Evangelische Jugendarbeit mit kreativen Ideen in der Corona-Krise
KASSEL|SCHWALMSTADT. Die Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck beschäftigt zwischen Bad Karlshafen im Norden und Hanau im Süden rund 180 hauptamtliche pädagogische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen allein in der Kinder- und Jugendarbeit. Doch was bleibt diesen zu tun, wenn in Corona-Zeiten das Gemeindehaus oder der Jugendclub geschlossen bleiben müssen?
Kann Kinder- und Jugendarbeit ohne die Möglichkeiten eines Treffpunkts, ohne physische Begegnung überhaupt funktionieren? – „Genau vor diesen schwierigen Fragen standen und stehen wir,“ sagt Pfarrer Oliver Teufel, Leiter des Referats Kinder- und Jugendarbeit im Landeskirchenamt in Kassel. Klar sei nur eins gewesen: „Gerade in einer Krise sind die sozial-diakonischen Angebote der Kinder- und Jugendarbeit wohl wichtiger denn je.“
Nach über einem Monat des Corona-Lockdowns zieht Teufel eine durchaus positive Zwischenbilanz: Mit erstaunlicher Kreativität seien die Kolleginnen und Kollegen überall in der Landeskirche mit der neuen Situation und all ihren Einschränkungen umgegangen. Auf der eigens eingerichteten Corona-Homepage des kirchlichen Jugendreferats werden die vielfältigen Ideen und Projekte der Jugendarbeiter vor Ort zentral gesammelt und können so allen anderen zur Inspiration und zum Nachmachen dienen. (www.ejkw.de)
Und die Bandbreite ist groß: Vom Mega-YouTube-Chor, der unter Leitung von Jugenddiakon Marc Dobat im Kirchenkreis Eschwege passend zum Aufruf zu Hause zu bleiben, den Lobpreis-Hit „Jesus in my house“ vielstimmig in die je eigenen Webcams schmettert (https://youtu.be/tnZ8eqpWAwQ) bis hin zu einem Einkaufsservice für Senioren und gefährdete Menschen, den die Evangelische Jugend Franz von Roques in Schwalmstadt organisiert (https://www.kirche-fvr.de/wp-content/uploads/2020/03/Arche-Einkaufsservice.pdf) – wir berichteten HIER. In Kassel startete die Evangelische Jugend einen eigenen Discord-Server, auf dem sich Jugendgruppen nun online treffen und organisieren können (https://www.ev-jugend-ks.de), in Marburg und Hanau öffneten sogar die Jugendzentren digital ihre Räume.
„Am wichtigsten ist es, ansprechbar und erreichbar zu bleiben“, sagt Teufel, zumal die CoronaKrise auch besondere Beratungs- und Seelsorgebedarfe für Kinder- und Jugendliche aber auch deren Eltern mit sich bringe: „Da wird jetzt viel gechattet und telefoniert. Und manchmal muss es auch ein echtes Zweiergespräch sein, dann trifft man sich mit dem Jugendmitarbeiter vielleicht einfach mal auf einen Spaziergang an der frischen Luft.“ Um dem Quarantäne-Koller entgegen zu wirken und Familien bei der Betreuung und Beschäftigung der Kinder zu unterstützen, werden nun mancherorts Bastelanleitungen verschickt oder virtuelle Schnitzeljagden veranstaltet. Per Videokonferenz treffen sich Jugendliche zum ImproTheater, zum gemeinsamen Kochen oder Spielen: „Sogar das beliebte Werwolf-Spiel kann man so zusammen machen!“
Doch nicht nur Spiel und Spaß, auch spirituelle Angebote der Evangelischen Jugendarbeit werden in ganz neuen, digitalen Formaten verwirklicht: Zu Hause am Computer werkeln Jugendliche gemeinsam an ihren eigenen Traum-Kirchen im digitalen Minecraft-Stil und feiern darin interaktive Online-Andachten. Einer Konfirmandengruppe gelang pünktlich zu Ostern auf diese Weise sogar ein ziemlich detailgetreuer Nachbau des Tempels von Jerusalem. (https://youtu.be/l_d6-oDgZkc) „Das sind alles großartige Aktionen und Ideen“, findet Teufel. In den kommenden Wochen und Monaten aber müsse sich nun zeigen, was davon dauerhaft trägt und wie sich kirchliche Jugendarbeit unter Pandemie-Bedingungen auch mittel- und langfristig neu organisieren ließe. „Das bleibt eine große Herausforderung.“ (pm)