ALSFELD. „Kinderarbeit ist ein Vergehen an der Menschlichkeit“, so bringt die Infogruppe des Alsfelder Weltladens die Motivation auf den Punkt, in den letzten Monaten Unterschriften für ein Lieferkettengesetz zu sammeln.
Rund 170 Unterschriften sind in Alsfeld zusammengekommen. Der Weltladen als Teil des fairen Handels geht hier bewusst seit vielen Jahren einen anderen Weg: Bezahlung angemessener Löhne bei den Produzierenden – meist kleinbäuerliche Familien, Ermöglichung des Schulbesuchs der Kinder und verlässliche Verträge sind dabei wesentliche Stützen. Auch die Vorfinanzierung der Waren gehört zum fairen Handel dazu.
Nach vielen Jahren des Rückgangs ist im letzten Jahr wieder der Anteil an Kinderarbeit gestiegen. Experten erwarten jetzt in der weltweiten Krise nochmal einen großen weiteren Anstieg. Die Prinzipien des fairen Handels, für Weltläden wesentliche Grundlage und Motivation, gelten allerdings nicht für alle. Genau hier soll das Lieferkettengesetz ansetzen: Die oft international tätigen Konzerne und Handelsbetriebe sollen in allen Ebenen der Produktion verantwortlich sein, dass die Regeln eingehalten werden: keine Kinderarbeit, angemessene Löhne, Pausenzeiten und ordentliche Produktionsbedingungen. Die letzten Monate haben gezeigt, wie z. B. große Bekleidungshersteller ihre Zulieferer in Indien und Bangladesch einfach auf der bestellten Ware sitzen lassen, ohne diese zu bezahlen – nur weil in Europa plötzlich Geschäfte geschlossen waren.
Ein weiteres Beispiel ist Schokolade: Kakao als Grundlade der Schokoladenproduktion wächst überwiegend in Westafrika. Untersuchungen haben festgestellt, dass trotz aller freiwilligen Versuche allein in Ghana und der Elfenbeinküste rund 2,3 Millionen Kinder in der Kakaoproduktion beschäftigt sind. 2,3 Mill. Kinder, die nicht in die Schule gehen können, die keine Kindheit und Jugend erleben können und damit wesentliche Lebensperspektiven verlieren, nur damit bei uns Schokolade zu Spottpreisen angeboten werden kann. Hier setzt der Weltladen mit seinen Handelsmethoden an und erfüllt schon jetzt (mehr als) die Bedingungen des Lieferkettengesetzes.
Die bundesweit gesammelten Unterschriften werden zentral gesammelt und den zuständigen Bundesministerien übergeben. Der Bundestag ist in den Beratungen zum Lieferkettengesetz weit fortgeschritten und diese Unterschriften sollen daran erinnern, es nicht völlig zu verwässern.
Wer sich auch jetzt noch für die Verabschiedung eines Lieferkettengesetzes aussprechen möchte, kann die Petition auch online unter www.lieferkettengesetz.de unterzeichnen.