Task Force „Corona & Pflege“ bietet Schulungen in Alten- und Pflegeheimen an
MARBURG. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sind in der Corona-Krise besonders gefährdet, denn bei alten Menschen nimmt Covid-19 oft einen schweren Verlauf.
Um in Heimen schnell und unkompliziert auf das Corona-Virus testen zu können, schult der Landkreis Marburg-Biedenkopf jetzt Fachkräfte in den Pflegeheimen, damit diese entsprechende Abstriche selbst nehmen können. Kay-Uwe Wucher von der Task Force „Pflege & Corona“ des Gesundheitsamtes besucht die Einrichtungen und demonstriert, wie es funktioniert.
Die strengen Auflagen, die für Pflegeheime zu Beginn der Corona-Pandemie gegolten haben, sind inzwischen gelockert worden. Besuch ist jetzt wieder dreimal in der Woche möglich, ohne Zeitbeschränkung. Die Bewohnerinnen und Bewohner dürfen auch wieder die Heime verlassen und über das Wochenende zu ihren Verwandten. „Das bedeutet eine erhöhte Lebensqualität für die alten Menschen, aber auch Unsicherheit bei den Einrichtungen“, berichtet Kay-Uwe Wucher, der mit der beim Gesundheitsamt des Landkreises angesiedelten Task Force „Corona & Pflege“ den Alten- und Pflegeeinrichtungen zur Seite steht.
Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem Corona-Virus im Landkreis Marburg-Biedenkopf liegt (Stand 14. Juli) bei insgesamt 223 Personen. In der Gesamtzahl ist die Anzahl der genesenen (217) sowie der verstorbenen (vier) Personen enthalten. Somit betreut das Gesundheitsamt derzeit weiterhin noch zwei aktive Fälle, wovon eine Person stationär behandelt wird.
Die Task Force „Corona & Pflege“ berät und informiert, beantwortet Fragen und sucht die Einrichtungen auf. „Wir haben selbst Abstriche gemacht in den Heimen, aber es ist sinnvoll, wenn Pflegefachkräfte selbst geschult sind, um schnell reagieren zu können, wenn kein Arzt zeitnah einen Abstrich machen kann“, so Wucher. Seit vergangener Woche ist er daher im Landkreis unterwegs, um zu schulen – der größte Teil der Alten- und Pflegeheime hat bereits Interesse an einer solchen Schulung angemeldet. Auch das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) ist auf die Idee aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf, die hier schon umgesetzt wird, aufmerksam geworden und überlegt laut Wucher, auf diese Weise Testkapazitäten auszubauen.
In einer etwa eineinhalbstündigen Schulung erläutert die Hygienefachkraft, wie der so genannte oro-/nasopharyngeale Abstrich, also der Rachen-Abstrich durch die Nase oder den Mund, korrekt vorgenommen wird und welche Hygienemaßnahmen dabei eingehalten werden müssen. „Es ist von Vorteil, wenn dies Pflegefachkräfte tun können, die die alten Menschen kennen und zu denen sie Vertrauen haben“, so Wucher. Die von ihm eingewiesenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen könnten ihrerseits weitere Fachkräfte in der Einrichtung schulen. „Sollte es zu einem Ausbruch in einem Heim kommen, wären entsprechen geschulte Fachkräfte eine gute Unterstützung des Gesundheitsamtes“, nennt Wucher einen weiteren Vorteil. Auch bei Verdachtsfällen könne schnell reagiert werden. „Es ist wichtig, früh zu testen, weil die Viren im Krankheitsverlauf vom Rachen in die Lunge wandern und im Rachen dann nicht mehr nachzuweisen sind“, erläutert Wucher.
Björn Borgmann, Pflegedienstleiter im Haus Elisabeth in Kirchhain, nennt die Schulung eine „wichtige Unterstützung für uns, wir versuchen, für unsere Bewohnerinnen und Bewohner die Situation so gut wie möglich zu bewältigen.“
Bislang sind im Landkreis Marburg-Biedenkopf noch keine Corona-Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen aufgetreten. „Die Einrichtungen haben früh und gut reagiert“, so Wucher. Die aktuellen Schulungen sind ein weiterer Baustein dafür, dass es auch so bleibt. (pm)
Das Bild: Kay-Uwe Wucher (2.v.l.) demonstriert an der stellvertretenden Pflegedienstleiterin Dorothea Roski (2.v.r.) den Abstrich durch die Nase, Pflegefachkraft Claudia Andres-Böth und Pflegedienstleiter Björn Borgmann sehen zu.
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