In Zeiten der Corona-Pandemie geht die VR Bank HessenLand mit ihrem höchsten Gremium neue Wege
ALSFELD. Der Vorstand war sehr erfreut, kürzlich rund 300 Teilnehmer zur ersten virtuellen Vertreterversammlung der VR Bank HessenLand begrüßen zu dürfen.
Mit dem „Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht“ hat der Gesetzgeber am 25. März 2020 die Möglichkeit geschaffen, ohne vorherige Satzungsänderung in diesem Jahr eine digitale Vertreterversammlung durchführen zu können.
„Es ist uns ein besonderes Anliegen, gerade in diesen außergewöhnlichen Zeiten persönlich zu unseren Vertretern und Ersatzvertretern zu sprechen. Wir haben uns daher entschieden, unsere virtuelle Vertreterversammlung im Live-Format zu übertragen“, hob Vorstandsmitglied Ralph Kehl hervor. „Die Einladung zur Veranstaltung erfolgte auf dem Postweg. Nach digitaler Anmeldung konnten die Vertreter alle Unterlagen zur Vorbereitung auf die Tagesordnungspunkte in einem gesicherten Datenraum einsehen und erhielten rechtzeitig im Vorfeld des Termins einen individualisierten Link zum LogIn in die digitale Versammlung“ beschreibt Kehl das Prozedere im Vorfeld der diesjährigen Vertreterversammlung und zieht positive Bilanz: „Die Corona-Krise und die damit verbundenen Auflagen und Schutzmaßnahmen haben wir dabei als Chance genutzt, einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung „Digitalisierung“ zu gehen.“
Digitalisierungsschub / gute Geschäftszahlen trotz Corona-Krise
Bevor Vorstandsvorsitzender Helmut Euler Erläuterungen zum Geschäftsjahr 2019 abgab, nahm er Stellung zu den aktuellen Rahmenbedingungen.
Wie kommt die Bank aktuell durch die Corona-Krise?
Die Pandemie habe einen erheblichen Schub bei der Digitalisierung mit sich gebracht. Das gelte sowohl für die internen Prozesse als auch für die Art der Kommunikation mit den Kunden. Der nachlassenden Frequenz in den Filialen stünden deutliche Steigerungen bei sämtlichen Online-Dienstleistungen gegenüber. Besonders erfreulich sei das positive Feedback zur digitalen Beratung via VR@home. Die bereits vor zwei Jahren begonnene Investition in Technik und Schulung habe sich ausgezahlt. Die Bedeutung des Kunden-Service-Centers nehme weiter zu. Die Bank bearbeite derzeit rund 800 telefonische Servicewünsche am Tag.
Das Kredit- (1,1, Mrd. €), Wertpapier- (1,7 Mrd. €) und das junge Immobilienportfolio (0,1 Mrd. €) zeigten sich in der Corona-Krise nach den Worten von Euler sehr robust. Der Umfang der akuten Risiken liegt deutlich unter den Erwartungswerten. Soweit Kunden aufgrund der wirtschaftlichen Situation Stundungen ihrer Tilgungsleistungen wünschten, habe die Bank dem entsprochen. Von den 260 Vorgängen entfielen zwei Drittel auf das Privat- und ein Drittel auf das Firmenkundengeschäft.
Nach der Auffassung des Vorstandes haben die Politik und die Europäische Zentralbank sehr schnell gute Entscheidungen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen für die Realwirtschaft getroffen. So zum Beispiel die „Corona-Soforthilfe“, die bei Firmenkunden der Bank für eine Entlastung von 5 Mio. Euro gesorgt habe. Weitere Unterstützungen seien jedoch insbesondere für die Gastronomie, Kultur- und Veranstaltungsbranche zwingend erforderlich. „Unabhängig davon müssen wir davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren die Insolvenzrate und damit die Risikokosten für die Banken steigen“, so Euler. Aufgrund der guten Vermögenslage sei die VR Bank in der Lage eine veränderte Risikolage zu verkraften.
Sorgen bereite der Finanzwirtschaft die Entwicklung des Zinsniveaus, merkte Euler an. Mit der Pandemie habe sich dieses noch stärker reduziert. Die Bank gehe nicht von einer nennenswerten Änderung in den nächsten Jahren aus. Die regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken müssten sich auf deutliche Verringerungen des Zinsergebnisses einstellen. Dies gehe wahrscheinlich mit einer Verringerung der Anzahl der Banken in Deutschland einher.
Helmut Euler lobte den beispiellosen Charakter der Belegschaft, die durch die ins Leben gerufene Gutscheinaktion #füreinander im Frühjahr ein Zeichen der Solidarität gesetzt hatten. Mit einer Beteiligung von über 90% zu einem freiwilligen Urlaubsverzicht von zwei Arbeitstagen und einem Zuschuss der Bank ergab sich ein Budget von 100.000 Euro, das in den nächsten Tagen aufgebraucht sein wird.
Geschäftsjahr 2019
„Die Geschäfts- und Ergebnisentwicklung knüpfte nahtlos an den überdurchschnittlichen Erfolg der letzten Jahre an“, resümierte Helmut Euler. „Mit einer Aufwands-Ertragsrelation von 58% belegt die Bank vordere Plätze im bundesdeutschen Vergleich. Dies ist nicht selbstverständlich, sondern das Ergebnis einer hervorragenden Teamleistung der Belegschaft.“
Das betreute Kundenvolumen erhöhte sich um 4,8% auf 2.967 Mio.€. Die Bank verfügte im abgelaufenen Geschäftsjahr über eine gute Ertragslage. Ergebnisabhängige Steuern wurden in Höhe von 5 Mio. Euro gezahlt. Das Eigenkapital verbesserte sich um 8 Mio. Euro auf 185 Mio.€.
Tochtergesellschaften
Weiterhin ging der Vorstand auf die aktuelle Entwicklung der mittlerweile sechs Tochtergesellschaften ein. Sämtliche Unternehmen verzeichneten Umsatz- und Ergebniszuwächse und stellten weiteres Personal ein.
Beschlüsse
Die Mitglieder beschlossen eine Dividendenzahlung von 3%. Vorstand und Aufsichtsrat wurde Entlastung erteilt. Die Vertreter wählten die turnusmäßig ausgeschiedenen Aufsichtsratsmitglieder, Matthias Knöppler (Neukirchen), Arnd Rüger (Eudorf), Norbert Schäfer (Lingelbach), Sascha Schneider (Bracht), Iris Trier (Erksdorf) und Dr. Arno Wettlaufer (Lingelbach) erneut in den Aufsichtsrat. Die Beschlüsse fanden ebenfalls digital und während der Versammlung statt.
Versammlungsleiter und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Knöppler dankte dem aus Altersgründen nicht wieder wählbaren Aufsichtsratsmitglied, Herrn Grischkat (Homberg/Ohm). Er gehörte dem Gremium 29 Jahre an.
Gesellschaftliches Engagement
Das soziale Engagement der Bank ist unverändert fester Bestandteil der Geschäftspolitik. Über die Crowdfunding-Plattform wurden mittlerweile 65 Projekte gefördert. Darüber hinaus erfolgten im Geschäftsjahr 2019 insgesamt 208 Spendenvergaben in der Gesamthöhe von 199 TEUR.
Die VR Bank HessenLand blickt weiterhin stolz auf bereits 18 Stipendiaten mit einer Förderung von 118 TEUR.
Ausblick
Auch im aktuellen Geschäftsjahr bewegt sich die VR Bank HessenLand in einem anspruchsvollen Marktumfeld. Die negativen Auswirkungen der Niedrigzinsphase, der Umgang mit permanent steigenden regulatorischen Anforderungen der Bankenaufsicht sowie die Weiterentwicklung der Digitalisierung bleiben auch in den nächsten Jahren die beherrschenden Themen.
Die COVID-19-Pandemie stellt darüber hinaus mit ihren Auswirkungen auf das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben auch den Finanzsektor vor besondere Herausforderungen. Mögliche Auswirkungen auf die Ertragslage der Bank werden dabei laufend analysiert und geeignete Maßnahmen ergriffen.
„Insgesamt sind wir mit wettbewerbsfähigen Produkten, digitalen Angeboten, persönlicher Beratung und vor allem hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr gut für die Zukunft aufgestellt“, so Helmut Euler, Vorstandsvorsitzender der VR Bank HessenLand. „Gerade jetzt, unter dem aktuellen Eindruck der Corona-Krise, gilt: In Zeiten der Veränderung bleiben wir verlässlich und stellen uns den aktuellen Herausforderungen. Wir begleiten unsere Kunden aktiv in der aktuellen Situation. Mit ihrer wirtschaftlichen Stärke ist die VR Bank HessenLand auch in Zukunft ein verlässlicher Partner ihrer Kunden.“ (pm)
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