Dem Himmel ganz nah und doch am Boden

nh24-Sonntagsspaziergang durch Bad Zwesten
BAD ZWESTEN. Das markanteste Gebäude in Bad Zwesten ist die Hardtwaldklinik I, die weithin sichtbar über dem Kurort thront. Wer hier vorübergehend zu Hause ist, hat meist ein neurologisches Problem. Von hier aus ist sogar ein Blick ins Weltall möglich. Auf dem Dach der zur Wicker-Gruppe gehörenden Klinik befindet sich eine Sternwarte, die dafür sorgt, dass Bad Zwesten dem Himmel sehr nah ist.

Den Berg hinab geht es vorbei am Kurhaus mit verschiedenen Praxen und Gemeinschaftseinrichtungen, wie dem Bewegungsbad. Der Ortskern bietet mit der Kirche, dem Rathaus und dem Schloss gleich mehrere Sehenswürdigkeiten auf engstem Raum. Die evangelische Kirche ist als Wehrkirche durch Schießscharten im Turm erkennbar.

Das Schloss Zwesten am südlichen Ortsrand wurde im 18. Jahrhundert von Wilhelm Treusch von Buttlar als landwirtschaftlicher Gutsbetrieb errichtet und wird erst seit 1915, nach dem Bau eines Portikus Schloss genannt. Heute dient es als Arztpraxis, Wohnhaus und Wellness-Hotel. Auf dem Weg dorthin findet man viele Geschäfte, Gaststätten und Banken, die einen städtischen Eindruck des Ortskerns vermitteln. Inmitten der vielen Fachwerkhäuser macht ein Bummel durch die Geschäfte besonders viel Freude. Das Heimatmuseum in einem historischen Wohnhaus stellt die Ortsgeschichte dar und ist voller historischer Gegenstände aus der Region.

Auch wenn der Bad Zwestener Löwensprudel seinen Betrieb nach Insolvenzen und einer letztlich erfolglosen Rettung als Integrationsbetrieb inzwischen ganz einstellen musste, ist das Heilwasser immer noch bei Gästen wegen seiner Wirkung beliebt. In sumpfigem Gelände südöstlich des Ortes Richtung Niederurff dringt Mineralwasser aus mehreren Quellen zutage. Es diente früher zur Versorgung der Tiere, aber auch als beliebte Raststätte am alten Handelsweg von Kassel nach Frankfurt, der heute als Bundesstraße 3 immer noch am Quellgebiet vorbeiführt. Ludwig Emil Grimm, der Maler unter den drei berühmten Brüdern, war 1824 am „Suerborn“. Der alte Kurpark lädt auch heute noch zum Verweilen ein.

Ein Stück hinter den Quellen liegt die Flußlandschaft der Schwalm. Hier sind zwei Mühlen charakteristische Gebäude für die frühere Nutzung der Wasserkraft. Auch ein Campingplatz dient hier am Fuß der Altenburg, einer keltischen Höhensiedlung, als Urlaubs-Refugium. Mit der Gesamtzahl an Gästeübernachtungen liegt Bad Zwesten im Schwalm-Eder-Kreis einsam an der Spitze, ist aber – nach den Gesundheitsreformen in den 90ern – zum zweiten Mal durch die Corona-Beschränkungen hart gelandet.

Wem der Spaziergang zu kurz geraten ist, kann von der Schwalm nach Niederurff wandern. Hier befindet sich ebenfalls eine Wehrkirche an der alten Burg. Markantestes Gebäude ist jedoch der Ratskeller, der auch für seine Küche bekannt ist. Wer gut zu Fuß ist, kann sich auf den Weg nach Oberurff-Schiffelborn machen. Hier findet man viele alte, schlossähnliche Gebäude und vor allem die Burgruine Löwenstein, die auch dem Löwensprudel den Namen gegeben hat. Aus 341 Metern Höhe sorgt der Aussichtsturm für einen weiten Ausblick auf die Schwalmpforte, das Tal der Urff und die Nationalpark-Region Kellerwald-Edersee.

Durch Bad Zwesten führt der Kellerwaldsteig, ein Rundwanderweg im Naturpark Kellerwald-Edersee, außerdem im Norden der Gemeinde (Ortsteil Wenzigerode) der mit Kunstwerken ausgestattete Barbarossaweg X8. Der Künstlerinitiative Ars Natura ist ein Kunstwanderweg (Markierung X8a) zwischen Wenzigerode und dem Kernort Bad Zwesten zu verdanken. (rs)