Landwirte blockieren Zufahrt zu Edeka Hessenring in Melsungen

MELSUNGEN. Spontan, aber über Chat- und WhatsApp-Gruppen organisiert, haben am Sonntag in der Spitzenzeit rund 70 Landwirte mit 50 Traktoren aus dem näheren Einzugsgebiet des Lebensmitteleinzelhändlers Edeka Hessenring dessen Haupteinfahrt in Melsungen blockiert.

Als Erzeuger forderten die Landwirte für sich eine nachhaltige Teilhabe an der Wertschöpfungskette.

Aktuell ist der Schweinepreis, auch aufgrund der grassierenden Schweinepest (ASP), eingebrochen – allerdings nur bei den Landwirten. Die Gewinne aus den niedrigen aber stabilen Preisen an der Ladentheke bleiben bei den Schlachthöfen und dem Lebensmitteleinzelhandel hängen, so ein Sprecher der Landwirte gegenüber nh24.

Die Landwirte fordern deutlich höhere Erlöse für Schweine, Rinder und Milch, um ihre Betriebe erhalten und weiterentwickeln zu können. Durch die Corona-Krise und die Schweinepest besteht aktuell ein Problem der Überproduktion, die Schlachthöfe haben ihre Kapazitäten eingeschränkt. Deshalb fordern die Bäuerinnen und Bauern, dass die vorhandenen Kapazitäten inländischen Erzeugnissen vorbehalten werden.  Aus aktuellem Anlass fordern die Landwirte zudem keine Preissenkung auf „übergewichtige“/ältere Tiere und das befristete Aussetzen von Sanktionen bei vorübergehender Überbelegung von Ställen. Zurzeit werden die Krisen allein auf dem Rücken der Landwirte ausgebadet, sagen die Landwirte.

In deutschen Ställen stauen sich mehrere Hunderttausend schlachtreife Schweine. Zeitgleich gaben die Erzeugerpreise für Schweinefleisch laut den Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent nach.

In Hessen gibt es mehr als 16.000 landwirtschaftliche Betriebe, rund 14.000 als Einzelunternehmen (meist Soloselbstständige, die von Familienmitgliedern unterstützt werden). Gut ein Drittel dieser Betriebe wirtschaftet im Haupterwerb, zwei Drittel der Betriebe werden als Nebenerwerbsbetriebe geführt. 

Laut Polizeiangaben verlief die Demonstration, die um 17 Uhr begann und gegen 20:20 Uhr endete, ohne Vorkommnisse. (wal)