Duo Cha-Li-Ro auf der Märchenbühne
GUDENSBERG. Eigentlich sollten die Sängerin Palmyra Klinnert und Pianist Vadim Krischtopow – das Duo Cha-Li-Ro – bei den Kellerkonzerten auftreten. Dort sind sie immer wieder gern gesehen und gehört. Die kuschelige Enge der Gudensberger „Unterwelt“ ist in Corona-Pandemie-Zeiten für Veranstaltungen ungeeignet. So wich das Duo mit Klavier und Poesie in den Stadtpark aus.
Vadim Krischtopow ist klassisch ausgebildet und hat an der Wolga in Nischni Nowgorod in einem Sinfonieorchester gespielt. Vor 18 Jahren kam er nach Deutschland und hat ganz offensichtlich sehr schnell die neue Sprache gelernt. Es gehört viel dazu Deutsche Lyriker zu vertonen, denn das tut er seitdem vornehmlich. 260 Titel sind es inzwischen geworden und einige davon gibt es auf CD zu hören.
Statt Klassik und Jazz…
Palmyra Klinnert kommt aus dem Jazzgesang und hat sich ursprünglich nicht vorstellen können, das zu tun, was sie jetzt zusammen mit Vadim Krischtopow auf der Bühne bewegt.“ Ich bin aber bei ihm künstlerisch hängen geblieben und möchte eigentlich gar nichts anderes mehr singen.“
Ziel der Poesie ist es, über Dinge nachzudenken, die man nicht versteht, zitiert sie oder wie es Charles M. Schulz in einer Art Schlussfolgerung die Peanuts sagen lässt: „Nichts raubt Erdnussbutter so den Geschmack, wie unerfüllte Liebe…“
Von der Schriftstellerin und Lyrikerin Johanna Anderka gibt es als erstes zu hören, „Wir“. Man braucht nur einen Menschen, den aber braucht man sehr, sagt Palmyra Klinnert und bekommt Zustimmung aus dem Publikum. Viele Gäste sind aus Kassel angereist und – genauso wie die Künstler – zum ersten Mal an der Märchenbühne. Erste Liebe, ein Gedicht von Peter Rausch aus Kassel diente dem du genauso als Vorlage, wie Texte von Rainer-Maria Rilke.
Trauer und Liebe
Ein wenig traurig wurde es bei einem Titel von Gisela Kempkens. Sie hat die Vertonung ihres Gedichtes auf CD nicht mehr hören können, weil sie einen Tag zuvor verstarb. Der Titel wurde aber bei der Beerdigung gespielt. Geschrieben hatte sie die Worte zur Beerdigung ihres Mannes: Weit weg, ganz nah! War’s so nicht schon immer?
Hilka Garden aus Melsungen hat die Verschenktexte kreiert. Cha-Li-Ro haben sich für Treibgut entschieden. Das wird fortgetrieben und angeschwemmt. Und jetzt? Lautet die Frage. Robert Gernhardt aus der Frankfurter Schule, der für Pardon und Titanic geschrieben hat, lieferte mit „Geständnis“ eine Vorlage zum Vertonen. Dazu kamen Texte aus dem Wortwechsel, wie von Elke Schumann, von Wolf Wondratschek über die moderne Liebe, von Astrid Reimann „ohne Dich“ und vielen anderen. Ein durchweg kurzweiliger, nie langweiliger und abwechslungsreicher Abend auf märchenhafte Bühne. (Rainer Sander)