Mit Mönch Gorgo locker und lecker rund um die Emstaler Höhe
BAD EMSTAL. Wer sich auf Wanderschaft begibt, hat meist seinen Rucksack gepackt und sorgfältig abgewogen, wie viel Gewicht er für Speis und Trank, Kamera für die Erinnerung und Smartphone oder Kartenmaterial zur Orientierung mitschleppen möchte. Das alles war gestern Nachmittag und Abend Bad Emstal nicht nötig. Wandern und schlemmen gehört dort gelegentlich zusammen.
Die Landschaft und gleichzeitig gutes Essen genießen, schließt sich dank der kulinarischen Fantasie von Lukas Frankfurt (Parkhotel Emstaler Höhe) und Susan Donath-Bideau (Weinhandlung Schluckspecht) überhaupt nicht aus. Ein Vier-Gänge-Menü mit Ceviche von der Fritzlarer Lachsforelle (Fischzucht Rameil), Kartoffel-Trüffel-Creme mit nordhessischer Ahler Wurscht, Kotelett von nordhessischen Bio-Edelschweinen (trockengereift) und Delice von Kaffee und Mango, Vanille und Beeren müssen dabei nicht im Rucksack mitgeschleppt werden. Auch Landkarte und am besten auch Smartphone und Kamera durften zu Hause bleiben.
Regelmäßige Schlemmerwanderungen in Bad Emstal
Regelmäßig finden im Kurort Bad Emstal Schlemmerwanderungen statt. „In Siebenmeilenstiefeln zu märchenhaften Genüssen“, so lautete das Motto einer Wanderung gestern rund um den Erzeberg. Nach einer kulinarischen Begrüßung ging es unter Führung von Mönch Gorgo zu Fuß Richtung Balhorn, wo es unter einem Schlemmerzelt – in freier Natur neben Kühen und Fernblick – die Lachsforelle aus heimischer Zucht zum Genießen gab. Hotel- und Restaurantchef Lukas Frankfurth hat sich inzwischen ein Netz mit regionalen Lieferanten aufgebaut, um kurze Wege, lange Lieferzeiten und damit auch Qualitätsverluste zu vermeiden. Der besondere Geschmack, den seine Küche zaubert und das Lob der Gäste geben ihm Recht.
Immer wieder auf und abbauen, ist zwischendurch eine logistische Herausforderung, denn an der nächsten Station soll wieder alles fertig stehen, der passende Wein richtig temperiert sein und die Stimmung entspannt. Für alles andere ist Jörg Dreismann von der Firma „turivent“ zuständig, der in Mönchskutte als Bruder Gorgo durch Feld, Wald und Wissen voranschreitet, jeden Weg kennt und vor allem die passenden Geschichten zur Region zu erzählen weiß. Beispielsweise die von der Weidelsburg, wo einst die Burgherrin ihrem Mann das Leben rettete, indem sie mit dem belagernden Landgrafen aushandelte – auf der Flucht vor Krieg und Kampf – wenigstens ihr liebstes Hab und Gut mitnehmen zu dürfen. Dass damit der Gatte gemeint war, hätte sich der Fürst denken können…
Abschluss unter Sternen
Der Sterneküche kamen die Spezialitäten schon recht nah und das ganz sicher mit dem Kotelett am Ende unter dem Sternenhimmel über dem Kurpark, auf der Terrasse des Parkhotels. Wissen Sie eigentlich, was die Sterne am Himmel sind? Sie sind allesamt nur kleine Löcher, die ein winziger Kolibri einst in eine schwarze Decke gepickt hat, die Manitu aus Ärger über den ständigen Streit unter den Tieren, die nicht abgeben und teilen wollten, über die Erde gedeckt hat. Die Decke und ihre winzigen hellen Löcher sollen nach einem indianischen Märchen dafür sorgen, dass sich die Menschen immer wieder daran erinnern, dass Streit und Unfrieden für Dunkelheit sorgen, gegenseitige Verständigung und Frieden hingegen für Licht. Gerade in zunehmend aggressiven Corona-Zeiten, ist das ein gutes Bild, allerdings in einer mehr als friedlichen, weil durch und durch zufriedenen Runde.
Auch diese Geschichte hatte Mönch Gorgo parat, als er sich mit dem Dessert verabschiedete. Für die Klosterküche nahm er Anregungen mit und auch etwas für den Weinkeller. (Rainer Sander)