HOMBERG/EFZE / SCHWALMSTADT. Nach über 40 Jahren ist Schluss: Jürgen Altenhof, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder, geht in Ruhestand. Seit 1980 war Altenhof für die Kreishandwerkerschaft und die Innungen im Schwalm-Eder-Kreis sowie drei kreisübergreifenden Innungen tätig.
1980 kam der gelernte Bankkaufmann und Betriebswirt im Handwerk zur Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder, die nach der kommunalen Gebietsreform aus den Kreisen Melsungen, Ziegenhain und Fritzlar-Homberg 1974 entstanden war. Eine Entwicklung, die sich in den Folgejahren auch in der Handwerksorganisation vollzog. Vier Bäcker-Innungen, drei Elektro-Innungen oder drei Bau-Innungen gab es im Kreisgebiet. Insgesamt 36 Innungen mit über 1.200 Handwerksbetrieben erinnert sich Altenhof an seine Anfänge in der Handwerksorganisation. Es war noch die Zeit des Matrizendruckers, der langsam von dem ersten Thermokopierer abgelöst wurde. Mechanische oder elektrische Schreibmaschinen waren nicht wegzudenken und Stenografie sowie Schreibmaschinenschreiben Standard in den Büros, auch in der neuen Kreishandwerkerschaft.
Finanzen
Als Mann der Finanzen war Altenhof früh in viele Entscheidungen eingebunden. Hinter Geschäftsführer Herbert Renftel war er der Mann für die Details z.B. beim Bau der Kreishandwerkerschaft im Jahr 1998. Jahresrechnungen und Haushaltspläne der Innungen sowie der Kreishandwerkerschaft beherrschte er wie kein Zweiter. „Dazu kam ein unglaubliches Detailwissen und seine sehr ruhige und menschliche Art, die ihn zu einem begehrten Gesprächspartner für viele Handwerker werden lies“, weiß Wolfgang Scholz, langjähriger Kollege und Stellvertreter von Jürgen Altenhof, zu berichten. Die Wahl zum Geschäftsführer folgte 2006 und war für viele Beobachter die konsequente Fortschreibung einer positiven Entwicklung in der Kreishandwerkerschaft. Entgegen vieler anderer Institutionen setzt die Kreishandwerkerschaft seit Jahren auf Kontinuität in Personalfragen. „Mitarbeiter fördern und entwickeln gehört zum Selbstverständnis im Handwerksbetrieb, ebenso wie in der Handwerksorganisation“, sagte der ehemalige Kreishandwerksmeister Frank Dittmar (Guxhagen), der zusammen mit Altenhof bis 2019 die Spitze des Handwerks im Kreis bildete.
Netzwerke
Durch die vielen persönlichen Kontakte war Altenhof in zahlreiche Netzwerke eingebunden. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer, den Verbänden, der Wirtschaftsförderung des Kreises, der IHK, den Nachbarkreishandwerkerschaften, der Arbeitsagentur und dem Jobcenter waren wichtige Eckpunkte seiner Arbeit.
Veränderungen
In den letzten Jahren habe sich viel verändert, erinnert sich Altenhof. Die Betriebe würden weniger, aber die Beschäftigtenzahl steige. Die Ausbildung sei anspruchsvoller und teurer geworden. „Ausbildung ist eine Grundlage fürs spätere Berufsleben und sollte eine Einstiegschance für junge Menschen sein. Sie soll Sicherheit geben und helfen, Potenziale zu entdecken und zu fördern. Je teurer die Ausbildung wird, umso höher werden die Ansprüche an die jungen Menschen und an die Betriebe. Der Druck nimmt zu. Das Lernen im Betrieb, mit Kollegen und dem Meister hat sich in den letzten 40 Jahren immer weiter entfernt. Es geht weniger ums Lernen und Können, sondern mehr um Zeugnisse und Abschlüsse“. Sorge um das Handwerk macht sich Jürgen Altenhof nicht. Allen Veränderungen zum Trotz sind die Fachkräfte immer gesucht, früher wie heute. Märkte verändern sich und hinterlassen auch in den Handwerksberufen spuren. „Was heute in ist, ist morgen out“, formuliert Altenhof im Stil der Zeit. Dennoch werde die Individualleistung immer gefragt bleiben, ist er sich sicher.
Scholz übernimmt
Ganz im Sinne der Kontinuität in der Kreishandwerkerschaft übernimmt Wolfgang Scholz die Geschäftsführung der Kreishandwerkerschaft und der Innungen. Der 56-jährige Trutzhainer ist seit 30 Jahren bei der Kreishandwerkerschaft und ist neben Altenhof bereits seit 2009 als stellvertretender Geschäftsführer in der Geschäftsführung tätig. Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, Handwerks- und Bildungspolitik sowie die Eigenbetriebe verantwortet Scholz. „Er bringt viel Erfahrung mit, um die Veränderungsprozesse in der Handwerksorganisation zu meistern“, erklärte Kreishandwerksmeister Frank Michel. Mit fast 1.000 Mitgliedern in 19 Innungen gehört die Kreishandwerkerschaft Schwalm-Eder zu den größeren Kreishandwerkerschaften in Nordhessen. Neben den traditionellen Bereichen Aus- und Weiterbildung, Geschäftsführung und Interessenvertretung der Innungen, unterhält die Kreishandwerkerschaft eine Buch- und Steuerstelle, engagiert sich im Arbeitsschutz und deckt den rechtlichen Bereich für ihre Innungsmitglieder und benachbarte Kreishandwerkerschaften ab. (pm)