Unterricht am Asklepios Bildungszentrum in Zeiten von Corona
BAD WILDUNGEN / SCHWALMSTADT. Am Asklepios Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe Nordhessen in Bad Wildungen sind die Klassenzimmer wieder gefüllt.
Der reguläre Präsenzunterricht wurde Ende April beginnend mit den Abschlussklassen schrittweise wiederaufgenommen. Trotz der Corona-bedingten Maßnahmen, wie Schulschließungen und Kontaktsperren, lief die Bildungsarbeit nahezu unterbrechungsfrei weiter. Die Krise hat dabei insbesondere die Digitalisierung weiter vorangetrieben.
Nach Bekanntwerden der Schulschließungen war ein Umdenken im nordhessischen Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe erforderlich – und zwar schnell. Denn bereits am 01. April, rund zwei Wochen nach dem Lockdown, sollte ein neuer Krankenpflegehelfer-Kurs beginnen. Zudem liefen die Vorbereitungen für die Examensschüler bereits auf Hochtouren. „Die Auszubildenden waren alle besorgt. Unsere Telefone standen kaum noch still“, berichtet Ulrich Barckhausen, Stellvertretende Leitung des Bildungszentrums. „Den Kurs nicht stattfinden zu lassen, kam für uns nicht in Frage. Wir sind auf qualifizierten Pflegenachwuchs angewiesen, gerade in Hinblick auf den herrschenden Pflegemangel. So haben wir kurzerhand und erstmalig die Ausbildung komplett virtuell begonnen“, so Barckhausen weiter. Dies beinhaltete unter anderem die obligatorische Vorstellungsrunde mittels kleiner Videosequenzen und einen virtuellen Rundgang durch das Schulgebäude. Die ersten Lerninhalte wurden entsprechend digital übermittelt und bearbeitet. „Trotz Corona startete der Unterricht jeden Morgen pünktlich um 8:15 Uhr – und zwar virtuell“, berichten Mersiha Mujcic und Enise Esen, beide Auszubildende des Krankenpflegehelfers-Kurses. „So kam es häufiger vor, dass die eine oder der andere im Schlafanzug am Unterricht teilnahm“, lacht Mujcic. Beide sind froh, dass das Bildungszentrum den Ausbildungsstart ermöglich hat. „Von einigen Freunden habe ich gehört, dass sie ihre Ausbildung nicht beginnen konnten. Letztendlich hat die gesamte Situation unseren Kurs sogar zusammengeschweißt“, so Esen.
Digitale Lernplattform LeLe als Schlüsselinstrument
Die bereits seit 2014 bestehende digitale Lernplattform für Gesundheitsfachschulen „LeLe – Lehren und Lernen“ stellte dabei ein wesentliches Schlüsselinstrument zur Bewältigung der Krise dar. Alle Aus- und Weiterbildungen, die bereits vor der Corona-Krise begonnen haben, konnten durch die Lernplattform nahezu ohne Unterbrechung weitergeführt werden. Die Unterrichtsmaterialen und Aufgaben können durch das E-Learning weiter zur Verfügung gestellt oder direkt über die Lernplattform erstellt werden. Hierzu wurden von den verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrern zu verschiedenen Lerninhalten aus dem Präsenzunterricht Themenwochen erarbeitet und über die Plattform bereitgestellt. Bei Fragen oder anderen Anliegen lief die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern im Homescooling über E-Mails, Telefonate, WhatsApp oder Skype. Auch Vorstellungsgespräche für angehende Pflegekräfte wurden per Videotelefonie durchgeführt. Ein weiteres Pilotprojekt ist die Live-Übertragung von Unterrichtseinheiten zwischen zwei Klassenräumen. Damit kann ein Lehrer in zwei Räumen gleichzeitig die normale Klassengröße betreuen, um die Abstandregeln einzuhalten und dem Stellenschlüssel gerecht zu werden.
Corona-Vorschriften große Herausforderung für Schulen
Die Vorschriften, bedingt durch das Corona-Virus, stellen für Schulen eine große Herausforderung dar – gerade im Hinblick auf den Gesundheitsschutz und die Vermeidung von Querinfektionen. Das Bildungszentrum hat deshalb einen Sonderstundenplan entwickelt, um einen kontinuierlichen Unterricht zu gewährleisten und die Examensschüler auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten. Auch die Umsetzung neuer Hygienevorgaben und veränderte Unterrichtszeiten waren am Standort in Bad Wildungen im Hinblick auf die geplante Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts gut zu bewältigen. Aber es gab auch einige Fallstricke – beispielsweise bei der Beschulung von lernschwachen oder ausländischen Auszubildenden. Denn diese benötigen eine besondere Förderung, die vor allem im direkten Kontakt mit dem Lehrpersonal besser funktioniert. „Insgesamt sind wir sehr stolz auf unsere Schülerinnen und Schüler. Wir wissen, dass sie seit Wochen in den Kliniken wie auch privat in höchstem Maße gefordert werden. Selbstverständlich spielen dabei auch Ängste und Sorgen eine große Rolle – trotzdem meistern es alle ganz toll. Als Schule möchten wir sie in dieser außergewöhnlichen Zeit bestmöglich begleiten, um sie auf einen professionellen Abschluss vorzubereiten“, so Schulleiterin Michaela Grebe, die in der Veränderung auch eine Entwicklungschance sieht: „Durch das Corona-Virus hat die Digitalisierung weiter an Bedeutung gewonnen. Die Möglichkeiten digitaler Medien und durch onlinegestütztes Lehren und Lernen sind definitiv zukunftsweisend – auch ohne Corona.“ (pm)
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