibt Jörg Halberstadt (Bad Emstal). Dem Vorstand gehören zudem Jörg Lewandowski (Malsfeld) und Ingmar Brede (Schauenburg) an. Als Regionalvertreter wurden Karsten Schiedrum (Eschwege), Danny Hönicke (Schauenburg), Roland Steinfadt (Wolfhagen), Andreas Immig (Bad Soden-Allendorf), Stefan Horstmann (Gensungen), Jens Köster (Trendelburg), Christian Vonholdt (Frielendorf) und Frank Becker (Bad Zwesten) gewählt.
Ehrungen
Mit Dank und lobenden Worten wurde Horst Wagner verabschiedet. Er war seit 1993 im Innungsvorstand aktiv und seit 2005 Innungsobermeister. Unter seiner Ägide wuchs die Dachdecker-Innung Kassel auf über 100 Mitgliedsbetriebe an, sagte Schaumlöffel und dankte Wagner für sein beispielhaftes und außergewöhnliches Engagement. Für seine vielfältigen ehrenamtlichen Leistungen erhielt er u. a. 2015 den Ehrenbrief des Landes Hessen. Einen Anteil am Erfolg der mitgliederstärksten Dachdecker-Innung in Hessen hatte auch Jörg Heupel (Spangenberg) der seit 2005 im Innungsvorstand mitarbeitete, auch er wurde mit Applaus verabschiedet. Beglückwünscht wurden zudem die drei Besten der Gesellenprüfung. Dennis Malkomeß (Ausbildungsbetrieb Koch, Gudensberg), Marius Heupel (Ausbildungsbetrieb Lehmann, Sontra), sowie Ali Akbar Habibi (Ausbildungsbetrieb Schaumlöffel, Gudensberg) erhielten für Ihre guten Leistungen ein Präsent der Innung. Für besondere Leistungen im Dachdeckerhandwerk 2020 wurde die Firma Kühne (Lohfelden) mit dem „Himmelsstürmer“ der Dachdecker-Innung Kassel ausgezeichnet. Zu den Gratulanten zählten auch Landesinnungsmeister Ludwig Held und Landesinnungsgeschäftsführer Norbert Hain. (pm)