Investoren: Andere Standorte möglich
NAUMBURG | WOLFHAGEN. In einer Zeit, die politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich, gesundheitlich und ökologisch fast jeden Tag neue Herausforderungen produziert und in der wenig so bleiben wird, wie es ist, fällt es auch uns oft schwer, neue Ideen zu filtern und zu werten.
Die Stadtverordnetenversammlung Wolfhagen hat Donnerstagabend entschieden, Green Village Wolfhagen nicht auf den Weg zu bringen. Mit der Vision von einem Wohnen, das tradierte Grenzen von stationär und mobil überwindet, erfordert Green Village auch eine Art zu denken, die über den Rahmen des traditionellen Wohnungsbaus hinausgeht. Der klassische Wohnungsbau ist bemüht, ökologische Normen und neueste Bauvorschriften einzuhalten, die Wohnungen immer teurer werden lassen und ganzheitliche Lösungen nicht vorsehen.
Wohnungsbau neu denken
Wohnungsbau wie er – organisch gewachsen – seit jeher praktiziert wird, summiert in einem Gebäude zwar mehrere Wohnungen, doch jede für sich ist ein geschlossenes System. Was im Eigenheimbau bereits umgesetzt wird, fällt im Mietwohnungsbau extrem schwer. Gründe liegen unter anderem in der Notwendigkeit einer transparenten Abrechnung des Ressourcenverbrauchs von elektrischer Energie über Wasser bis zum Wärmebedarf.
Das macht Verbundsysteme und zugleich viele kostensparende, energiegewinnende sowie über das Wohnen hinausreichende, weiterdenkende und intelligente Lösungen, wie das Einbinden von Ladesystemen für Elektrofahrzeuge schwer oder gar unmöglich.
Green Village schafft mit dem Tesla Solar Roof, also Dachziegeln mit integrierter Photovoltaik und der Tesla Powerwall, einem intelligenten Stromspeichersystem, einem Öko-Teich zur Nutzung von Verdunstungskälte und einer Erd-/Wasser-Wärmepumpe sowie anderen baulichen Besonderheiten ein Objekt, das in sich energieautonom, tatsächlich CO2-Neutral und zudem kostengünstig, vor allem aber folgekostengünstig realisiert werden kann.
Die Idee: Wohnen zum Festpreis
Auf diese Weise kann mit einem Festpreis kalkuliert werden, der bei 10 Euro pro Quadratmeter sogar die Inanspruchnahme eines Tesla-Fahrzeuges, E-Bikes und andere Mobilitätssystem im Sharing-System einschließt. Lediglich die gefahrenen Kilometer müssen bezahlt werden. Damit sprengt Green Village viele reale, aber auch im Denken verwurzelte Grenzen.
Die Integration von Freizeiteinrichtungen und gastronomischen oder Einzelhandels-Angeboten sowie die komplett barrierefreie Bauausführung ermöglichen Aufenthaltsqualität, Inklusion und generationenübergreifendes Wohnen.
Die Investoren haben nach geschaffenem Baurecht bereits 65.000 Euro in das Projekt investiert, einschließlich eigener Aufwendungen zur Finanzierung des Bebauungsplanes: „Weil wir nach dem schriftlich vorgelegten Kaufvertrag seitens der Stadt darauf vertraut haben, dass alle Entscheidungsträger in den städtischen Gremien in diesem Sinne Folgeentscheidungen treffen werden“, sagen Berna Egin-Heinisch und Wolfgang Heinisch.
Tesla unmittelbar engagiert
Die Förderung energetischer Maßnahmen durch die KfW ist unstrittig und eine mittelbare Beteiligung von Tesla in diesem deutschen Modellprojekt in Form von Zuschüssen in Höhe von 50% auf Battery Wall, Supercharger und Solartechnik (Dach), beziehungsweise erheblichen Preisnachlässen, ist schriftlich zugesichert. Dies ist über eine Zusammenarbeit zwischen Tesla und dem gewerblichen Hauptengagement der Investoren Berna Egin-Heinisch und Wolfgang Heinisch im Elektromotorenbau abgesichert. Tesla und Space-Ex CEO Elon Musk hat sich vor Ort persönlich von der Sinnhaftigkeit seines Engagements überzeugt.
Zweiter Anlauf nicht ausgeschlossen
„Wir nehmen nach dem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung jetzt zur Kenntnis, dass ein innovatives Projekt in Wolfhagen nicht erwünscht ist oder nicht für sinnvoll gehalten wird. Diese demokratische Entscheidung werden wir akzeptieren. Damit verzichtet die Stadt Wolfhagen neben Impulsen für den Mietwohnungsmarkt auch auf ein bundesweites Vorzeige- und Modellprojekt“, resümiert das Investorenpaar Heinisch. Die bereits ausgegebenen Mittel versuchen die Investoren jetzt in ähnliche Projekte an anderen Standorten zu „retten“. Standortspezifische Investitionen helfen der Stadt vielleicht dabei, das Gelände irgendwann einer anderen Nutzung zuzuführen. Die Investoren Berna Egin-Heinisch und Wolfgang Heinisch weiter: „Sollte unsere Heimatstadt Wolfhagen in Zukunft doch noch Interesse an einem Green Village haben und wir dann noch Kapazitäten zur Realisierung sehen, können wir uns irgendwann einen zweiten Versuch vorstellen!“ Die Initiative müsste dann aber von der Stadt ausgehen. (rs)
Zum Bericht aus der STAVO