Schilderaktion in Gudensberg
GUDENSBERG. Aktivisten des Bündnisses „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ haben mehr als 30 Schilder in Gudensberg aufgehängt, um gegen den Fleischkonzern Plukon zu protestieren. Sie fordern angesichts der wiederkehrenden Corona-Infektionen in Schlachtfabriken einen Stopp des Plukon-Betriebs in Gudensberg.
Mehr als 30 selbstgemalte Protest-Schilder aus bis zu 2 Quadratmeter großen Pappkartons säumen seit den frühen Morgenstunden die Besser Straße in Gudensberg im Schwalm-Eder-Kreis. Aktivist*innen von Klimagerechtigkeit Kassel und vom Tierrechtskollektiv Kassel, die sich dem überregionalen Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie angeschlossen haben, protestieren damit gegen den Betrieb der „Schlachtfabrik des Fleischkonzerns Plukon“, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Weitestgehende Forderung: Plukon enteignen!
Die Besser Straße verbindet den Gudensberger Ortskern mit der Plukon-Schlachtfabrik jenseits der Autobahn. Auf den Schildern sind Botschaften wie „Plukon enteignen!“ und „Rassistisches Subunternehmertum abschaffen!“ zu lesen – sowohl auf Deutsch als auch auf Bulgarisch, der Sprache von vielen bei Plukon in Gudensberg tätigen Arbeiter und Arbeiterinnen.
„Wir möchten uns mit dieser Aktion mit den Arbeiter*innen solidarisieren, die weiterhin unter krassen Bedingungen arbeiten müssen und somit wissentlich einem hohen Risiko einer Corona-Ansteckung ausgesetzt werden“, sagt Lisa Mai, eine der Aktivistinnen.
Der Schlachthof in Gudensberg laufe derzeit im Normalbetrieb und bisher wurden keine Corona-Fälle bekannt. Jedoch, so eine Pressemitteilung, zeigten die Entwicklungen bei vielen Fleisch-Konzernen, dass Schlachtfabriken Corona-Infektionsherde sind. Mitte Juni hatten sich mehr als 1.500 Mitarbeiter und Miterbeiterinnen des größten Tönnies-Schlachthofs mit Corona infiziert; die umgebenden Landkreise mussten einen neuen Lockdown hinnehmen.
Verbindung zwischen Schlachtbetrieb, Futtermittelanbau und Klimakrise?
„Die Corona-Pandemie ist noch in vollem Gange“, sagt Juri Nadler von Klimagerechtigkeit Kassel. „Der Kreis ergreift derzeit höchstens halbherzige Maßnahmen, um die Plukon-Schlachtfabrik trotz allem am Laufen zu halten. Und dabei ist Corona für uns nicht das einzige Problem: der mit dem Plukon-Konzern verbundene Futtermittelanbau und die Tierhaltung heizen die Klimakrise enorm an.“
„Die Schlachtfabrik steht für massives Leid für Millionen fühlender Lebewesen. Und nicht zuletzt die Lage der Arbeiter*innen, die häufig bei Subunternehmen angestellt werden, ist nicht erst seit der Corona-Krise unerträglich. Angesichts der aktuellen Entwicklungen muss die Plukon-Schlachtfabrik jetzt geschlossen werden“, so Lisa Mai vom Tierrechtskollektiv Kassel.
„Das Klima und das Leid der Tiere werden durch das kapitalistische Wirtschaftssystem dem Streben nach Profit untergeordnet“, so Nadler weiter. „Mit unserer Aktion setzen wir uns für eine Welt der Solidarität statt einer der Ausbeutung und Zerstörung ein.“
Hintergrund: Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie”:
„Gemeinsam gegen die Tierindustrie“ ist ein bewegungsübergreifendes, überregionales Bündnis. Das Bündnis fordert die Abschaffung der Tierindustrie und eine Agrarwende hin zu einer solidarischen und ökologischen Produktions- und Organisationsweise, die nicht auf Kosten anderer erfolgt und nicht am Gewinn orientiert ist. In Nordhessen engagieren sich unter anderem Klimagerechtigkeit Kassel und das Tierrechtskollektiv Kassel in dem Bündnis. (pm | rs)
Die Kolumne von Raine Sander – Fleisch