Sonntagsspaziergang durch Homberg
HOMBERG. Homberg/Efze ist die Kreisstadt des Schwalm-Eder-Kreises und zugleich eine der wichtigsten in der Geschichte des Landes Hessen und des Protestantismus weltweit. Faszinierend ist schon allein das Stadtpanorama der Stadt, die sich harmonisch um den Burgberg schmiegt. nh24 nimmt Sie mit auf einen sonntäglichen Stadtspaziergang.
Zum Hessentag 2008 hat die Kreisstadt Homberg/Efze ihr Profil geschärft. Das historische Stadtbild rückt in den Fokus. Aus dem einstigen Parkplatz ist wieder ein Marktplatz geworden. Mächtig erhebt sich über ihm die Stadtkirche St. Marien, auch Reformationskirche genannt. Auf einem Mäuerchen davor sitzt Landgraf Philipp I. Beides gehört in Homberg untrennbar zusammen.
Homberger Synode 1526 und die Brüder Grimm
Im Mittelalter war Religion noch Sache der Landesherren und ohne solche, die die Reformation anerkannt hätten, gäbe es heute keine Evangelische Kirche. Am Ende der von Philipp I. initiierten Homberger Synode in der Stadtkirche, führte die Landgrafschaft Hessen im Jahr 1526 offiziell die Reformation ein. Ohne diesen ersten Schritt hätte sich der protestantische Glaube vielleicht nie gegen den mächtigen Klerus durchgesetzt.
Auch die Brüder Grimm haben hier ihre Spuren hinterlassen. Die Plastik von Brüderchen und Schwesterchen auf der unteren Seite des Marktplatzes ist Symbol für die hier angesiedelten Märchenfiguren der nordhessischen Märchensammler. Wer rund um den Marktplatz durch die Gassen schlendert, entdeckt viel Kleinod um die Architektur vergangener Jahrhunderte. Das Gasthaus Krone zum Beispiel, gilt als das älteste in Hessen.
Minas Tirith in Hessen
Der Weg zur Kreisverwaltung eröffnet die ersten schönen Ausblicke und der Rundgang auf der Westseite des Schlossbergs führt ganz allmählich bergauf. Und schließlich wird es immer steiler, bis die Ruine der Hohenburg, die der Stadt den Namen gibt, ins Blickfeld rückt. Wer die Burg zu welcher Zeit erbaut hat, wollte sie den Archäologen und Historikern bisher nicht verraten. Im Jahr 1162 wurde allerdings ein „Rentwich von Hohenburg“ urkundlich erstmals erwähnt. Da stand die Burg aber schon eine ungewisse Zeit. Aus der Luft wirkt die Anlage ein wenig wie Minas Tirith aus dem Herrn der Ringe. 150 Meter tief ist er Burgbrunnen. Tiefere findet man kaum in Deutschland.
Über den Bogen zur Ostseite führt der Weg zurück in die Stadt, vorbei am alten Amtsgericht und dem Rathaus. Richtung Holzhausen geht der Weg über die Hersfelder Straße und die Wassmutshäuser Straße erst bergab und dann wieder bergauf Richtung Bahnhof. Hier sind nur noch die Reste der alten Kanonenbahn zu sehen, die im ausgehenden 19. Jahrhundert vor allem die militärische Logistik unterstützen sollte. Inzwischen ist die Strecke stillgelegt und zugewachsen. Geht es nach dem Willen der Homberger, soll sie als Bahnradweg wieder auferstehen.
Verdammt ich lieb Dich!
Über die Bahnhofstraße kommt man an der früheren Brauerei vorbei zurück in die Stadt in Richtung Marktplatz. Auf dem Weg liegt der Gudesche Saal, die heutige Stadthalle und damit ein weiteres Stück Stadtgeschichte. Gebaut wurde er bereits 1911 und aufwändig restauriert im Jahr 1991. Schräg gegenüber steht die Bundespräsident-Theodor-Heuss-Schule, das alte Gymnasium der Stadt, an dem vor etwa 40 Jahren Matthias Reim sein Abitur gemacht hat. „Verdammt ich lieb Dich“, dürften die meisten Homberger auch zu ihrer Stadt sagen… (Rainer Sander | Schwalm-Eder Spezial/Linus Wittich Medien KG)