Teich in Seigertshausen wurde im Jahr 2014 bereits als gefährlich eingestuft
NEUKIRCHEN|SCHWALMSTADT. Die Polizei hat im Schwalm-Eder-Kreis (7) und in Wiesbaden (1) am Mittwoch mehrere Wohnungen durchsucht. Hintergrund ist ein Ermittlungsverfahren gegen sechs Beschuldigte im Alter von 37 bis 77 Jahren. Ein Tatverdächtiger soll die Zeugen angestiftet haben, im Verfahren wegen fahrlässiger Tötung in drei Fällen vor dem Amtsgericht Schwalmstadt gegen Neukirchens Bürgermeister Klemens Olbrich als Zeugen falsch auszusagen und damit versucht haben, eine Verurteilung zu vereiteln.
Der Bürgermeister der Stadt Neukirchen wurde im Februar 2020 vom Amtsgericht Schwalmstadt wegen fahrlässiger Tötung in drei Fällen erstinstanzlich zu einer vorbehaltenen Geldstrafe verurteilt, nachdem im Sommer 2016 drei Kinder in einem Teich im Neukirchener Stadtteil Neukirchen Seigertshausen ertrunken waren. Gegen dieses noch nicht rechtskräftige Urteil haben der Angeklagte und die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt. Der Fahrlässigkeitsvorwurf beruhte darauf, dass der Teich aufgrund baulicher Veränderungen im Jahr 2014 ein stark erhöhtes Gefährlichkeitspotential aufwies und der Angeklagte in seiner Funktion als Bürgermeister keine Sicherungsmaßnahmen zum Schutz von Personen vor Ertrinken ergriffen hatte.
Hintergrund der aktuellen Ermittlungen ist ein der Staatsanwaltschaft Marburg nunmehr bekanntgewordenes und im Rahmen der Durchsuchung aufgefundenes Schreiben einer Versicherung an die Stadt Neukirchen aus dem Jahre 2014, in dem die Teichanlage für Kinder als verkehrsgefährlich eingestuft und eine Einzäunung des Geländes empfohlen wird, um insbesondere spielende Kinder von der Teichanlage fernzuhalten. Es besteht der Anfangsverdacht, dass die nunmehr Beschuldigten Personen Kenntnis von dieser Risikoanalyse der Versicherung hatten, diese Erkenntnisse aber im Rahmen ihrer Zeugenaussagen vor Gericht trotz expliziter Nachfragen zu vorliegenden Informationen über die potentielle Gefährlichkeit des Teiches durch die Umbaumaßnahmen bewusst verschwiegen haben.
Im Rahmen der Durchsuchungen stellten die Ermittler insbesondere zahlreiche schriftliche Unterlagen und Datenträger sicher. (ots/wal)
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3 Kommentare
Die Wahrheit ausgebremst
Im Dieselskandal ging es VW nie um volle Transparenz und Aufklärung. Nun erspart die Justiz dem Topmanagement einen peinlichen Prozess – und belohnt damit noch die Mauer-Strategie des Konzerns. …. es ist überall das gleiche Lug und Betrug wohin man sieht!!!!
Hoffentlich bekommen die alle eins aufn Deckel. Ist einfach eine Schande, so Leute sollen eigentlich ein Vorbild sein, lügen aber vor Gericht.
Das wirft natürlich gleich ein etwas anderes Licht auf den Fall.
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