Frauen und Corona: Neues Ausstellungskonzept in Baunatal
BAUNATAL. Staffelei statt Wechselrahmen, Ladenzeile statt Galerie- oder Museums-Flure, Pflastersteine statt Teppichboden, so präsentiert sich die “weibliche Kunstausstellung” zum Thema Corona-Krise in der Baunataler Innenstadt.
Die Frauenbeauftragte Stefanie Teuteberg und Baunatals Bürgermeisterin Silke Engler hatten dazu aufgerufen, Kunstwerke für eine Ausstellung ganz besonderer Art und zu einem aktuellen Thema einzureichen: „Systemrelevant! Ist Corona ein weibliches Problem?“
Vielfalt mitten im Leben
Tatsächlich 23 Künstlerinnen und Künstler aus Baunatal und der Region, die 30 Bildern beisteuern, sind es geworden und zahlreiche Geschäfte, Gaststätten, Banken, die Stadtbücherei sowie das Rathaus und das Stadtmarketing beteiligen sich als Ausstellungsorte mit ihren Schaufenstern. So ist die Kunst hinter Glas also nicht in sterilen Museumsfluren versteckt, die in Coronazeiten vielleicht nur wenige Menschen wahrnehmen würden, sondern mitten im Leben angekommen. Genau dort, wo die Menschen vorbeigehen, einkaufen, verweilen, sich eine Pause gönnen, Geld holen oder hektisch nach der Arbeit noch schnell einkaufen.
All das, was Corona mit den Menschen macht und was die Menschen mit Corona machen, kann ein Kunstwerk sein oder eben eines provozieren. Das beweisen die Fotografien, Gemälde, Drucke oder Collagen der Künstlerinnen, die alles zusammengestellt haben, was ihnen zum Thema Frauen und Corona eingefallen ist.
Sinnlich und fleißig
Ist Corona weiblich? Diese Frage wäre grammatikalisch mit einem Nein zu beantworten. Die Krise ist weiblich, das Virus ist neutral. Nicht neutral sind seine Auswirkungen, denn es sind häufig die Frauen, die in Zeiten der Kindergartenschließungen zu Hause bleiben mussten, ihrer Arbeit also nicht nachgehen konnten, weil im Zweifel das Einkommen des Mannes das relevantere war. Frauen sind oft diejenigen, die Zuhause für Ordnung sorgen müssen und das hat Auswirkungen auf den Alltag, bis hin zur zukünftigen Rentenberechnung.
So gesehen ist Corona dann schon ein bisschen frauenfeindlich, obwohl das Virus ansonsten eher gegenständlich zu betrachten wäre. Alles andere als gegenständliche Betrachtungen sind die Bilder. Vor allem nicht das Bild „Queen Of The Beehive“ von Angela Reich, das im Rathaus Sinnlichkeit und Bienenfleiß zusammenfließen lässt.
Kunst- und Kulturverein hat unterstützt
Einige Bilder sind auch im Schaufenster des Kunst- und Kulturvereins zu sehen sind, der die Ausstellung begleitet und das Frauenbüro der Stadt Baunatal aktiv unterstützt hat. Nh24 war dabei, als die letzten Kunstwerke dort aufgehängt wurden und traf eine vergnügte Stefanie Teuteberg und Natalie Thouet vom Frauenbüro, die gemeinsam Hand anlegten, ganz selbstverständlich mit Hammer und Nägeln umgehen können und den Kunstwerken nun eine Ausstellungsfläche verleihen. Frau Teuteberg hat sich vor allem über die Vielfalt gefreut und die gänzlich neue Erfahrung.
Entstanden ist eine Kunstausstellung, die jeder sehen kann und auch sollte und die noch bis zum 14. August die Geschäfte, Gaststätten und öffentlichen Gebäude rund um den Marktplatz bereichert. Mit einer Finissage am 14. August 2020, deren Ort noch nicht festgelegt ist (das hängt ein wenig von den dann geltenden Lockerungen ab) soll die Ausstellung dann auch offiziell beendet werden.
Den Online-Katalog mit allen Künstlern gibt es HIER. (rs)