Schecks aus Erlösen des Baunataler Weihnachtskonzertes
KASSEL | BAUNATAL. Alle Jahre wieder kommt das Christuskind (…) und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Was wie die „Zwangsehe“ von zwei Weihnachtsliedern klingt, ist in Baunatal eine „Liebeshochzeit“. Das Heeresmusikkorps Kassel und die Stadt Baunatal pflegen eine „innige Partnerschaft“, die in der Adventszeit blüht und irgendwann im Sommer Früchte trägt.
Seit 42 Jahren spielt das Musikkorps der Bundeswehr zu Weihnachten in Baunatal und immer ist die Stadthalle oder die Rundsporthalle ausverkauft. Stets setzt bereits im Sommer ein Run auf die Karten ein und längst ist das Weihnachtskonzert das vielleicht wichtigste gesellschaftliche Ereignis – neben dem Neujahrsempfang – in der Volkswagenstadt. Das Ganze bereitet nicht nur den Besuchern, sondern danach auch Menschen, die in dieser Gesellschaft meistens nicht im Mittelpunkt stehen, Freude. Der Erlös des Weihnachtskonzertes geht zu gleichen Teilen an das „Kuratorium Aktion für behinderte Menschen“ und die Baunataler Diakonie Kassel, kurz bdks.
7.275,61 €uro für zwei gute Zwecke und gegen die Ausgrenzung
Im Sommer wird dann stets verteilt: In diesem Jahr kam der bisher dritthöchste Betrag zusammen, nämlich 7.275,61 €uro. Insgesamt 152.338,04 €uro konnten bereits für einen karitativen Zweck auf diese Weise erlöst werden. Das Kuratorium wird vor allem betroffenen Einzelpersonen in Baunatal mit dem Geld helfen, die bdks wird ihren Anteil einerseits für den kreativen, musischen Bereich verwenden und andererseits für die (Aus-) Bildung. Es sollen Materialien zur Diagnose von Stärken und Schwächen angeschafft werden, wie Joachim Bertelmann, erklärte.
Der Vorstandsvorsitzende der Diakonie-Gesellschaft stellt gerade unter Corona-Bedingungen fest, „nicht jeder kann einen Arbeitsplatz am ersten Arbeitsmarkt finden.“ Viele scheitern, weil die Anforderungen so hoch sind. In den Einrichtungen war es eine große Herausforderung, die entsprechenden Flächen zu schaffen, unter denen die behinderten Mitarbeiter produzieren können. Dafür muss die Organisation auch auf fremde Räume ausweichen, die infolge der Corona-Beschränkungen zurzeit nicht bestimmungsgemäß genutzt werden. Die Ausgrenzung von behinderten Menschen, so Bertelmann, wird gerade größer, nicht nur Seniorenheim sind betroffen.
Weihnachtskonzert 2020 am 13. Dezember um 17:00 Uhr
Oberstleutnant Tobias Terhardt und Bürgermeisterin Silke Engler wollen beide am vereinbarten diesjährigen Konzerttermin, nämlich dem 13. Dezember um 17:00 Uhr in der Stadthalle festhalten. 273 Eintrittskarten könnten in der Stadthalle verkauft werden (unter Corona Hygienevorschriften), aktuell liegt die Obergrenze bei Veranstaltungen noch bei 250.
Auf jeden Fall könnte unter jetzigen Bedingungen das Orchester keinesfalls in voller Besetzung auftreten. So groß ist auch die Bühne in der Stadthalle Baunatal nicht. Selbst beim Proben, erklärt der Orchesterleiter, war es zuletzt kaum möglich alle Musiker gleichzeitig spielen zu lassen. „Man braucht ein Fernglas, um das Schlagzeug noch zu sehen“, scherzte Terhardt. Eine 32er Besetzung hat sich das Orchester ausgedacht, aber selbst eine solche benötigt eine riesige Fläche. Diese Woche, nach 22 Wochen Zwangspause, haben zum ersten Mal wieder alle zusammen geprobt. Im Vergleich zur freien Kulturszene, ist das Orchester – mit vollen Bezügen – sehr dankbar.
Silke Engler: Wir erobern uns das normale Leben zurück
Konzerte finden allmählich wieder statt, immer in kleiner Besetzung, beispielsweise als Quintett. Die große Unsicherheit beschert eine Renaissance der Kammerkonzerte. Nur politisch wichtige Veranstaltungen oder offizielle Bundeswehr-Termine finden statt. Für Bürgermeisterin Silke Engler ist das Weihnachtskonzert und jetzt bereits die Scheckübergabe, ein Signal an die Gesellschaft. Eine Woche Homeoffice sagt sie, ist für sie bereits schlimm. „Wir erobern uns das normale Leben zurück.“ Kultur darf nicht auf „Null“ gesetzt werden, daher ist das Konzert so wichtig.
Dirk Engels vom Kuratorium bedauert, dass viele Veranstaltungen, die für das Kuratorium wichtig sind, nicht stattfinden. Auch die Maibaumaufstellung in Großenritte hat nicht wie gewohnt stattgefunden. Aber er verspricht: „Wir werden weiterhin helfen.“ Sicher auch nach dem nächsten Weihnachtskonzert, denn das ist eine unendlich(e) schöne (Benefiz-)Geschichte. (rs)