Seit 1992 erstmals zweijährige Amtszeit des Junker Hans als Neustädter Repräsentant
NEUSTADT. Neustadts amtierender Junker Hans und die beiden Burgfräulein vertreten mit viel Lust und Leidenschaft ihre Heimatstadt. Nun geht das Trio mit seiner ehrenvollen Aufgabe wegen der coronabedingten Absage der Trinitatis-Kirmes in die einjährige Verlängerung.
Dabei gesellen sich die drei jungen Neustädter zu einer Reihe illustrer regionaler Repräsentanten bundesweit. Denn gewählte Hoheiten wie etwa die Heidekönigin im niedersächsischen Amelinghausen oder die Weinkönigin von Württemberg dürfen auch für ein weiteres Jahr ihr Amt ausüben.
Den Auftakt zu der außergewöhnlichen Amtsverlängerung für Junker Hans alias Julian Schratz und Marlene Gnau, die eines der Burgfräulein mimt, markierte nun der Besuch auf Burg Herzberg. „Doppelte Amtszeit gleich doppelt so viel Gelegenheit, mehr über die doppelten Bande zwischen Neustadt und Burg Herzberg zu erfahren“, dachte sich Burghauptmann und geschäftsführender Vorstand der Stiftung Burg Herzberg, Albert-Frederick Freiherr v. Dörnberg, als er die Stadtrepräsentanten zu einer Führung auf die größte Höhenburg Hessens einlud.
Zwei Namensvetter schaffen enge Verbindung zwischen Neustadt und Burg Herzberg
Im 15. Jahrhundert führte Hans v. Dörnberg als landgräflicher Haushofmeister sehr erfolgreich die Regierungsgeschäfte der Zentralverwaltung Oberhessens. Die Burg Herzberg und Neustadt gewinnen dann im Jahr 1477 durch ihn an entscheidender Bedeutung:
Hans v. Dörnberg wurde Pfandherr von Neustadt und verhalf seinem neuen Besitztum zu wirtschaftlicher Blüte. Das Wahrzeichen Neustadts und u. a. der von ihm in Auftrag gegebene Wohnturm, der Junker-Hansen-Turm, ist nach ihm benannt.
Im selben Jahr erhielt der Hofmeister für seine „Managerqualitäten“ vom Landgrafen die Burg Herzberg als Lehen zugesprochen. Damit begründete er als erster Dörnberg den dortigen Stammsitz seiner Familie. Mit der Erfindung des Schwarzpulvers begann eine neue Ära in der militärischen Kriegsführung, so dass er entschied, die Burg zu einer großen Landesfestung auszubauen. Sie sollte die von Frankfurt nach Leipzig verlaufende Handelsstraße „durch die kurzen Hessen“ sichern.
Für den Wehrausbau beauftragte er Hans Jakob von Ettlingen, „den Stararchitekten seiner Zeit“ wie der Burghauptmann resümierte, da dieser sich für den Bau und Ausbau etlicher Burgen und Schlösser zu modernen Wehranlagen und auch für den Junker-Hansen-Turm verantwortlich zeichnete. Eine architektonische Ähnlichkeit des Neustädter Wahrzeichens mit dem auf der Burg befindlichen Wohnturm ist sogar bis heute zu erkennen. Den charakteristischen Spitzhelmdach mit den vorgekragten Erkertürmchen wie er bis heute noch in Neustadt zu bewundern ist, hatte der Herzberger Turm noch bis ins 18. Jahrhundert hinein.
Stadtrepräsentanten interessiert und in Vorfreude auf das zweite Amtsjahr
Doch wegen dieses prächtigen Anblicks waren weder die Truppen der berühmten Generäle Fugger und Tilly noch die Soldaten der Generäle Marquis de Grana und Graf Isolani gekommen. Der neue Wehrbau des Baumeisters Hans Jakob von Ettlingen für Hans v. Dörnberg sollte sich lohnen: Die Festung hielt allen Angriffen erfolgreich stand.
Julian Schratz und Marlene Gnau, die sich für den besonderen Anlass in historischen Kostümen zeigten, waren beeindruckt von den großen Gemeinsamkeiten, die ihre Heimat mit Burg Herzberg verbindet und ließen sich in der einstündigen Führung noch viel mehr über die 700 Jahre alte Festung berichten.
Ganz besonders Julian Schratz gab zu erkennen, dass er als Darsteller der historischen Persönlichkeit des Junker Hans mit diesem geschichtlichen Einblick nicht mehr „so blauäugig“ wie zu Beginn seiner Amtseinführung auf nähere Fragen begegnen wird. Der ausgebildete Physiotherapeut und die künftige Studentin für Soziale Arbeit, Marlene Gnau, der die Freude an ihrer Rolle des Burgfräuleins anzusehen ist, sind gespannt auf das zweite Amtsjahr. Die engen Bande Neustadts mit der Burg Herzberg werden auch weiter vertieft und ausgebaut. „Zum nächsten Mittelaltermarkt auf Burg Herzberg kommen Sie gerne wieder“, freut sich auch Albert-Frederick Freiherr v. Dörnberg. (pm)
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