Neue digitale Formate vernetzen den Gesundheitssektor
BAD HERSFELD. Skype, Go2Meeting, Zoom oder Teams gehören sicherlich zu den Gewinnern der Corona-Pandemie. Während weltweit Unternehmen und Institutionen ihre Veranstaltungen absagen mussten, konnten die Online-Dienstleister ihre Angebote in brisanter Geschwindigkeit ausbauen. So auch im Klinikum Hersfeld-Rotenburg.
Fast 700 Teilnehmer, zum Großteil bestehend aus niedergelassenen HNO-Ärzten, hatten sich eingeschaltet, als Prof. Dr. Issing vergangene Woche über sein Spezialgebiet der Mikrochirurgie des Ohres sprach. Die eigentlich jährlich in Mannheim stattfindende Tagung des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte war kurzerhand in ein digitales Zusammenkommen umgewandelt worden. „Über dieses digitale Format konnten sicherlich deutlich mehr Kolleg*innen erreicht werden, als das sonst jährlich der Fall ist. Es ist aber trotzdem keine Selbstverständlichkeit, dass so viele Personen sich die Zeit genommen und über mehrere Tage hinweg selbst bis 22Uhr aktiv an den einzelnen Vorträgen und Diskussionen mitgewirkt haben,“ berichtet Issing von seinem persönlich geleiteten Webinar. Der Chefarzt für HNO-Heilkunde, plastische Operationen, Allergologie, Umweltmedizin, Palliativmedizin und spezielle HNO-Chirurgie am Klinikum Bad Hersfeld nimmt seit Jahren proaktiv als Lehrender oder Redner an Zusammenkünften der HNO-Medizin teil und möchte auch trotz Corona das Netzwerk weiterhin stärken. Er ergänzt: „Wir haben uns in unserem Team dazu entschlossen, auch selbst solche Formate anzubieten und uns stärker digital zu vernetzen. Hier entstehen Möglichkeiten, auch über den üblichen Einzugsbereich hinaus in regelmäßigem Kontakt zu Kolleg*innen zu stehen und von deren Erfahrungen zu lernen. Vielleicht auch, um jenseits der Grenzen von Deutschland und Europa eigene komplexe Fälle zu besprechen.“ So ganz verzichten auf den persönlichen Kontakt möchte der 59-Jährige jedoch auch nicht. „Nach Seminaren oder Veranstaltungen wird natürlich auch über Privates gesprochen und wichtige Verbindungen geknüpft. Ich denke natürlich wie die meisten Menschen auch an die Frage, wann das alltägliche Leben wieder ganz normal sein wird.“
Zu Beginn des Sommers hatten Issings Rotenburger Kollegen des Herz-Kreislauf-Zentrums bereits zu zwei Seminaren aus dem Bereich der Kardiologie und interventionellen Herzmedizin eingeladen. Auch hier hatten sich jeweils rund 50 Fachkollegen aus ganz Deutschland eingeschaltet und gemeinsam mit Prof. Ardawan Rastan, Prof. Holger Nef und Prof. Stephan Fichtlscherer aktuelle Themen diskutiert.
„Vielleicht kann man diese Entwicklung als einen durch Corona erzwungenen Schritt in Richtung Digitalisierung sehen. Diese Richtung ist aber sicherlich die richtige“, betont Issing. (wal)
Das Bild: Prof. Dr. Peter Issing ist seit 17 Jahren Chefarzt am Klinikum in Bad Hersfeld. Seit 2013 erscheint er jährlich in der Focus-Ärzteliste, welche Deutschlands Top-Mediziner würdigt.