Zwei Mitarbeiterinnen aus dem Eben-Ezer berichten
GUDENSBERG. Gesundheits- und Krankenpflegerin Lea-Justine Berle und Lehramtsstudentin Anne-Lysanne Berle haben mehrere Wochen auf einer speziell eingerichteten Quarantänestation im Altenzentrum Eben-Ezer gearbeitet und betreuten die mit dem Coronavirus infizierten Bewohner. In einem Gespräch erzählen die beiden Geschwister, wie sie diese Zeit erlebt haben.
Unterstützung durch Fachpflegekräfte von außen
„Weil sich so viele Pflegekräfte mit dem Virus infiziert hatten, waren wir auf der Quarantänestation ein zusammengewürfeltes Team aus unterschiedlichen Wohnbereichen, was eine große Herausforderung für uns war, da wir weder den Wohnbereich noch die Bewohner gut kannten. Hinzu kam, dass wir anfänglich unterbesetzt waren und viele Überstunden leisten mussten“, berichtet Anne-Lysanne Berle. Demzufolge war es auch gar nicht mehr möglich, einen verlässlichen Dienstplan zu erstellen, ergänzt Lea-Justine Berle, die seit dreieinhalb Jahren im Eben-Ezer arbeitet und im Januar die stellvertretende Wohnbereichsleitung eines anderen Wohnbereichs übernommen hat. „Die Situation verbesserte sich, als wir von zwei Pflegefachkräften vom Landsitz Elfershausen Fachpflegeheim Unterstützung erhielten und von mehreren Krankenschwestern aus der freikirchlichen Gemeinde Gottes, die aus dem süddeutschen Pforzheim angereist waren.“
Körperlich und psychisch an der Belastungsgrenze
Neben den üblichen Pflegemaßnahmen mussten zudem zusätzliche Maßnahmen – wie mehrmals tägliches Fiebermessen aller Bewohner – durchgeführt werden. „Das Arbeiten in voller Schutzkleidung ist extrem anstrengend“, sagt Lea-Justine Berle. „Wenn man mehrere Stunden in einem Schutzoverall arbeitet und eine FFP2-Maske trägt, wird es einem sehr heiß und das Atmen fällt einem schwer.“ Doch nicht nur körperlich, auch psychisch sei man an seine Belastungsgrenze gekommen. „Auch den zum Teil dementen Bewohnern war es schwer, die Situation verständlich zu machen. Hinzu kamen die vielen Telefonanrufe von besorgten Angehörigen und die Ungewissheit, wie sich die Situation weiterentwickelt“, so die beiden Schwestern.
Als Team zusammengewachsen und zusammengehalten
Von außen wurde die Quarantänestation komplett durch die Mitarbeitenden der Hauswirtschaft des Altenzentrums versorgt. „Wir durften ja während der Dienstzeit die Station nicht verlassen. Das Essen wurde geliefert, Wäsche und Müll wurden abgeholt. Wir waren wie auf einer Insel – vollkommen isoliert“, sagt Anne-Lysanne Berle. „Dennoch haben wir uns nie alleingelassen gefühlt. Die Pflegedienstleitung war telefonisch jederzeit erreichbar und wir konnten wichtige Rücksprachen halten. Als Team auf der Quarantänestation sind wir eng zusammengewachsen. Dass wir die Situation gemeistert haben, liegt daran, dass die ganze Einrichtung zusammengehalten hat. Wir haben gemerkt, dass unser Motto ‚Wir sind Eben-Ezer‘ in der schweren Zeit wirklich zutraf.“ (pm)