Dirk Wuschko im Gespräch mit Kai Salzmann
Baunatal. Seit Oktober 2019 hat die Hütt-Brauerei mit Kai Salzmann einen neuen Geschäftsführer, der neben Inhaber Frank Bettenhäuser die Geschicke der nordhessischen Brauerei in Baunatal lenkt. Dirk Wuschko vom Stadtmarketing Baunatal traf sich diese Woche in der Knallhütte mit dem Kasselaner Kai Salzmann.
Dirk Wuschko: Kein ganz einfacher Start, wenn kurz nach dem „Ankommen“ in einer neuen Firma, durch den Virus die ganze Gastronomie Branche und damit ein Teil des Brauerei-Absatzes zusammen bricht. Wie geht die Hütt-Brauerei durch diese besondere Zeit?
Kai Salzmann: Na klar, als Partner der Gastronomie und Lieferant für viele Feste, Sportveranstaltungen und Großevents trifft uns die Corona-Krise, besonders im Fassbierbereich. Auch wir mussten gegensteuern – Kurzarbeit, Kosten einsparen und auch die Schließung des Restaurant „Knallhütte“, gehören zu schwierigen, aber notwendigen Entscheidungen in dieser besonderen Situation.
Dirk Wuschko: Die Knallhütte ist ja eine der wenigen „authentischen“ Märchenorte in Baunatal und war überviele Jahre für die Baunataler Bürger und Touristen einen Besuch wert. Wie geht es weiter?
Kai Salzmann: Wir sind gerade sehr aktiv, um einen passenden Pächter zu finden. Auch das ist in der Corona-Zeit nicht ganz einfach – aber wir werden den passenden Gastronomen finden und hoffentlich noch in diesem Jahr die Knallhütte wieder offen sehen.
Dirk Wuschko: Sie sind ja von der Firma LAVIDA, einem der führenden gewerblichen Anbieter für Geschenkartikel zur Hütt-Brauerei gewechselt. Was verbindet sie mit dem Thema Bier?
Kai Salzmann: Zunächst der Geruch der Kindheit (lacht). Ich bin neben der Martini Brauerei in Kassel aufgewachsen, als ich das erste Mal auf den Hof der Hütt-Brauerei kam, konnte ich es noch gar nicht zuordnen – aber bald war mir klar, dass es nach „Kindheit“ riecht. Dazu kommt, dass ich selber tatsächlich schon lange Hütt-Bier trinke und auch bei LAVIDA ein Projekt mit der Brauerei betreut habe. Ich komme ja beruflich aus dem Bereich Vertrieb, Einkauf und Produktentwicklung – das sind alles Komponenten, die in einer Brauerei natürlich auch gebraucht werden.
Dirk Wuschko: Die Produktentwicklung ist ja mit Ihnen vor und während der Corona- Krise schon in Schwung gekommen – es gibt jetzt schon neu ein eigenes Wasser und mit #HÜTTlove ein deutlich anderes Marketingkonzept. Was erwartet uns in den nächsten Monaten an Produktinnovationen und wird das „gute, alte Hütt-Bier Etikett verschwinden?
Kai Salzmann: Es geht uns überhaupt nicht darum, dass der Markenauftritt der bestehenden Hütt-Produkte komplett verändert wird. Wir haben Tradition seit 1752 im Bierbrauen und auf die sind wir sehr stolz, verbunden mit großer Dankbarkeit an die Menschen und Gastronomen, die unserem Hütt-Bier treu verbunden sind. Mit unseren neuen Produkten wollen wir neue Kunden erreichen, die Verpackung, das Marketing und die Idee, wie wir unser Bier an die Frau und an den Mann bringen ändert sich, aber die hohe Produktqualität, die Verbundenheit mit der Region Nordhessen bleibt. Aber natürlich freuen wir uns auch mit #Hüttlove ein junges und trendiges Produkt kreiert zu haben, was im Dunkeln bei Schwarzlicht leuchtet und eine andere emotionale Beziehung zu Hütt-Bier ermöglicht.
Dirk Wuschko: Ich kann mir vorstellen, dass die Markteinführung etwas anders geplant war…
Kai Salzmann: Das #Hüttlove sollte ja in Clubs und Bars und mit einer eigenen #Hüttlove Partyreihe an das jüngere Publikum gebracht werden. Ich habe mich schon sehr darauf gefreut, wenn im Kühlschrank ein Etikett leuchtet – aber was soll´s – das Produkt ist cool, es ist da und irgendwann leuchtet es im Club… Wir stehen schon mit dem GÖNNBIER in den Startlöchern und die nächsten neuen Produkte sind im Entstehen.
Dirk Wuschko: GÖNNBIER klingt sehr nach der Sprache meines Sohns. Was steckt dahinter?
Kai Salzmann: Na die Inspiration kommt schon auch von einer meiner Töchter, mit 5 Kindern im Alter zwischen 2 und 22 Jahren bin ich ja auch ganz gut am Puls der Zeit. Aber eigentlich ist das Thema GÖNNBIER ja altersunabhängig – schlechten Tag gehabt? Ich gönn mir ein Hütt. Wir besuchen einen guten Freund? Dem gönn ich ein Hütt… Prüfung bestanden? …
Dirk Wuschko: Zum Schluss noch ein kurzer, wenn auch schwieriger Blick in die Zukunft, wie wird sich das Brauereisegment entwickeln?
Kai Salzmann: Die Gastronomiebranche wird noch eine ganze Zeit mit den Auswirkungen des Corona-Virus zu kämpfen haben und sicherlich werden einige diesen Kampf verlieren. Aber Bier und andere Getränke werden weiter eingekauft – die Hütt darf ihre Tradition nicht verlieren, aber muss sich neue Kundengruppen erschließen, wenn das gelingt werden wir diese Zeit überstehen und auch in der Zukunft noch in Nordhessen gebrautes Bier an unsere Partner in der Gastronomie und die Menschen in unserem Einzugsgebiet verkaufen. Dazu brauchen wir auch regionale Netzwerke, persönliche Kontakte und Kooperationen – das ist eines der Themen, die ich jetzt wieder verstärkt angehen kann – jetzt darf man sich ja wieder persönlich treffen. (pm | rs)