GIEßEN. Immer mehr Lastwagen auf den Autobahnen, übervolle Rastplätze am Abend und in der Nacht: Wer auf Deutschlands Straßen unterwegs ist, kennt das zur Genüge. Doch wie geht es weiter mit dem Güterverkehrsaufkommen?
Die Prognose der Bundesregierung für das Jahr 2030 liefert eine eindeutige Antwort auf diese Frage: Die Tendenz ist steigend. Im Vergleich zu 2010 werden 38 Prozent mehr erwartet. Das meiste wird voraussichtlich nach wie vor auf der Straße transportiert. Höchste Zeit also, umzudenken und Alternativen zu stärken – wie die Beförderung auf der Schiene. „Das wachsende Verkehrsaufkommen und der Klimawandel führen dazu, dass die Schiene in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen muss“, sagt der Gießener Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. Wohl wissend, dass das ein langwieriger, teurer und insgesamt nicht einfacher Prozess ist. Um das Thema in Mittelhessen voranzutreiben und die Akteure zusammenzubringen, veranstaltete seine Behörde einen Workshop – selbstverständlich unter Beachtung der Corona-Regeln.
Das Regierungspräsidium ist gerade dabei, den Regionalplan für Mittelhessen neu aufzustellen. Dabei soll der Schienengüterverkehr eine zentrale Rolle einnehmen und gefördert werden. Doch wie sieht die Situation zwischen Limburg und Schlitz, Hungen und Münchhausen aktuell überhaupt aus? Wo liegen Stärken und Schwächen, aber auch Risiken und Chancen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, Erfahrungen auszutauschen und Ideen zu sammeln, fand der Workshop „Schienengüterverkehr in Mittelhessen“ statt. Erstmalig trafen sich Vertreter des Regierungspräsidiums Gießen, des hessischen Wirtschaftsministeriums, der Regionalversammlung, der mittelhessischen Landkreise, der Industrie- und Handelskammern, von Eisenbahnunternehmen, von Hessen Mobil, der Bundeswehr und Unternehmen.
Ullrich wartete zu Beginn der Veranstaltung mit interessanten Zahlen auf, die zeigen, wie es um die Situation in Deutschland bestellt ist. 2018 lag der Anteil der Güter, die auf der Schiene transportiert wurden, bei 18 Prozent. Geht es nach der Bundesregierung, sollen es in zehn Jahren 25 Prozent sein. „Das ist ein ambitioniertes Ziel“, betonte Ullrich. Besonders vor dem Hintergrund, dass seit 1994 bundesweit rund 6.000 Kilometer Schienenstrecken abgebaut wurden und es deutlich weniger Ladestellen gibt als früher. „In Mittelhessen ist die Entwicklung nicht positiv gelaufen“, bedauerte der Regierungspräsident. „1984 hatten wir noch mehr als 90 Ladestellen im Schienengüterverkehr. 2002 waren es noch rund 25 und heute sind es nur noch rund 15.“ Immer mehr Punkte verschwinden also von der Landkarte – das und mehr veranschaulichte Michael Roggenkamp vom Beratungsunternehmen ederlog aus Bad Berleburg in seiner Präsentation. Er führte durch den Workshop und informierte über die Analysen zur aktuellen Situation und zu den Potenzialen, die das Unternehmen in den vergangenen Monaten im Auftrag des Regierungspräsidiums durchgeführt hatte.
Fachliche Inhalte aus Sicht der Praxis lieferten Ralf Kirion (Geschäftsführung der Obel Internationale Logistik GmbH, Limburg), Christian Betchen (Geschäftsführer der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein) sowie Marian Zachow (Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Marburg-Biedenkopf). In Kleingruppen beschäftigten sich die rund 40 Männer und Frauen besonders mit zwei zentralen Fragen: Was müsste sich ändern, damit in Mittelhessen vermehrt Güter auf die Schiene kommen können? Und welche Infrastruktur wird benötigt? Grundsätzlicher Konsens in der Diskussion: Es muss einfacher, billiger und damit attraktiver werden, den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Einigkeit bestand auch darüber, dass die Potenziale in Mittelhessen weiter analysiert werden sollten. Zielführend könnte zudem ein zentraler Ansprechpartner sein, der zum Beispiel bei Fragen zur Planung und zu Fördermöglichkeiten weiterhilft. Nicht zuletzt stelle ein enger und regelmäßiger Austausch zwischen den Akteuren einen Schlüssel zur Belebung des Schienengüterverkehrs in der Region dar.
In seinem Schlusswort deutete der Leiter des zuständigen RP-Dezernats „Regionalplanung, Bauleitplanung“, Dr. Ivo Gerhards, an, wie die Erkenntnisse des Workshops in den neuen Regionalplan einfließen sollen. Abschließend betonte er: „Klar ist aber auch: Dieses Treffen ist der Beginn eines Prozesses, dem zwangsläufig weitere Schritte folgen sollten.“ (pm)
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Wunschdenken nicht jede Firma hat einen Bahnanschluss.
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