Aris Quartett erfreut auf der Märchenbühne
GUDENSBERG. Der Kultursommer Nordhessen hat coronabedingt abgespeckt und erfreut mit Klappstuhlkonzerten unter freiem Himmel. Die Gudensberger Märchenbühne ist stets ein Garant für schöne Aufführungen, bestes Wetter und kulturelle Erlebnisse. Gestern Abend gastierte das Aris-Quartett auf der romantischen Bühne im Stadtpark.
Aris, das sind Anna Katharina Wildermuth (1. Erste Violine), Noémi Zipperling, (Violine), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Violoncello). Der Name setzt sich aus den letzten Buchstaben der Musiker-Vornamen zusammen.
Das Katastrophen-Quartett?
Maren Matthes, die Intendantin des Kultursommer Nordhessen, sprach humorvoll vom Katastrophen Quartett. Schließlich konnte Aris-Quartett beim letzten Engagement wegen einer Naturkatastrophe, nämlich eines Wirbelsturms im Golf von Oman das Kreuzfahrtschiff, auf dem sie engagiert waren, nicht verlassen und mussten absagen. Diesmal sind sie indes wegen der aktuellen Gesundheits-Katastrophe gekommen, weil sie ihrerseits ein anderes Quartett vertreten durften, dass nicht anreisen konnte.
Das macht in diesem Fall allerdings überhaupt nichts aus, denn das mit Preisen und Auszeichnungen überschüttete und inzwischen weltweit anerkannte Aris-Quartett ist kein Ersatz, sondern eher die Steigerung. In Gudensberg erfreuten sie die Zuschauer mit besonders schwierigen Werken, die sie mit erstaunlicher Leichtigkeit und Humor, entspannt vortrugen. So konnte bei strahlendem Sonnenschein das Kultursommer-Publikum genießen, sich zurücklehnen (soweit die Sitzreihen an der Märchenbühne das zulassen) und bekam bestes Streichquartett zu hören.
Zwei interessante und schwierige Werke
Auf dem Programm standen das Streichquartett in D-Dur op. 20/4 von Joseph Haydn und das Streichquartett in Es-Dur op. 127 von Ludwig van Beethoven. Eigentlich sollten zwei Stücke von Beethoven gespielt werden, schließlich ist Beethoven-Jahr aber Joseph Haydn ist nun einmal der Vater aller Streichquartette und so ist es logisch, ein Konzert mit dem Vorbild der meisten späteren Komponisten zu beginnen und mit dem großen Meister abzuschließen.
Lukas Sieber erzählte humorvoll wissenswertes über die beiden Werke, ihre Komponisten und die Hintergründe. Joseph Haydn hat das Streichquartett in D-Dur sehr verspielt und langsam begonnen und verzichtet auf jeglichen bombastischen Schluss. Das passte zur fast meditativen Stimmung in der Corona-Zeit im weiten Rund im Gudensberger Stadtpark. Viele „Hygiene-Lücken“ prägten das Bild auf den Sitzreihen.
Ignaz Schuppanzigh befand Quartett als unspielbar
Das symphonische Werk von Beethoven gilt als schwer zu spielen, selbst der wichtigste Interpret seiner Werke zu Beethovens Lebzeiten, der Geiger Ignaz Schuppanzigh, bezeichnete das Werk als Spiel war, zumindest für die Erste Geige. Anna Katharina Wildermuth drückte allerdings alles andere als gestresst überfordert ganz im Gegenteil, alle Töne kamen mit Leichtigkeit und voller Harmonie.
„Das Langsame ist unübertroffen“, erklärte Sieber und verglich Geige, Bratsche und Cello mit den Klangfarben der menschlichen Stimme. So sei ein Streichquartett symbolisch für „die Sprache der Musik“. Die beherrschte das Aris-Quartett bis ins Detail, brillierte mit Können, zeigte Spielfreude und interpretierte mit Leichtigkeit. (Rainer Sander)