Hephata-Schulen und KiTa setzen nächsten Öffnungsschritt um
TREYSA. „Es freuen sich alle aufeinander, wenn unsere Grundschüler nächste Woche wieder zum Unterricht erscheinen. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass der organisatorische Aufwand für zwei Wochen Präsenzunterricht in keinem Verhältnis zum pädagogischen Nutzen steht“, sagt Rolf Muster, Schulleiter der Hephata-Förderschule in Treysa.
Muster befürchte zudem, dass sich die allgemeine Infektionsgefahr mit den Lockerungen noch vor den Sommerferien auf die Schulen und damit auf Schüler, Lehrer und deren Familien verlagere.
„Wir werden die Schulöffnung für die Grundschüler umsetzen, wie vom Ministerium geplant. Wir erhalten aber freiwillig die besonderen Hygiene- und Abstandsregelungen für alle aufrecht“, so Muster. Pflicht sind die für die Grundschulen ab dem 22. Juni nicht mehr.
Die Hephata-Förderschule in Schwalmstadt-Treysa ist eine staatlich anerkannte Privatschule mit den Förderschwerpunkten emotionale-soziale Entwicklung, Lernen, geistige Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung und kranke Schülerinnen und Schüler. Sie hat drei Standorte mit insgesamt 450 Schülerinnen und Schüler, 70 davon sind Grundschüler. Sie besuchen die beiden Standorte Hermann-Schuchard-Schule (HSS) und Ludwig-Braun-Schule (LBS).
Die 70 Grundschüler verteilen sich auf sieben Lerngruppen, drei in der LBS, vier in der HSS. Alle Grundschüler sollen ab dem 22. Juni an fünf Tagen für jeweils fünf Stunden Präsenzunterricht erhalten. Die Schülerinnen und
Schüler ab der Jahrgangsstufe fünf werden nach wie vor nur an zwei oder drei Tagen pro Woche im A-B-Schichtsystem in der Schule unterrichtet, an den anderen Tagen online. Einzelne Kinder erhalten zudem weiterhin aufsuchenden Unterricht im eigenen Garten. Dies betrifft Schülerinnen und Schüler, die beispielsweise in Wohngruppen der Behindertenhilfe leben.
Für den Präsenzunterricht der Grundschüler müssen laut neuer Verordnung des Landes Hessen keine besonderen Hygiene- und Abstandsregelungen mehr eingehalten werden, für alle anderen Schülerinnen und Schüler gelten diese jedoch nach wie vor, genauso wie die halbe Lerngruppenstärke. Die Förderschule wird die besonderen Hygiene- und Abstandsregelungen bis zu den Sommerferien freiwillig für alle Schülerinnen und Schüler aufrechterhalten. Dazu gehören möglichst Abstandhalten, feste Lerngruppen, fest definierte Pausenhofbereiche für jede Lerngruppe und eigene sanitäre Anlagen sowie verschiedene Ein- und Ausgänge zum Schulgebäude.
Gleiches gilt für die Dietrich-Bonhoeffer-Schule (DBS) Immenhausen. Die DBS ist eine staatlich anerkannte Privatschule mit den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung sowie eine Haupt- und Realschule. 360 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule an sechs Standorten in Immenhausen, Kaufungen, Rengshausen, Kassel und Wolfhagen. Hier werden ab dem 22. Juni 65 Grundschüler in acht Klassen wieder unterrichtet werden. Zumindest theoretisch. „Warten wir erst mal ab, ob alle Grundschüler kommen. Die Eltern können frei entscheiden, ob ihre Kinder am Präsenzunterricht teilnehmen oder nicht. Wir nehmen gerade zu allen Kontakt auf. Schließlich muss ja noch die Schülerbeförderung geplant werden“, sagt Klaus Schenkel, Schulleiter derDBS.
Bislang werden alle Schülerinnen und Schüler der DBS an zwei bis drei Tagen in der Schule unterrichtet, an den restlichen Tagen online. Da die Abschlussklassen bereits die DBS verlassen haben, stehen drei Klassenräume derzeit leer. „Somit können wir bis zu den Sommerferien die besonderen Hygiene- und Abstandsregeln freiwillig weiter umsetzen. Unsere Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen Wochen die Regeln unglaublich gut eingehalten. Wir versuchen, das so lange es geht, weiter durchzuhalten“, so Klaus Schenkel. Dazu zählt auch der Versuch, einen weiteren Außenklassenarbeitsraum zu erschließen, der zumindest in den warmen Monaten noch genutzt werden könnte.
KiTa
„Ich gehe davon aus, dass ab dem 6. Juli auch alle Kinder wieder da sein werden“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Anne Bertelt, Leiterin der Integrativen Kindertagesstätte (KiTa) Hephatas. „Wir freuen uns auf die Kinder und verstehen auch die Familien, die sich eine Betreuung wünschen. Andererseits sehe ich das aber auch kritisch, kurz vor den Ferien auf einmal Vollgas zu geben“, so Bertelt.
Bislang läuft die KiTa in Schwalmstadt-Treysa im „eingeschränkten Regelbetrieb“. Dafür wurden die Gruppenstärken verkleinert und eine neue Not-Gruppe eröffnet, 49 der 65 angemeldeten Kinder konnten die KiTa so besuchen. Ab dem 6. Juli wird es den Regelbetrieb mit vier Gruppen und 65 Kindern, ohne besondere Hygiene- und Abstandsregeln geben. „Ich finde das nicht unbedenklich, so kurz vor den Ferien“, sagt Anne Bertelt. „Zwar sind die Kinder so klein, dass wir die Abstandsregeln nicht einhalten konnten. Wenn ein Kind hinfällt und weint, muss es getröstet werden, das geht nicht aus 1,50 Metern Abstand. Und wir als Team haben uns auch gegen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes entschieden, weil die Kinder dann nicht unsere Mimik erkennen können. Trotzdem frage ich mich jetzt, mit den größeren Gruppen und weniger Platz, wo bleibt der Schutz der Kinder und Familien und der Erzieherinnen?“
Nach wie vor gelte, dass Eltern das Bringen und Holen der Kinder möglichst zügig gestalten und sich die Hände desinfizieren sollten. „Wir werden viel lüften, viel draußen sein und unseren Garten nutzen.“
Akademie
Die Hephata-Akademie für soziale Berufe in Schwalmstadt-Treysa setzt bereits seit dem 2. Juni wieder auf Präsenzunterricht, allerdings in Kombination mit Online-Unterricht. „Wir handhaben das Unterrichtskonzept flexibel und richten es an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler aus“, sagt Akademieleiter Privatdozent Pfarrer Dr. Martin Sander-Gaiser.
Dort, wo sich das E-Learning in den vergangenen Wochen bewährt habe, käme es nach wie vor und verstärkt zum Einsatz, beispielsweise bei der Ausbildung der Heilpädagogen. Dort, wo der Präsenzunterricht besser ankomme, finde dieser verstärkt statt, beispielsweise bei den Altenpflegehelfern. Der Unterricht wird hier durch kleinere Gruppen und im A-B-Schichtsystem möglich. Auch das Streamen, also das Live-Übertragen vom Präsenzunterricht per Video, sei mittlerweile etabliert. Zudem setzt die Akademie weiter auf die Pflicht, in den Fluren einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Im Präsenzunterricht entscheiden die Dozenten, ob ein Schutz getragen werden soll oder nicht.
„Wir haben an der Akademie die besondere Situation, dass fast alle Schülerinnen und Schüler während der Ausbildung in Berufen arbeiten, in denen sie regelmäßig Kontakt zu Menschen haben, die als besonders gefährdet für einen schweren Verlauf von Covid-19 gelten“, sagt SanderGaiser. Auch aus diesem Grund müsse sehr genau überlegt und differenziert werden, wie der Unterricht gestaltet werden könne. „Der Mix aus Onlineund Präsenzunterricht soll auf jeden Fall ein fester Bestandsteil unserer Lernkultur bleiben.“