SCHWALMSTADT. Drei Standorte, drei Konzepte, so sieht es bei der Hephata-Förderschule in Schwalmstadt-Treysa aus. Insgesamt 450 Schülerinnen und Schüler besuchen die staatlich anerkannte Privatschule mit den Förderschwerpunkten emotionale-soziale Entwicklung, Lernen, geistige Entwicklung, körperlich-motorische Entwicklung und kranke Schülerinnen und Schüler.
Die Grundstufe des Standorts Hermann-Schuchard-Schule (HSS) beginnt wie die regulären Grundschulen erst am 2. Juni mit dem Präsenzunterricht. Das betrifft 20 Mädchen und Jungen. Die HSS hat die Förderschwerpunkte geistige Entwicklung sowie körperliche und motorische Entwicklung. Alle anderen Schülerinnen und Schüler des Standorts starten am 18. Mai mit einem Schichtbetrieb.
„In der HSS werden wir fast alle Schülerinnen und Schüler an zwei Tagen pro Woche von 8.15 Uhr bis 12.30 Uhr unterrichten“, sagt Schulleiter Rolf Muster. Die bisherigen Lerngruppen werden geteilt sowie von zwei und bis zu drei Lehrkräften unterrichtet. Daraus ergeben sich insgesamt 20 Lerngruppen. Ergänzt wird der Präsenzunterricht mit Online-Unterricht und auch für einzelne Kinder mit aufsuchendem Unterricht. „Damit haben wir in den vergangenen Wochen schon gute Erfahrungen bei Schülerinnen und Schülern gemacht, die beispielsweise in Wohngruppen der Behindertenhilfe leben. Manchmal standen vier Lehrkräfte auf der einen Zaunseite und neun Schüler auf der anderen und haben Unterrichtsmaterialien besprochen“, so Muster.
Der Nachmittagsbetrieb der HSS – bislang hatte die Schule an drei Tagen bis 15 Uhr geöffnet – entfällt, um die Notbetreuung aufrechterhalten zu können. Dafür haben sich aus der HSS vier Mädchen und Jungen angemeldet. Vom Standort Ludwig-Braun-Schule (LBS) kommen zwei weitere hinzu. „Die Kinder, die für die Notbetreuung angemeldet sind, bleiben dort und wechseln nicht mit dem System ihrer eigentlichen Klasse“, sagt Muster. Sie werden in der Notbetreuung mit den Unterrichtsmaterialien ihrer jeweiligen Stammklasse versorgt.
Die Schülerinnen und Schüler des Standorts Ludwig-Braun-Schule (LBS) kommen mit einem tageweise wechselnden Schichtsystem in die Schule. Jedes Kind hat pro Woche entweder zwei oder drei Tage Unterricht in der Schule, jeweils von 8 Uhr bis 12:05 Uhr. So kommen auch hier 20 Lerngruppen mit jeweils vier bis fünf Schülerinnen und Schülern zusammen. Die beiden Abschlussklassen der LBS, deren Prüfungen ab dem 25. Mai anstehen, haben jeden Tag vollen Unterricht.
Der Nachmittagsunterricht an der LBS entfällt ebenfalls, um den Online-Unterricht, der zusätzlich zum Präsenzunterricht stattfindet, gestalten zu können und auch stundenweise Beschulungen bei Kindern zu Hause zu ermöglichen. Die LBS ist eine staatlich anerkannte Privatschule mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung sowie kranke Schülerinnen und Schüler.
Am Standort Friedrich-Trost-Schule (FTS) bereiten sich seit dem 27. April bereits 25 Schülerinnen und Schüler im Präsenzunterricht auf ihren Haupt-oder Realschulabschluss und ihre Zwischen- oder Abschlussprüfung vor. Die FTS ist in der Regel zuständig für alle Berufsschulpflichtigen, die von der Hephata Diakonie beruflich gefördert oder ausgebildet werden, oder die generell einen sonderpädagogischem Förderbedarf haben. Der Standort zählt insgesamt 176 Schülerinnen und Schüler. Auch hier wird es ein Schichtsystem und einen ergänzenden Online-Unterricht geben.
An allen drei Standorten sind individuelle Pausenzeiten geplant. Dabei wurden Flächen auf den Schulhöfen definiert und bestimmten Gruppen zugewiesen. Für das Tragen eines Nasen-Mundschutzes gibt es eine Empfehlung des Schwalm-Eder-Kreises und auch der Förderschule, aber keine Verpflichtung.
„Mit die größte Herausforderung war es, den Schichtbetrieb der Förderschule auf die Beförderung der Schülerinnen und Schüler zu übertragen“, sagt Muster. Viele Kinder werden von Fahrdiensten mit Kleinbussen oder Taxis gefahren. „Laut einer Verordnung des Schwalm-Eder-Kreises dürfen in den Kleinbussen nur noch maximal vier statt acht und in Taxis nur noch zwei zusätzliche Personen transportiert werden. Wir sind also einzelfallbezogen alle Unterrichtszeiten und Touren durchgegangen und haben diese neu abgestimmt“, so Muster.
Immenhausen: „Wir werden alle Schülerinnen und Schüler ab dem 18. Mai tageweise in der Schule unterrichten können“, sagt Klaus Schenkel, Schulleiter der Dietrich-Bonhoeffer-Schule (DBS) Immenhausen. Die DBS ist eine staatlich anerkannte Privatschule mit den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung sowie eine Haupt- und Realschule. 360 Schülerinnen und Schüler besuchen die Schule an sechs Standorten in Immenhausen, Kaufungen, Rengshausen, Kassel und Wolfhagen.
„Die Vorgaben des Landes Hessen geben sechs Präsenz-Unterrichtsstunden pro Woche und Schüler vor plus Homeschooling. Wir haben jetzt einen Plan für die ersten beiden Wochen erstellt, bis die Hauptschülerinnen und -schüler ihre Prüfungen absolviert haben und nicht mehr an die Schule kommen. Bis dahin hat jeder Schüler und jede Schülerin einen Tag pro Woche Präsenzunterricht.“ Die sieben Abschlussklassen der Stufen 9 und 10 der DBS hatten bereits zum 27. April mit dem Präsenzunterricht begonnen.
Die Kinder werden am Eingang des Schulgeländes von ihren Lehrkräften abgeholt und direkt in den Unterrichtsraum begleitet. Maximal fünf Kinder an Einzeltischen werden gleichzeitig unterrichtet. „Wir haben die Einzeltische so gestellt, dass zwischen den Tischen fast zwei Meter Abstand ist“, so Schenkel. Jede Lerngruppe hat einen festen Raum und Lehrer. Die Pausen werden verkürzt und versetzt stattfinden.
Die DBS stellt den Lehrkräften Atemschutz-Masken zur Verfügung. Die Schüler müssen in der Schule keinen Mund-Nase-Schutz tragen, aber in den Bussen auf dem Weg in die Schule und wieder nach Hause.
Die Notbetreuung der DBS nehmen derzeit fünf Kinder in Anspruch. Diese wird es auch weiterhin geben, allerdings nicht mehr an Feiertagen. „Die Notbetreuung wird jeden Tag so lange angeboten, wie der betreffende Schüler im Normalfall Unterricht hätte. Findet der Präsenzunterricht statt, geht der Schüler aus der Notbetreuung raus. Hat er keinen Präsenzunterricht, ist wieder die Notbetreuung dran“, sagt Schenkel.
Akademie
Der Präsenzunterricht an der Hephata-Akademie für soziale Berufe in Schwalmstadt-Treysa beginnt am 2. Juni mit einem Konzept, das Unterricht in kleinen Gruppengrößen ermöglicht. Bis dahin und auch danach gibt es einen Mix aus Präsenz- und virtuellem Unterricht. „Um allen Herausforderungen zu begegnen und die räumlichen Möglichkeiten gut zu nutzen, arbeiten wir an spezifischen Lösungen für jede Klasse“, so Privatdozent Pfarrer Dr. Martin Sander-Gaiser, Leiter der Akademie.
Bereits seit dem 4. Mai sind 50 angehende Erzieherinnen und Erzieher sowie 25 Absolventen der Altenpflege-Ausbildung wieder im Unterricht in den Räumen der Akademie. Sie bereiten sich auf ihre Abschlussprüfungen vor, die Ende Mai und im September stattfinden. „Das Thema sichere Prüfungen hat uns in den vergangenen Wochen sehr beschäftigt“, so Sander-Gaiser. Diese fänden nun in größeren, durchlüfteten Räumen und mit mindestens zwei Metern Abstand statt. „Für Absolventen von Risikogruppen haben wir noch mal speziellere Regelungen. Hier werden nur jeweils zwei Prüflinge zusammen in einem Raum sein. Wenn wir aus Sicherheitsgründen von der Prüfungsordnung abweichen müssen, halten wir Rücksprache mit dem Schulamt. Dort wiederum wartet man auf Erlässe, zur Lockerung der Prüfungsordnungen an den Schulen.“
Risikogruppen – das Stichwort betrifft zum einen auch sechs Dozenten der Akademie, die keinen Präsenzunterricht halten werden. Und zum anderen auch die Klienten der Schülerinnen und Schülern. Fast alle Schülerinnen und Schüler arbeiten während der Ausbildung in pflegenden und sozialen Berufen. Mehr als die Hälfte stehen laut Sander-Gaiser dabei in Kontakt mit Menschen, die als besonders gefährdet für einen schweren Verlauf von Covid-19 gelten.
„Aufgrund dieser speziellen Problematiken wird an der Akademie der Online-Unterricht auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen“, so Sander-Gaiser. Derzeit werde über ein Konzept beraten, dass die Online-Übertragung, also das Streamen, mit Live-Chat, von Präsenzunterricht ermöglicht, um möglichst alle Schülerinnen und Schüler, Dozentinnen und Dozenten einbinden zu können.
Die Akademie setzt zudem auf die Pflicht, in den Fluren einen Mund-Nase-Schutz zu tragen, und auf die Entscheidung der betreffenden Dozenten, ob dies auch im Präsenzunterricht so sein soll. Sicherheitsauflagen gelten auch für die Bibliothek der Akademie. Diese ist geöffnet, es dürfen sich jedoch dort nur fünf Nutzer auf einmal aufhalten. Die Ausleihe und Rückgabe von Büchern findet ohne direkten Kontakt statt.
KiTa
„Wir warten darauf genauer zu erfahren, was ein „eingeschränkter Regelbetrieb“ bedeutet. Denn davon hängt ab, wie viele Kinder wir betreuen können“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Anne Bertelt, Leiterin der Integrativen Kindertagesstätte (KiTa) Hephatas. Die KiTa in Schwalmstadt-Treysa soll zum 2. Juni zum „eingeschränkten Regelbetrieb“ zurückkehren.
„Wir hoffen, dass dann auf jeden Fall die Schulanfänger wieder in die KiTa kommen können, um den Übergang in die Schule vorzubereiten. Zum Glück gibt der Schwalm-Eder-Kreis nicht mehr eine Gruppengröße von maximal vier Kindern vor. Das ermöglicht uns etwas mehr Spielraum. Die Devise lautet aber immer noch: Je kleiner die Gruppengröße, desto besser. Bei den größeren Kindern können wir nun bis zu acht Kinder in einer Gruppe betreuen“, so Bertelt.
Insgesamt 15 Schulanfänger-Kinder hat die KiTa, sechs davon haben bereits zurückgemeldet, ab dem 2. Juni wieder in die KiTa kommen zu wollen. „Wir planen deswegen für die Schulanfänger derzeit eine Gruppe von sechs Kindern. Die anderen neun Kinder, von denen ich noch keine Rückmeldung habe, werde ich in den nächsten Tagen anrufen.“
Für die Notbetreuung sind ab kommender Woche 24 Kinder angemeldet. „Das ist gut händelbar. Aber wenn alle Kinder zurückkommen, ist es das nicht mehr“, sagt Anne Bertelt. 65 Mädchen und Jungen besuchen die KiTa regulär. Mittlerweile hat das Team zusätzlich zu den vier Gruppenräumen den Werkraum und die Turnhalle umgestaltet. „Denkbar wäre es, noch mehr Räume umzufunktionieren und auch eine Waldgruppe anzubieten. Das Problem ist eher ein personelles. Unter anderem, weil unsere Integrationskinder einen größeren Betreuungsbedarf haben“, sagt Bertelt. Spätestens dann müsste sie die vier Kolleginnen, die derzeit in der Behindertenhilfe und Jugendhilfe Hephatas aushelfen, wieder zurück in die KiTa holen.
„Wir haben jetzt erst mal beschlossen, die KiTa-Gebühren und Nebenkostenpauschale für den Monat Mai für alle Eltern auszusetzen. Schön wäre es, wenn wir ab dem 2. Juni die Betreuung für möglichst viele, bestenfalls alle Kinder wieder anbieten könnten.“ (pm)