BAD ZWESTEN. Die Heilbäder und Kurorte in Hessen blicken sorgenvoll in die Zukunft. Mit ihrer Aufgabe als Zentren für Prävention geht eine kosten- und personalintensive Struktur einher, die besonders die als Risikogruppe eingeschätzte Generation 60 + zu schätzen weiß.
Doch das ist nicht alles, denn die Heilbäder und Kurorte beheimaten über 90 Prozent der in Hessen ansässigen Reha-Kliniken, denen in diesen Tagen eine besondere Rolle zukommt.
Um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern, sind zwar Ende März im Deutschen Bundestag mehrere Maßnahmenpakete – auch für die medizinische Rehabilitation – beschlossen worden. Doch dieses Paket sieht der Hessische Heilbäderverband als unzureichend und undurchsichtig an. „Wir halten eine Gleichstellung für die medizinische Reha der gesetzlichen Träger und der Krankenkassen für elementar“, weist der Vorsitzende des Hessischen Heilbäderverbandes auf das Ungleichgewicht der unterschiedlichen Institutionen hin. „Während die gesetzlichen Reha-Träger Zuschüsse in Höhe von 75 Prozent der durchschnittlichen monatlichen Zahlungen in den letzten zwölf Monaten erhalten, stehen den Krankenkassen Ausgleichszahlungen von 60 Prozent der Erlösausfälle zu. Ohnehin sei diese Unterstützung viel zu niedrig. Der Hessische Heilbäderverband fordert deshalb eine Unterstützung von mindestens 80 % der entgangenen Einnahmen“, so Köhler.
Die Reha-Kliniken sind für die Heilbäder und Kurorte in Hessen bedeutende Partner. Mit ihren Angeboten bürgen sie für eine hohe medizinische Kompetenz und tragen zu einem wesentlichen Teil zur medizinischen Grundversorgung gerade in den ländlichen Räumen bei. 40.000 nicht exportierbare Arbeitsplätze sowie eine branchenübergreifende Wirtschaftskraft mit über 2,2 Milliarden Euro Bruttoumsatz allein in Hessen, die auch von den Kliniken und ihren Gästen ausgeht, leisten in den prädikatisierten Orten einen hohen Deckungsbeitrag. „Sollten Reha-Kliniken durch die Folgen der Pandemie in Insolvenz geraten und keine kurtaxpflichtigen Übernachtungen mehr generieren können, hat dies katastrophale Auswirkungen auf die Haushalte der prädikatisierten Orte“, erläutert Michael Köhler die Sorgen des Hessischen Heilbäderverbandes. Bereits jetzt verzeichnen die Heilbäder und Kurorte in Hessen durch die staatlichen Eingriffe einen drastischen Rückgang an Kurtaxe, der sich bisher auf über eine Million Euro beziffert.
Mit Blick auf die dynamische Situation werden die Bedenken größer: Denn die bisher vorhandenen Kapazitäten der Krankenhäuser werden voraussichtlich nicht ausreichen, um eine angemessene Versorgung der Patienten sicherzustellen. Deshalb sollen zukünftig Reha-Kliniken gleich den Krankenhäusern Betroffene aufnehmen. Gleichzeitig muss jedoch auch die Versorgung von Kurzzeit-Reha-Patienten sichergestellt werden. So entstehen in einem sehr kurzen Zeitraum viele Einzelfragen, die geklärt werden müssen.
„Wir wollen mit unseren Heilbädern und Kurorten auch zukünftig die Aufgabe für Prävention und Rehabilitation im deutschen Gesundheitssystem erfüllen“, unterstreicht Michael Köhler die Bedeutung des Kur- und Bäderwesens. „Dafür brauchen die Reha-Einrichtungen Antwort auf ihre dringenden Fragen, alle Partner schnelle Liquidität und wir brauchen ein klares Bekenntnis zu den Heilbädern und Kurorten als Wirtschafts- und Gesundheitsstandorte. Dazu zählt auch eine angemessene Erhöhung der Schlüsselzuweisungen für die prädikatisierten Orte.“
„Wir alle stehen vor immensen Herausforderungen“, betont Almut Boller, die Geschäftsführerin des Hessischen Heilbäderverbandes. „Den Heilbädern und Kurorten kommt dabei mit ihrer Aufgabe, die Prävention und Rehabilitation für die Bevölkerung sicherzustellen, eine Sonderrolle zu. Es sind gerade die Risikogruppen die in den Orten, die sich durch die Natürlichen Heilmittel und die medizinische Kompetenz auszeichnen, Heilung suchen. Doch es ist völlig offen, wann die Generation 60 + wieder uneingeschränkt auf Reisen gehen kann.“ (pm)