MARBURG. Im Bildungszentrum des DRK Rettungsdienst Mittelhessen (BZ) hat das Team beanspruchende und gleichzeitig hochproduktive Wochen hinter sich. Pandemie bedingt wurde der Präsenzbetrieb der staatlich anerkannten Rettungsdienstschule im März eingestellt. Zeitgleich stellte sich der DRK-Rettungsdienst Mittelhessen auf den Pandemiebetrieb ein. Dabei wurden u.a. auch Arbeitsabläufe für den Einsatzdienst verändert.
Um auch den Mitarbeitenden im Einsatzdienst Unterstützung zu leisten, werden im BZ aktuell dringend erforderliche Einweisungen als Lehrfilme umgesetzt. Sie werden über eine E-Learning-Plattform verlinkt, beschreiben Abläufe und helfen, meist praktische Handlungen plastisch darzustellen. „Lehrfilme in Kombination mit didaktisch durchdachten Aufgabenpaketen sind hier derzeit eine der besten Möglichkeiten, wie wir flächendeckend und sicher schulen können“, meint Schulleiter Andrè Gerke. Aufgrund der strengen Sicherheitsbestimmungen ist praktisches, gemeinsames Üben von Einsatzkräften derzeit nur für Abschlussklassen möglich. Geänderte Abläufe können aber gut im Video dargestellt und auch besser verinnerlicht werden als beim Lesen.
In Kooperation u. a. mit Betriebsleitung und medizinischer Leitung erstellen die von Lehrkräften Drehbücher, die speziell auf die aktuellen Anforderungen abgestimmt sind, wie z.B. Atemwegsmanagement oder Reanimation bei infektiösen Patienten. Erste Videos konnten bereits in Zusammenarbeit mit einem jungen, lokalen Filmteam fertiggestellt werden. Weitere Filme sind in Arbeit.
Weil Fachkräfte für den Einsatzdienst dringend benötigt werden, wurde auch der Unterricht in den aktuell laufenden Kursen auf OnlineUnterricht umgestellt. Positive Erfahrungen gab es bereits mit einer eigenen E-Learning-Plattform – zusätzliche Möglichkeiten mussten an den Start gebracht werden, um auch auf Distanz unterrichten zu können. „Das war schon ein Kraftakt“, bestätigt André Gerke. „Unser Team hat die Umstellung binnen kurzer Zeit gemeistert und stellt jetzt fest, dass das Unterrichten sehr gut funktioniert. Die Veränderung hin zu mehr digitalen Lernformen sehen wir als eine große Chance auch für den künftigen Schulbetrieb.“ Das bestätigen auch die Notfallsanitäter-Azubis des 3. Lehrjahres. In den kürzlich durchgeführten Übernahmegesprächen lobten sie die Gestaltung des Teleunterrichts, die Möglichkeit, sich in der Ruhe zu Hause gut zu konzentrieren und so die Lernziele besser zu erreichen. Als Ergänzung zum Präsenzunterricht würden sie auch in Zukunft die Online-Beschulung zu bestimmten Themengebieten begrüßen.
Da nicht alles durch Videos und Onlinetutorials abgebildet werden kann, müssen teilweise praktische Anteile des schulischen Unterrichts später nachgeholt werden, genauso wie die praktischen Anteile der Ausbildung an den Lernorten Krankenhaus und Rettungswache. Die Umsetzung dafür kann erst in Angriff genommen werden, wenn klar ist, was durch die Pandemie wirklich alles in Verzug gekommen ist. Gerke ist optimistisch, dass man auch dafür Wege finden wird, damit die notwendige Handlungskompetenz für die zukünftigen Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter aufgebaut werden kann. „Wir sind in einer sehr konstruktiven Abstimmung mit unserer aufsichtführenden Behörde, dem Regierungspräsidium Darmstadt, und haben als gemeinsames Ziel, dass die Nachwuchskräfte dem Einsatzdienst wie geplant zur Verfügung stehen sollen“, erklärt er.
Sehr stolz ist der Schulleiter auf die Leistung seines Teams: „Wir entwickeln unter Zeitdruck das, was wir sonst über einen deutlich längeren Zeitraum aufgebaut hätten. Wir schaffen das nur, weil ausnahmslos alle begeistert und hoch motiviert in die Umsetzung eingestiegen sind und weiter durchhalten. Wir haben bereits enorm viel erreicht. Für längere Zeiten in der Pandemie und einen dauerhaften Einsatz dieser Lernformen im Schulbetrieb liegen aber noch viel Grundlagenarbeit und Abstimmung vor uns.“ (pm)