GIEßEN|Rotenburg. Für tausende Kriegsflüchtlingen aus aller Welt begann hier das Leben in Deutschland. Nach mehr als fünf Jahren werden die Gebäude der ehemaligen Alheimer Kaserne in Rotenburg an der Fulda als Erstaufnahmeeinrichtung Ende des Monats geschlossen.
Während einer Abschiedsfeier blickten die organisatorisch Verantwortlichen zurück. „Ein Dank gebührt neben den Beschäftigten an dieser Stelle vor allem den vielen Ehrenamtlichen, die sich in Rotenburg für andere eingesetzt haben, ohne nach dem eigenen Nutzen zu fragen. Ehrenamt ist in einer Gesellschaft unersetzlich“, betont Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. Er freue sich sehr darüber, dass dieses Engagement in der Rotenburger Bevölkerung fest verankert sei.
„Was damals in einem Durcheinander angefangen hat, wurde zu einem guten Miteinander und zu einem guten Ende gebracht“, schilderte Bürgermeister Christian Grunwald im Rahmen seiner Ansprache. Die Geflüchteten konnten in der großzügig angelegten Unterkunft bestmöglich betreut werden. Neben Verwaltungs- und Unterkunftsgebäuden habe man auch eine Kantine, Wirtschafts- Technik- und Lagerräume, eine medizinische Einheit, Schulungs- und Beratungsräumlichkeiten sowie Flächen für die Freizeitgestaltung genutzt.
Stefan Sydow, Leiter der Abteilung Asyl im Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, dankte den Ehrenamtlichen in Vertretung von Staatsminister Kai Klose und überreichte gemeinsam mit Regierungspräsident Ullrich Dankesschreiben des Ministers an die in der Unterkunft ehrenamtlich tätigen Helferinnen und Helfer. „Was Sie und ich mitnehmen können, sind ihre Geschichten und Erlebnisse mit den Geflüchteten. Auch ohne die Erstaufnahmeeinrichtung gibt es in Rotenburg weiterhin viele Möglichkeiten, sich gesellschaftlich zu engagieren. Davon lebt unsere Gesellschaft“, sagt Stefan Sydow.
„In besonderer Erinnerung wird den Beschäftigten sowie den Be- und Anwohnern ganz sicher das jährlich stattfindende interkulturelle Fußballturnier auf den Sportanlagen der Einrichtung bleiben“, erläuterte Grunwald. Dieses sei mit Unterstützung zahlreicher Prominenter zu einem Vorzeigeprojekt von Fairness, Integration und friedlichem Miteinander geworden.
Ullrich lobte die Zusammenarbeit mit den Dienstleistern aller Bereiche. Zahlreiche Ehrenamtliche hätten sich insbesondere in der Kleiderkammer, bei den Lern- und Leseangeboten, künstlerischen und sportlichen Aktivitäten engagiert. Gleiches gelte auch für die heimischen Vereine. „Die Stadt Rotenburg hat uns und unsere Bewohner über einen Zeitraum von fünf Jahren herzlich aufgenommen, wir verlassen das Gelände mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, betont RP Ullrich.
Im August 2015 erhielt das Regierungspräsidium Gießen den Startschuss für die Errichtung der Einrichtung auf dem 325.000 Quadratmeter großen Areal. Seither sind mehr 8.400 Menschen aufgenommen und versorgt worden. Ab dem 1. Oktober wird das Gelände der ehemaligen Alheimer Kaserne durch die Bundespolizei als neue Ausbildungsstätte genutzt werden. Die verbliebenen Bewohner der Einrichtung werden bis zur Schließung Ende September in die anderen Standorte der Erstaufnahme in Hessen verteilt. „Die Unterbringung der Geflüchteten wird dadurch lediglich verlagert“, erklärt Regierungspräsident Dr. Ullrich. (pm)
Das Bild: Würdigen während der Abschiedsfeier in der Erstaufnahmeeinrichtung Rotenburg die geleistete Arbeit von Beschäftigten wie Ehrenamtlichen (v.l.): Bürgermeister Christian Grundwald, Standortleiter Andreas Hobbie, Stefan Sydow und Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich.
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